Hochgenuss aus der Tiefe des Bodensees Lindauer Seewasserwerk liefert jährlich rund 60.000 Badewannen voll sauberstes Trinkwasser

Etwa fünf Millionen Menschen beziehen ihr Trinkwasser täglich in ausgezeichneter Qualität aus dem See.
Etwa fünf Millionen Menschen beziehen ihr Trinkwasser täglich in ausgezeichneter Qualität aus dem See. (Bild; Stadtwerke Lindau)

254 Meter misst der Bodensee an seiner tiefsten Stelle zwischen Fischbach und dem schweizerischen Uttwil. Mit seiner maximalen Länge von 63 km und 14 km Breite ist der Bodensee nicht nur der größte See Deutschlands sondern auch das bedeutendste Trinkwasserreservoir Europas. Das entspricht einer Oberfläche von 536 km2. Rund 50 Milliarden m3 Wasser passen in den See.

Den See teilen sich die drei Anrainerstaaten Deutschland (Uferlänge 173 km), Schweiz (72 km) und Österreich (28 km).

Fünf Millionen Menschen nutzen täglich Wasser aus dem Bodensee

Etwa fünf Millionen Menschen beziehen ihr Trinkwasser täglich in ausgezeichneter Qualität aus dem See. Das Wasser des Sees ist wunderbar kühl, schmeckt prima und ist hygienisch absolut einwandfrei.

Die 17 Wasserwerke um den See könnten sich keine bessere Grundlage für ihr Trinkwasser wünschen. Das Seewasserwerk in Nonnenhorn, das die Gemeinden von Kressbronn, Nonnenhorn, Wasserburg, Bodolz, Lindau bis zur österreichischen Grenze mit Trinkwasser versorgt, ist eines davon. Ungefähr 40.000 Menschen nutzen das Wasser aus dem Nonnenhorner Wasserwerk.

Ausgezeichnete Wasserqualität

Aus 60 Meter Tiefe pumpt man das Wasser zur Aufbereitung durch eine Vorfilteranlage in das Seewasserwerk. Das ohnehin nahezu keimfreie Wasser wird mit Ozon behandelt, durchläuft eine Nachfilteranlage und eine Desinfektion in einer zusätzlichen Sicherheitsstufe. Dabei kommt stets die neueste Technologie zum Einsatz. In den Filtern finden Feststoffe wie Bims und Quarzsand Verwendung. UV-Licht sorgt dafür, dass Mikroorganismen wie Viren und Bakterien gestoppt werden.

Nach § 11 der aktuellen Trinkwasserverordnung dürfen die Stadtwerke zur Gewinnung, Aufbereitung und Verteilung des Wassers nur solche Stoffe verwenden,  die in der Liste des Bundesministeriums für Gesundheit enthalten sind.

Sauber und frisch wie ein Gebirgsbach

Das Ergebnis sprudelt dann absolut sauber und frisch wie ein Gebirgsbach aus den Wasserhähnen. Das Wasser ist wegen seines niedrigen Nitratgehaltes problemlos auch für die Zubereitung von Säuglingsnahrung geeignet.

Vom Wasserwerk in Nonnenhorn gelangt das Wasser mittels Pumpen in verschiedene Hochbehälter, um ein entsprechendes Gefälle zu erzeugen. Dieses Gefälle sorgt dafür, dass unser Wasser mit dem entsprechenden Druck in das Versorgungsgebiet und die Häuser geleitet wird.

Geschäftsführer Hannes Rösch mit Leiter des Bereichs Netze & Anlagen, Stephan Fischer.
Geschäftsführer Hannes Rösch mit Leiter des Bereichs Netze & Anlagen, Stephan Fischer. (Bild; Stadtwerke Lindau)

Etwa 180 km lang ist das Verteilernetz, das die Lindauer Stadtwerke, die für die Bereitstellung von Trinkwasser zuständig und verantwortlich sind, nutzen.

Rund 95 % des Trinkwassers stellt die Wasserversorgung in Nonnenhorn zur Verfügung. Die restlichen 5 % stammen von anderen Versorgen wie z.B. dem Zweckverband Handwerksgruppe. Das erklärt die unterschiedlichen Härtegrade.

Wenn der Betriebsleiter im Seewasserwerk, Georg Gewinner, seinen Dienst beginnt, ist das für ihn eher schon Berufung als Beruf. Er liebt seinen Job im Wasserwerk und ist stolz, stets sauberes und absolut reines Wasser produzieren und zur Verfügung stellen zu können.

Im Werk arbeitet auch ein Laborant, der die gleichbleibende Qualität im gesamten Netz stets kontrolliert.

