Die Kunst zu den Menschen bringen Künstlerin tourt mit ihrer „Forschungsstation Fremd“ durch den Landkreis Biberach

Künstlerin tourt mit ihrer „Forschungsstation Fremd“ durch den Landkreis Biberach
Auf zehn Stationen hat Alexandra Nebel im Landkreis Biberach viele Geschichten gesammelt. Zu hören und zu sehen sind sie ab Januar im Museum Biberach. (Bild: Stadt Biberach)

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„Forschungsstation Fremd“: Unter diesem Motto ist die Berliner Künstlerin Alexandra Nebel zehn Tage lang im Landkreis Biberach unterwegs gewesen.

Von Rot an der Rot bis Bad Buchau, von Eberhardzell bis Schemmerberg. Sie lud Menschen dazu ein, mit ihr ins Gespräch zu kommen. Darüber, was fremd ist, was Fremdsein bedeutet, welche Gefühle dadurch ausgelöst werden. Festgehalten und aufbereitet wird dies in verschiedenen Werken, die bei der partizipativen Mitmach-Ausstellung „Kunst der Amateure“ ab Januar 2025 im Museum Biberach zu sehen sind.

Die neue Ausstellung knüpft an eine aus dem Jahr 2023 an: „Konsum in der Kunst“. Bei „Kunst der Amateure“ würden künstlerische Ansätze der Region in einen Dialog mit internationalen Positionen gestellt, erklärt Kuratorin und stellvertretende Museumsleiterin Judith Bihr. Wichtig sei das Partizipative, das die Vielgestaltigkeit der Kunst auszeichne, und Kunst zugleich gesellschaftsrelevant mache. „Die Betrachter werden zu einem aktiven Teil des Kunstwerks.“

Möglich werden soll dies bei der Ausstellung unter anderem durch eine große, raumfüllende Arbeit des gebürtigen Biberachers Georg Winter. Und mit der Idee der in dieser Woche zu Ende gegangenen Künstlerresidenz rund um Biberach, die in Anlehnung und Hommage an Fridel Dethleffs-Edelmanns „Wohnauto“ mit einem als Künstleratelier fungierenden Wohnmobil abgehalten wurde. „Wir wollten damit im Vorfeld auch Menschen einbeziehen und erreichen, die sonst vielleicht nicht ins Museum gehen“, erklärt Bihr.

Die deutschlandweite Ausschreibung zu diesem Vorhaben habe für eine überwältigende Anzahl an Einreichungen geführt. Von den drei Projekten in der engeren Auswahl setzte sich Anfang Juli letztlich Alexandra Nebel durch. Auch wegen des demokratischen Ansatzes. Das „Fremde“ sei aus unserer Lebenswelt nicht mehr wegzudenken, erklärt die Künstlerin. Dies werde aber von rechten Parteien benutzt, um Ängste zu schüren. Rechtes Wording werde gesellschaftsfähig und lande mitten in der Gesellschaft.

Eine Entwicklung, die die Berlinerin bedenklich findet, weshalb sie ein Klima der Offenheit schaffen und „den humanitären Blick nicht verlieren“ möchte. Auch dafür sei sie mit der „Forschungsstation Fremd“ unterwegs gewesen – Kunst als Motor demokratischer Prozesse. Darum stellte Nebel auf ihrer Tour Fragen: Was ist fremd? Macht es Angst oder weckt es Neugierde? Was bedeutet es, selbst fremd zu sein?

Schlittenhunderennen in Schweden

Antworten darauf hat sie, wenn meist eine erste Hemmschwelle überwunden war, bei ihren zehn Stationen in einer bunten Vielfalt erhalten. Von einer Tierärztin, die auf der ganzen Welt unterwegs war, von einer Familie, die Schlittenhunderennen in Nordschweden fährt, von Donauschwaben, die im Landkreis längst eine neue Heimat gefunden haben.

„Diese kleinen Geschichten sind wunderbar. Vielen ist nicht bewusst, welchen Erfahrungsschatz sie haben“, so die Künstlerin. Diese Sammlung aus Erfahrungsberichten findet sich im Herzstück von Nebels Tour wieder – einer großen Weltkarte, die mit einer Collage an Bildern und Geschichten von Menschen aus dem Landkreis gefüllt ist. Ergänzt mit Video- und Audiomaterial, das zusammengeschnitten und ebenfalls in der Ausstellung präsentiert wird.

Neben den persönlichen Geschichten steht auch jene der Kartoffel im Fokus. Einst fremd und importiert, ist sie heute von vielen deutschen Speiseplänen nicht mehr wegzudenken. Mit Stop- Motion-Technik entstehen als weiterer Teil des Projekts Videos, bei denen die Leute Collagen ihre Küche basteln und Unbekannte zu ihrem liebsten Kartoffelgericht einladen konnten.

Alexandra Nebel geht nun erst einmal wieder nach Berlin. Für den Aufbau der Ausstellung „Kunst der Amateure“ kehrt sie zurück nach Biberach. Losgelöst davon erzählt sie, ein anderes Mal auch mit „mehr Raum und Zeit“ in der Region unterwegs sein zu wollen. „Oberschwaben ist definitiv eine Urlaubs- und Bildungsreise Wert, eine sehr schöne Gegend.“ Auch dank der Eindrücke, die sie mit ihrem mobilen Künstleratelier vom Landkreis und den Menschen gesammelt hat. 

(Pressemitteilung: Stadt Biberach)