Im kommenden Jahr wird die Gründung des Ulmer Tors saniert. Das einzig erhaltene Biberacher Stadttor steht schief – das Haupttor kippt in Richtung Innenstadt, das Vortor Richtung Bahnhof.
Um diese Maßnahme möglichst genau planen zu können, ist der Bereich um das Ulmer Tor zuletzt bereits drei Wochen lang Baustelle gewesen. Mithilfe von Suchschlitzen wurde ermittelt, welche Leitungen wo im Erdreich verlaufen. Auch historische Bauteile wurden dabei gesichtet.
Das Ulmer Tor soll wieder mehr Standsicherheit bekommen: Auch wenn es auf den ersten Blick kaum auffällt, machen die bloßen Zahlen deutlich, dass im Untergrund etwas in Bewegung ist. Das Haupttor kippt an seiner höchsten Stelle (26,4 Meter) 26 Zentimeter nach Westen, das Vortor auf einer Höhe von 7,7 Meter um zehn Zentimeter nach Osten. Der Spalt ist in den vergangenen Jahrzehnten immer größer geworden.
Damit dieser Prozess aufgehalten wird, muss die Gründung saniert werden – und die Verantwortlichen zunächst einen Überblick bekommen, welche Leitungen im Bereich des Ulmer Tors verlaufen. „Es gibt zwar Pläne, aber man weiß nie, ob die Leitungen auch genauso liegen und ob alle eingezeichnet sind“, erklärt Bernhard Egenter, Architekt beim städtischen Amt für Hochbau und Gebäudemanagement. Deshalb sei es jetzt wichtig gewesen, sich vor Ort mithilfe sogenannter Suchschlitze am Bauwerk und im Bereich der geplanten Baugrube ein Bild zu machen, ehe es in die detaillierte Planung der Gründungssanierung gehe. Damit die Baustelle im kommenden Jahr möglichst ohne größere Überraschungen auskommt.
Denkmalpflege vor Ort
Spannend war bei den Erkundungen neben der genauen Lokalisierung von Strom-, Wasser-, Gas- und Telekommunikationsleitungen auch die Frage, welche historischen Bauteile zum Vorschein kommen. Aus diesem Grund waren auch Vertreter der Archäologischen Denkmalpflege vor Ort, um entsprechende Funde zu dokumentieren. Darunter Reste der Stadtmauer, die mit den Grundmauern des Ulmer Tors verbunden sind.
Was ebenfalls zum Vorschein kam: Bogenansätze eines vorgelagerten Brückenbauwerks, das einst den Zugang zum Tor ermöglicht hat. Spannende Erkenntnisse, die derzeit von verschiedenen Experten ausgewertet werden und Grundlage der genauen Ausführungsplanung für die Arbeiten im kommenden Jahr sind. Wobei Bernhard Egenter betont, es sei natürlich nicht auszuschließen, dass bei der dann deutlich größeren Baugrube weitere archäologische Funde zu Tage treten.
Die vorbereitenden Untersuchungen seien jedenfalls planmäßig verlaufen – dank der guten Abstimmung und Zusammenarbeit des ausführenden Tiefbauunternehmens Kunz, des koordinierenden Architekten Florian M. Scheytt und aller beteiligten Spezialisten. Dazu gehörten auch Kräfte der Kampfmittelbeseitigung, die vorsichtshalber hinzugezogen worden waren.
Zwei Millionen Euro Kosten
Für die Gründungssanierung selbst werden beidseitig der Fundamentmauern Mikro-Bohrpfähle eingebracht. Anschließend werden nach und nach Öffnungen in die Fundamentmauern gebohrt und Traversen einbetoniert, die später die Last des Gebäudes tragen. Diese Vorgehensweise ist zwar aufwendig, hat aber den Vorteil, dass wenig in die historische Substanz eingriffen werden muss.
Bei den zu erwartenden Kosten von rund zwei Millionen Euro sind seitens des Landesamts für Denkmalpflege circa 300.000 Euro Zuschuss in Aussicht gestellt worden.
(Pressemitteilung: Stadt Biberach)