Wasserqualität nahm nach dem Krieg ab

Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Wasserqualität im Bodensee kontinuierlich ab. Schuld daran waren die Phosphate, die aus Waschmitteln stammten. Die Internationale Gewässerschutzkommission leitete daraufhin Gegenmaßnahmen ein. Zahlreiche Kläranlagen rund um den See wurden gebaut, einige entsprechend modernisiert. Der Erfolg ließ nicht lange auf sich warten: Seit 1979 ging die Phosphatkonzentration spürbar zurück und hat heute fast schon wieder ihren natürlichen Wert erreicht.

Des einen Freud, des anderen Leid: Die Erträge der Bodenseefischer sind empfindlich zurückgegangen. Sie steigen auf die Barrikaden und fordern vehement, dass der Phosphatgehalt im Bodensee geringfügig wieder erhöht wird, um die Futtersituation für die Fische wieder zu verbessern. Dies gilt besonders für den „Brotfisch“ der Fischer, das Bodenseefelchen.

Kormorane machen den Fischern zusätzlich Konkurrenz

Die immer weiter zunehmenden Bestände der Kormorane tun ein übriges. Die Vögel haben keine natürlichen Feinde und vermehren sich derzeit stark. Sogenannte „Vergrämungsaktionen“ und genehmigte Abschüsse hatten nicht den gewünschten Erfolg. Kormorane fressen am Tag bis zu 700 Gramm Fisch.

2018 gab es am Baden-Württembergischen Seeufer rund 420 Kormoran-Brutpaare. Vergangenes Jahr zählten die Ornithologen über 600, knapp 180 Brutpaare mehr. Eine Reduzierung der Bestände befindet sich in der aktuellen Diskussion.

Die Kormorane haben keine natürlichen Feinde und vermehren sich derzeit stark.
Die Kormorane haben keine natürlichen Feinde und vermehren sich derzeit stark. (Bild: picture alliance / imageBROKER | alimdi / Arterra)

Die Gewässerschützer in allen drei Staaten sind strikt gegen eine Erhöhung des Phosphatgehaltes, zumal die Klimaerwärmung auch dem Bodensee künftig zusetzen dürfte.

Der Klimawandel wird in den künftigen Jahren ohnehin für eine ungleiche Verteilung der Niederschläge sorgen. Seit dem Jahr 2000 hat Deutschland insgesamt so viel Wasser verloren, wie der Bodensee fasst.

Klimawandel auch am Bodensee spürbar

Auch am und im Bodensee spürt man längst den Klimawandel. Extreme Wettersituationen sind längst an der Tagesordnung. Der Wasserstand hat derzeit schon fast beängstigend niedrige Ausmaße angenommen. Fehlende Niederschläge (auch als Schnee in den Alpen) und der milde Winter haben dafür gesorgt, dass weite Landzungen in den See hinausragen. Noch hat das aber keine gefährlichen Ausmaße für den Trinkwasserspeicher Bodensee angenommen.

Aber immerhin sind in den vergangenen 20 Jahren durchschnittlich neun Kubikmeter Wasser im See pro Sekunde verdunstet. Steigende Temperaturen dürften diese Zahl noch erhöhen. Und noch eine interessante Zahl: Pro Sekunde fließen im Schnitt 360 mWasser über die Zuflüsse in den See, 363 fließen ab.

Die Trinkwasserentnahme spielt mengenmäßig keine große Rolle.

Die Bodenseewasserversorgung in Sipplingen, die den Großraum Stuttgart mit Trinkwasser versorgt, entnimmt täglich 670 Millionen Liter Wasser (7.750 Liter pro Sekunde), das Werk in Nonnenhorn täglich 8.500 m3 (8.500.000 Liter). Das entspricht pro Jahr rund 60.000 vollen Badewannen. Bei einem durchschnittlichen Wasserinhalt des Sees von 50 Milliarden m3 fällt diese Entnahme nicht ins Gewicht.

Grundwasser hat „Dürrestress“

Der Wassermangel schlägt sich deutlicher am Grundwasser nieder. 70 % des in Deutschland genutzten Wassers stammt aus dem Grundwasser. Durch die letzten, überwiegend trockenen Jahr, herrscht beim Grundwasser „Dürrestress“.

Klimabedingte Starkregen-Ereignisse haben das Problem eher noch verschärft, weil die Böden die Wassermassen kaum aufnehmen konnten. In der Folge endet es nicht im Grundwasser, sondern fließt in die Kanalisation, in Bäche und Flüsse und schließlich ins Meer. 

Ein Grund mehr für uns alle, mit der Ressource „Trinkwasser“ am Bodensee so sparsam und schonend wie möglich umzugehen.

Weitere Infos unter www.sw-lindau.de