Ziel der HSG Konstanz in der ersten Runde des DHB-Pokals war es, den fünffachen Pokalsieger VfL Gummersbach nach Kräften zu ärgern. Das gelang vor allem in einer starken zweiten Hälfte, die mit 18:17 an die Konstanzer ging. Zwischenzeitlich hatte die HSG mehrmals die Chance auf den Anschlusstreffer, doch nach einer 18:11-Pausenführung zog der Erstligist mit einem 35:29-Erfolg in Runde zwei ein.
Zu viel Respekt in den ersten Minuten
850 Fans waren trotz Urlaubs- und Ferienzeit – in Baden-Württemberg enden die Sommerferien erst am 12. September – in die Schänzle-Hölle gekommen. Aktuell deutlicher Bestwert in der gesamten 1. Runde des DHB-Pokals. Die, die gekommen waren, bekamen einen packenden Pokalabend geboten, der erst in der zweiten Hälfte so richtig Fahrt aufnahm. Als die Schänzle-Hölle wieder zum Hexenkessel avancierte und die HSG drauf und dran war, jenen Stress und Druck beim Gegner zu erzeugen, den sich der Ex-Gummersbacher Jörg Lützelberger mit den Gelb-Blauen gewünscht hatte.
Der 37-Jährige hatte offenbar in der Kabine die richtigen Worte und Anpassungen gefunden. War seiner jungen Mannschaft, die ohne die beiden Verletzten Janis Boieck und Jo Knipp auskommen musste, zu Beginn noch etwas der Respekt und die Nervosität anzumerken – bestraft durch den VfL mit einer kalten Dusche und einem 0:4-Rückstand nach nicht einmal ganz vier Zeigerumdrehungen – so trat die HSG in den zweiten 30 Minuten voll auf Augenhöhe auf und sorgte für einen packenden Pokalkampf, der die frenetisch mitgehenden Zuschauer immer wieder zu stehenden Ovationen mitriss.
Leon Grabenstein mit 16 Paraden
Schnell schrumpfte die 11:18-Hypothek aus der ersten Hälfte. Weil der neue Mittelmann Sebastian Hutecek richtig Dampf machte, den Ball in höchstem Tempo nach vorne trieb, selbst sechsmal einnetzte und seine Mitspieler toll in Szene setzte. Und weil seine Mannschaft nun bei jedem Angriff gnadenlos aufs Tempo drückte. Das machte Gummersbachs in der ersten Hälfte noch sehr stabilen Deckung deutlich zu schaffen. Genauso wie die 5:1-Deckung der Konstanzer, die den hochkarätig besetzten Rückraum um Nationalspieler Julian Köster, Zweitliga-MVP Dominik Mappes und den serbischen Nationalspieler Nemanja Zelenovivc vor keine leichten Aufgaben stellte. Dass Zelenovic dennoch auf sechs Treffer kam, spricht für die immense Qualität im Gummersbacher Kader.
Richtig zum Beben brachte die Halle immer wieder Leon Grabenstein. Der Keeper der Gastgeber knöpfte den VfL-Angreifern 16 Würfe ab – eine Quote von über 31 Prozent abgewehrten Versuchen – und sorgte mit seinem Wurf in das leere Tor rund eine Viertelstunde vor Schluss für stehende Ovationen. 24:26 – die Überraschung schien plötzlich wieder in Reichweite.
„Es war auf jeden Fall mehr drin“
„Es war auf jeden Fall mehr drin“, sagte Grabenstein nach der Partie. Sein Team hatte nun mehrfach die Chance auf den Anschlusstreffer. Doch dazu kam es nicht. Samuel Wendel bekam nach einem Kontakt statt eines Strafwurfes für sich ein Offensivfoul gegen sich gepfiffen und die Konstanzer machten sich die furiose Aufholjagd mit einigen leichten Fehlern selbst zunichte. Gummersbach beruhige seine Nerven mit einem Gegenstoß und starken Toren wieder.
Sebastian Hutecek verkürzte nach knapp 49 Minuten zwar auf 26:28, der zwölffache Deutsche Meister jedoch sorgte mit drei weiteren Toren fünf Minuten vor Schluss für die Vorentscheidung (26:31). Immerhin: Mit 18:17 ging die zweite Halbzeit an die HSG Konstanz. „Ich finde wir haben eine super Leistung gezeigt, vor allem in der zweiten Halbzeit“, freute sich Grabenstein dennoch. „Am Anfang hatten wir ein paar Startschwierigkeiten, haben uns dann aber gefangen.“
„Haben uns in der zweiten Hälfte sehr schwer getan“
VfL-Coach Gudjon Valur Sigurdsson bilanzierte, dass „Konstanz über seine gute, aggressive 5:1-Abwehr zurück in das Spiel gekommen ist. Wir wussten, dass es schwer werden würde und haben uns in der zweiten Halbzeit sehr, sehr schwer getan. Wir waren gezwungen, auf Sieben gegen Sechs zu gehen, was auch teilweise gut funktioniert hat. Nicht gut genug, aber ich bin sehr zufrieden, dass wir gewonnen haben.“
Seinem Gegenüber Jörg Lützelberger war in diesem Moment anzusehen, wie viel Freude ihm das Spiel gegen einen ehemaligen Club und auch die Leistung seiner jungen Truppe gemacht hatte. Dennoch bemängelte er, dass „unsere erste Halbzeit nicht mutig und entschlossen genug war. Ich mache meinen Spielern keinen großen Vorwurf, da wir gegen einen fantastischen Gegner angetreten sind.“
In Hälfte zwei sah er allerdings ein Momentum für sein Team, das sich sein Team mit neuem Spirit erarbeitet hatte. „Wir haben ganz viele Themen aus der Vorbereitung gegen einen starken Gegner auf die Platte gebracht. Es hat am Ende nicht ganz gereicht, aber ich bin stolz auf mein Team.“
Saisonstart in der 2. Handball-Bundesliga
Dieses wird am Samstag beim Ex-Erstligisten HSC 2000 Coburg in die 2. Handball-Bundesliga starten und freut sich schon auf das erste Heimspiel am 10. September, 20 Uhr, in der Schänzle-Hölle gegen den VfL Potsdam mit Trainer Bob Hanning.
Tickets sind unter www.hsgkonstanz.de/tickets erhältlich.
(Vereinsmitteilung: HSG Konstanz)