Am Lindauer Bodenseestrand ducken sich die zarten, hellblau bis rosa blühenden Pflanzen des Bodensee-Vergissmeinnichts flach an den Boden. Die endemische Pflanze, die weltweit nur hier vorkommt, leidet zunehmend unter Trittbelastungen und anderen Umweltfaktoren.
Botaniker Dr. Wolfgang von Brackel vom Bayerischen Landesamt für Umwelt (LfU) zeigt die kleinen Pflänzchen, die kaum über die umgebenden Steine hinausragen – ein sichtbares Zeichen dafür, dass sie unter Druck stehen.
Einzigartig, aber bedroht – Die Vielfalt der Strandrasen-Arten
Beim Ortstermin am Bodenseeufer trafen sich Vertreter des LfU, der Regierung von Schwaben und des örtlichen Landratsamts, um über den Schutz dieser seltenen Pflanze zu sprechen. Das Bodensee-Vergissmeinnicht gehört zu einer Gruppe spezialisierter Strandrasen-Arten, die sich an den wechselhaften Wasserstand des Sees angepasst haben. Zu diesen Arten zählen auch der stark gefährdete Ufer-Hahnenfuß und die seltene Bodensee-Strandschmiele. Diese Pflanzen profitieren von der natürlichen Überflutung der Uferbereiche, die ihnen einen konkurrenzarmen Lebensraum bietet.
Schutzprogramme und aktuelle Herausforderungen
Das Artenhilfsprogramm (AHP) „Strandrasen“ soll diese einzigartigen Lebensräume erhalten. Es umfasst Maßnahmen wie die regelmäßige Kartierung der Pflanzenbestände, die Pflege der Uferzonen und den Schutz vor übermäßiger Trittbelastung. Noch vor wenigen Jahren zeigten diese Anstrengungen sichtbare Erfolge. Dr. Fritjof Munck vom Bayerischen Artenschutzzentrum berichtet, dass die Bestände des Bodensee-Vergissmeinnichts in Bayern auf über 2.500 Rosetten angewachsen waren. Auch die extrem seltene Bodensee-Strandschmiele wurde 2024 erstmals wieder mit zwei Exemplaren nachgewiesen.
Bestandsrückgang und neue Gefahren
In diesem Jahr jedoch sind die Zahlen dramatisch eingebrochen. Der Bestand des Bodensee-Vergissmeinnichts hat sich um etwa die Hälfte reduziert, und die Strandschmiele war in den Erhebungen von Dr. von Brackel überhaupt nicht mehr auffindbar. Neben natürlichen Schwankungen könnten auch die anhaltend niedrigen Wasserstände des Bodensees eine Rolle spielen. Wenn der See zu lange Niedrigwasser führt, fehlt den Pflanzen die zeitweise Überflutung, die sie benötigen, um konkurrenzstarke Arten zu verdrängen.
Menschliche Einflüsse und die Rolle des Rheinkanals
Ein weiterer Faktor, der den Pflanzen zusetzt, ist die Verlagerung von Treibholz durch die veränderte Strömung des Rheins. Diese Veränderung wird durch die Verlängerung des Rheinkanals bei Bregenz verursacht und führt dazu, dass mehr Treibgut in den Uferbereichen von Nonnenhorn und Wasserburg abgelagert wird. Treibgut, das zu hoch aufliegt, kann die empfindlichen Strandrasen ersticken. Das regelmäßige Entfernen dieser Ablagerungen gehört daher zu den Maßnahmen des Schutzprogramms.
Langfristige Perspektiven und internationale Zusammenarbeit
Neben den akuten Schutzmaßnahmen betonen die Experten die Notwendigkeit langfristiger Forschung. Dr. Munck hofft, durch weitere Studien, beispielsweise zum Keimverhalten des Bodensee-Vergissmeinnichts, neue Erkenntnisse zu gewinnen. Außerdem setzt er auf eine engere Zusammenarbeit der Anrainerstaaten des Bodensees, um effektive Schutzstrategien zu entwickeln. „Wir tragen eine besondere Verantwortung für diese Art, die es von Natur aus nur am Bodensee gibt“, betont von Brackel.
Mehr Bewusstsein und Rücksichtnahme gefordert
Auch die Besucher der Uferbereiche sind gefragt. Cornelia Mesmer von der unteren Naturschutzbehörde bittet eindringlich darum, auf offene Feuerstellen zu verzichten und die sensiblen Pflanzenbestände zu schützen. „Wir haben in der Vergangenheit entsprechende Hinweisschilder aufgestellt und konnten die Besucher so erfolgreich auf den sensiblen Bereich aufmerksam machen“, berichtet sie.
Weitere Informationen: Artenhilfsprogramm Bodensee-Vergissmeinnicht – Landesamt für Umwelt Bayern
Dieser Beitrag wurde unter Mitwirkung eines KI-Systems erstellt und von der Redaktion geprüft.
(Quelle: Bayerisches Landesamt für Umwelt)