Wenn am 24. Juni Massen von Menschen um die besten Plätze am Pier in Friedrichshafen kämpfen, dann legt das Torture Ship 2023 ab. Zuvor gibt es an Land das beliebte Schaulaufen der Gäste. Eine Frage treibt viele Zuschauer um: Was geht auf den drei Decks der MS Baden während der Fetisch-Party so alles ab? Wir haben nachgefragt.
Hautenge und glänzende Latexanzüge in knallrot oder schwarz, hoch geschnürte Lederstiefel, Pony- und Gasmasken – am Samstag, 24. Juni, hat für viele Voyeure das Warten ein Ende: Das Torture Ship, organisiert von der Augsburger Agentur Zip-Zone, wird von der Leine gelassen und sticht in See. Hier trifft Dominanz auf Unterwerfung und Fetisch-Fans feiern gemeinsam eine Party auf hoher See.
Fast wie Karneval
Veranstalter Thomas Siegmund sorgt seit 25 Jahren dafür, dass die Gäste sich auf dem Schiff wohlfühlen. Rund 400 Personen sind bereits angemeldet und freuen sich auf eine Party unter ihresgleichen. Was sagt er zu den vielen Schaulustigen, die sich jedes Jahr am Hafen in Friedrichshafen einfinden? „Vor 25 Jahren interessierte es noch keine Sau, dass da ein nicht alltägliches Schiff ablegt, im Laufe der Jahre wurden es immer mehr Menschen, mittlerweile sind es Tausende – fast wie beim Karneval“.
Viele Fetisch-Gäste präsentieren sich stolz in ihren abgefahrenen Kostümen oder stellen sich bereitwillig in Pose für ein Foto. Das ist aber nicht bei allen so. „Mich rufen Gäste an, denen das begafft werden unangenehm ist und fragen nach Möglichkeiten, ungesehen an Bord zu gelangen. Manche sagen deswegen auch einfach ab“.





Warum sind Tiermasken so gefragt?
Die Leute kommen auf das Torture Ship so, wie sie gerade lustig sind – jeder nach seinem individuellen Einfallsreichtum. Manche fühlen sich eben zu Tiermasken hingezogen und möchten gerne ein Pferdchen sein, andere machen es just for fun.
Verirren sich auch Senioren auf das Schiff?
Bei uns gibt es keine Altersgrenze. Auf Technopartys gehen meist nur die Jüngeren, auf Rockpartys trifft sich oft das Mittelalter und bei Fetisch-Partys ist alles dabei. Der älteste Besucher ist 85 Jahre. Bei manchen Ehepaaren kam das Interesse erst mit 65 Jahren – das Sexleben hatte sich totgelaufen, die Frau startet einen Versuch und trägt zuhause Latex, beiden macht es Spaß und fortan bereichert BDSM das Miteinander. Eine ältere Frau – sie steht immer in der Nähe des Hafens – erzählt mir jedes Jahrs aufs Neus, dass sie so gerne mal auf das Schiff gehen würde und sich einfach nicht traut…




Viele der Zuschauenden treibt die Frage um: Was geht bei der Party auf dem See so alles ab?
Oh je, da wird gedanklich viel zu viel reininterpretiert. Man sitzt zusammen, die Dancefloors sind voll, viele unterhalten sich nur, im Restaurant wird gegessen, an der Bar getrunken und man fühlt sich unter seinesgleichen wohl, ohne von irgendwelchen Neugierigen angepöbelt zu werden andere wiederum „Spielen“ nur. In einer normalen Disco würde man nur kichern, hinter versteckter Hand lästern und mit dem Finger auf die Menschen in ihrer besonderen Kleidung zeigen, oder?
Wird man zu gewissen Dingen gezwungen?
Gewalt gibt es auf dem Schiff nicht. Wenn beispielsweise einer Frau freiwillig die Hände gefesselt werden und der Mann mit einer Peitsche über ihren Latexanzug streicht, dann hat das absolut nichts mit Gewalt zu tun – das sind „Spiele“.
Gibt es unzufriedene Besucher?
In all den 25 Jahren gab es unter den Gästen vier Beschwerden. Szenenfremde Menschen sind immer wieder fasziniert, wie Tolerant die Leute sind. So viel Höflichkeit erleben sie in keiner normalen Disco. Da wird ohne nachzudenken auf einen Po getatscht. In der Fetisch-Szene frägt man: Darf ich sie anfassen?



BDSM heißt übersetzt Bondage und Disziplinierung, Dominanz und Unterwerfung, Sadismus und Masochismus.
Sexueller Fetischismus ist die übersteigerte Zuneigung zu einzelnen Körperteilen, Körpereigenheiten, Kleidungsstücken, Utensilien, Materialien, Situationen, bei der ein Gegenstand, der sogenannte Fetisch, als Stimulus der sexuellen Eregung und Befriedigung dient.
Das Boarding für das Torture Ship beginnt am Samstag, 24. Juni, um 19 Uhr in Friedrichshafen — in Konstanz um 20.50 Uhr. Ein Ticket im Vorverkauf kostet 70 Euro.