Die Industrie- und Handelskammer Bodensee-Oberschwaben (IHK) lud gemeinsam mit der Verallia Deutschland AG die beiden Grünen-Landtagsabgeordneten Petra Krebs und Jutta Niemann zu einem Austausch am Firmensitz in Bad Wurzach ein. Im Zentrum des Gesprächs standen die Herausforderungen der Energieversorgung und mögliche Lösungen für Unternehmen in der Region.
„Wir freuen uns, dass die Abgeordneten Niemann und Krebs der Einladung gefolgt sind und sich so vor Ort im Unternehmen die aktuellen Herausforderungen der Energiewende von uns aufzeigen lassen“, erklärte Matthias Mönnighoff, Leiter Energie und Energietransformation bei Verallia.
Energiewende: Hoher Strombedarf und fehlende Anschlusskapazitäten
Die Verallia Deutschland AG, ein Hersteller von Glasverpackungen, zählt zu den besonders energieintensiven Unternehmen. Die Umstellung der Schmelzwannen auf eine Grünstrom-Befeuerung soll die Produktion klimafreundlicher machen. Doch diese Elektrifizierung treibt den Strombedarf massiv in die Höhe.
„In den kommenden 15 Jahren steigt der Bedarf für Grünstrom für Verallia Deutschland insgesamt um das über Fünffache“, erläutert Mönnighoff. Am Standort Bad Wurzach fehlt es jedoch an der nötigen Anschlusskapazität. Der notwendige 110kV-Anschluss würde Investitionen von über 20 Millionen Euro erfordern – Kosten, die Verallia allein kaum stemmen kann.
IHK warnt: „Stromnetzausbau ist der Flaschenhals der Energiewende“
Stefan Kesenheimer, IHK-Bereichsleiter für Unternehmensförderung und Regionalentwicklung, sieht den unzureichenden Stromnetzausbau als zentrales Problem:
„Ohne Netzausbau kann der dezentrale Ausbau erneuerbarer Energien nicht vorangehen und die Elektrifizierung gerät ins Stocken.“ Besonders problematisch sei die Intransparenz der Kostenberechnung in unterschiedlichen Netzgebieten, was Unternehmen zusätzlich verunsichere.
Planungsunsicherheit gefährdet Investitionen und Standorte
Neben den hohen Anschlusskosten sorgt auch die Planungsunsicherheit für Schwierigkeiten. Oftmals können Unternehmen nicht verlässlich einschätzen, wann ein Netzanschluss verfügbar sein wird. Zeithorizonte von bis zu zehn Jahren sind keine Seltenheit – ein großes Risiko für Investitionen und Standortentscheidungen.
„Kein Unternehmen kann so Projekte und Transformationsprozesse solide planen. Es ist realistischer, ein Projekt zu stoppen oder den Standort zu verlagern“, so Kesenheimer weiter.
Politik verspricht Unterstützung: Task Force im Umweltministerium aktiv
Die Landtagsabgeordneten Petra Krebs und Jutta Niemann zeigten sich offen für die Anliegen der Unternehmen. „Unternehmensstandorte dürfen keinesfalls geschwächt werden“, betonte Niemann.
Krebs ergänzte: „Es ist verständlich, dass zu hohe Anschlusskosten Unternehmen bei der Elektrifizierung behindern. Hier muss das Gespräch mit den Netzbetreibern gesucht werden.“
Fazit: Netzausbau und politische Unterstützung sind entscheidend
Alle Beteiligten zogen ein positives Fazit des Treffens. Politik und Wirtschaft müssten enger zusammenarbeiten, um die Herausforderungen der Energiewende zu meistern. Der Netzausbau müsse schneller, verbindlicher und transparenter laufen, damit Unternehmen nicht die Last der Energiewende allein tragen.
Ein erster Schritt sei getan – doch es bedarf weiterer konkreter Maßnahmen, um die Wettbewerbsfähigkeit der regionalen Unternehmen langfristig zu sichern.
(Quelle: IHK Bodensee-Oberschwaben)