Gegen das Vergessen: Stolperstein für Alfons Schmidberger

Gegen das Vergessen: Stolperstein für Alfons Schmidberger
Der erste Stolperstein in Friedrichshafen wurde für Elsa Hammer vor der Zeppelinstraße 275 verlegt. (Bild: Stadt Friedrichshafen)

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Friedrichshafen erhält einen weiteren Stolperstein, der an das Schicksal von Alfons Schmidberger erinnert. Bereits 2013 wurde für die in Auschwitz ermordete Elsa Hammer ein Stolperstein vor der Zeppelinstraße 275 verlegt.

Die kleinen, gold-glänzenden Gedenktafeln im Boden – sogenannte Stolpersteine – dienen als sichtbare Mahnmale und halten die Erinnerung an die individuellen Schicksale im Nationalsozialismus lebendig. Der Stolperstein für Alfons Schmidberger wird am Freitag, 21. Februar, 16 Uhr vor dem Haus in der Allmandstraße 42 platziert, wo Schmidberger einst lebte.

Geboren 1916, fiel Schmidberger während der NS-Zeit der Verfolgung homosexueller Männer zum Opfer. Aufgrund seiner sexuellen Orientierung verurteilte ihn das NS-Regime nach § 175 und verschleppte ihn in mehrere Konzentrationslager, darunter Dachau, Mauthausen und Stutthof. Nach seiner Entlassung zwangen ihn die Behörden zum Wehrdienst, schließlich geriet er in sowjetische Kriegsgefangenschaft, wo er 1946 verstarb.

Stolpersteine machen Geschichte dort erfahrbar, wo sie geschah, und setzen ein klares Zeichen gegen das Vergessen. Sie mahnen, sich für Freiheit, Respekt und Gerechtigkeit einzusetzen. Initiator der in Betonblöcke gegossenen Messingplatten ist der Künstler Gunter Demnig, der die Idee zu den STOLPERSTEINEN einst 1992/93 hatte. Inzwischen sorgt ein dreizehnköpfiges Team rund um den Künstler dafür, dass jedes Schicksal gut recherchiert und jeder Stein würdig platziert wird. Sie sind inzwischen für über 100.000 Steine in ganz Europa verantwortlich.

Die Verlegung des Stolpersteins in der Allmandstraße erfolgt durch den Künstler Gunter Demnig persönlich, vor Ort wird die Biografie von Alfons Schmidberger verlesen. Oberbürgermeister Simon Blümcke wird die Bedeutung der Stolpersteine für die Erinnerungskultur der Stadt würdigen. Zudem wird Thomas Kliebenschedel, der sich seit zwei Jahrzehnten intensiv mit der NS-Zeit in Friedrichshafen beschäftigt, über die Hintergründe der Initiative sprechen. Dr. Friederike Lutz, Direktorin des Schulmuseums Friedrichshafen, wird die Rolle von Gedenken und Bildung in der Gesellschaft thematisieren und auf die Verfolgung homosexueller Menschen im Nationalsozialismus eingehen. Auch Häfler Schulen werden sich in das Programm einbringen.

Impulsgeber für den zweiten Stolperstein in Friedrichshafen waren Thomas Kliebenschedel sowie Mitglieder des Gemeinderats. Vor der Zeppelinstraße 275 liegt der Stolperstein für Else Hammer. Dort lebte sie sieben Jahre lang als einzige Jüdin der Stadt. Nach dem Tod ihres Mannes, Produktionsleiter beim Flugzeughersteller Dornier, verlor sie den Schutz der „privilegierten Mischehe“. Sie wurde deportiert und starb 1943 in Auschwitz.

Info: Verlegung des Stolpersteins für Alfons Schmidberger am Freitag, 21. Februar, 16 Uhr vor dem Haus in der Allmandstraße 42. Die Organisation der Veranstaltung übernimmt die vhs Friedrichshafen.

Die Bürgerinnen und Bürger sind herzlich eingeladen, an der Verlegung teilzunehmen und ein Zeichen gegen das Vergessen zu setzen.

(Pressemitteilung: Stadt Friedrichshafen)