IHK-Konjunkturumfrage Frühjahr 2025 Unternehmen im Landkreis Lindau sehen verschlechterte Geschäftslage

Unternehmen im Landkreis Lindau sehen verschlechterte Geschäftslage
Sehen die heimische Wirtschaft trotz verschlechterter Umfragedaten bis zum Jahresende wieder in einem leichten Aufwärtstrend (von links): Rolf Thomann, Vorsitzender der Regionalversammlung Lindau-Bodensee, IHK-Regionalgeschäftsführerin Annalena Haußer und IHK-Vorstandsmitglied Sebastian Gruber. (Bild: Ulrich Stock)

Anders als die Unternehmen in Bayerisch-Schwaben insgesamt zeigten sich die im Landkreis Lindau angesiedelten Betriebe beim Blick auf die wirtschaftliche Entwicklung zuletzt überwiegend skeptisch. Das geht aus der aktuellen Konjunkturumfrage der IHK-Schwaben (1. bis 23. April) hervor. Demnach haben sich die Geschäftslage wie auch die Erwartungen der regionalen Wirtschaft im Frühjahr spürbar verschlechtert. Nun sei es an der neuen Bundesregierung, „durch wirtschaftsfreundliche Maßnahmen Vertrauen zurückzugewinnen“, betonte Rolf Thomann, Vorsitzender der IHK-Regionalversammlung Lindau-Bodensee, bei der Vorstellung der aktuellen Ergebnisse vor Medienvertretern in Lindau.

Der IHK-Konjunkturindex für Lindau, der sowohl die aktuelle Geschäftslage als auch die Erwartungen der heimischen Unternehmen aus Produktion, Handel und Dienstleistungen abbildet, sei im Vergleich zum Jahresbeginn um 12 Punkte auf 90 Punkte gesunken, berichtete IHK-Regionalgeschäftsführerin Annalena Haußer. Damit liege er wieder unter der psychologisch wichtigen Wachstumsschwelle von 100 Punkten. Im Vergleich zum bayerisch-schwäbischen IHK-Konjunkturindex von aktuell 104 Punkten schneide die regionale Stimmung unterdurchschnittlich ab. Auch mit Blick auf das gesamte Allgäu, dessen IHK-Konjunkturindex 102 Punkte beträgt, stehe der Landkreis Lindau schlechter dar, erklärte die Regionalgeschäftsführerin.  

„Viel Psychologie“

Für den starken Einbruch dürfte es, so Haußer weiter, mehrere Gründe geben: „Zum einen lag die Erwartungshaltung in der Region Lindau bei der letzten Umfrage deutlich über dem Durchschnitt – wir sehen hier möglicherweise eine Korrektur. Zum anderen fließt in die wirtschaftliche Erwartungsbildung immer auch viel Psychologie ein.“ Wahrscheinlich dürfte sich aber auch die aktuelle Unsicherheit, insbesondere im Automotive-Sektor, spürbar auf die Stimmung in der Region ausgewirkt haben, die bekanntlich eng mit dieser Branche verbunden ist.

Weitere Eckdaten der Konjunkturumfrage zeigen, wie sich die wirtschaftliche Situation im Landkreis Lindau zuletzt verändert hat. Während zum Jahresbeginn noch 40 Prozent der Unternehmen ihre Geschäftslage als „gut“ bewerteten, waren es im April nur noch 21 Prozent. Zugleich stieg der Anteil der Betriebe, die ihre Situation als lediglich „befriedigend“ einschätzen, auf 50 Prozent (zuvor: 33 Prozent).

Die beiden Grafiken zeigen, dass die Unternehmen im Landkreis Lindau ihre Geschäftslage und ihre Erwartungen im Vergleich zum Jahresbeginn schlechter beurteilen.
Die beiden Grafiken zeigen, dass die Unternehmen im Landkreis Lindau ihre Geschäftslage und ihre Erwartungen im Vergleich zum Jahresbeginn schlechter beurteilen. (Grafiken: IHK/ Repro: Stock)

Aussichten bleiben verhalten

Zwar ist der Anteil der Unternehmen, die mit einer Verbesserung der Geschäftslage rechnen, gegenüber Jahresbeginn von 12 Prozent auf 18 Prozent leicht gestiegen, doch überwiegt weiterhin die Skepsis. 29 Prozent der Betriebe gehen von einer weiteren Verschlechterung aus – ein Anstieg um neun Prozentpunkte. Die Mehrheit (53 Prozent) rechnet zumindest mit einer stabilen Entwicklung.

Von der neuen Bundesregierung erwarte er sich eine deutliche Verbesserung der wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen, erklärte Rolf Thomann. In der Wirtschafts- und Energiepolitik setze der Koalitionsvertrag von Union und SPD wichtige Impulse. Während sich beim Thema Arbeitskräftemangel sowohl positive Ansätze als auch Schwächen zeigten, bleibe das „Risiko überhöhter Arbeitskosten jedoch ungelöst“, fügte der Vorsitzende der Regionalversammlung Lindau-Bodensee hinzu.

Allerdings könnten mit der Inlandsnachfrage allein „die Arbeitsplätze und damit der Wohlstand unserer Region nicht aufrechterhalten“ werden, so Thomann weiter. Gerade weil die heimische Industrie als „tragende Säule der regionalen Wirtschaft“ mit einer Exportquote von 44 Prozent auf Geschäfte mit dem Ausland angewiesen sei, setzen die regionalen Unternehmen laut Konjunkturumfrage „auf Verhandlungen mit der US-Regierung, auf eine Vertiefung des EU-Binnenmarktes und auf neue Handelsabkommen der Europäischen Union.

Leichter Optimismus

Wie sich die Wirtschaft in den kommenden Monaten entwickeln wird, darauf wollten sich die regionale IHK-Spitze nicht konkret festlegen. Nur so viel: Wenn die Bundesregierung die psychologisch wichtigen und richtigen Impulse setzt, sollte sich die Konjunktur bis zum Jahresende „leicht aufwärts bewegen“, so die Einschätzung von Thomann. Selbstverständlich werde diese Entwicklung, je nach Branche, recht unterschiedlich ausfallen, ergänzte Sebastian Gruber, IHK-Vorstandsmitglied und Geschäftsführer der CheckTec GmbH (Lindenberg). Bei seinem Unternehmen, einem Dienstleister für System- und Informationstechnik, hänge dies nicht unwesentlich davon ab, ob die bisherigen Förderprogramme fortgesetzt werden oder auslaufen.