Am 15. September verstarb der renommierte Wirtschafts-Journalist Nikolaus Piper. Er wuchs in Bad Schussenried auf, besuchte dort das Progymnasium. Nach der mittleren Reife wechselte er ans Gymnasium Riedlingen und legte dort das Abitur ab. Piper galt nicht nur in Fachkreisen als Edelfeder des Wirtschafts-Journalismus (Edelfeder: besonders renommierten Journalisten, die über einen besonders hohen Bekanntheitsgrad verfügen). Für seine Bücher und beeindruckende Wirtschaftskompetenz erhielt er mehrere Auszeichnungen.
Nach seinem Abitur (1971) stieg er mit einem Volontariat bei der Badischen Zeitung (Freiburg) in die Berichterstattung ein. Schon dort entdeckte er seine Liebe zu Wirtschaftsthemen. Er studierte deshalb an der Uni Freiburg Wirtschaftswissenschaften. 1978 schloss er das Studium als Diplom-Volkswirt ab.
Eine beachtenswerte Karriere
Sein weiterer Werdegang war von beruflichen Erfolgen begleitet. Zuerst arbeitet er als Lokalredakteur in Lörrach, danach wechselte er als Wirtschaftsredakteur zur SPD-Wochenzeitung „Vorwärts“. Danach arbeitete ab 1983 vier Jahre als Wirtschaftskorrespondent für „Associatet Press“, danach wechselte er zur die renommierte „Zeit“. Bis zu seiner Rente war er für die „Süddeutsche Zeitung“ in der Wirtschaftsredaktion tätig.
Piper, der ohnehin eine Affinität zu den USA hegte, konnte ab 1997 sieben spannende Jahre als Korrespondent für die „Süddeutsche“ in New York verbringen. Über diese Zeit sagte er in einem Interview mit unserem Wochenblatt: „Meine Zeit in New York war wegen der Finanzkrise sehr spannend“. Piper war von der Stadt und dem Geschehen an der Wall-Street nicht nur deshalb sichtlich beeindruckt.
Ab August 1999 übernahm er als Ressortleiter Wirtschaft eine Führungsposition. Nach seinem Ausscheiden aus dem aktiven Dienst, betätigte er sich als freier Autor. Der „Süddeutschen“ immer noch verbunden, schrieb er für die Zeitung noch mit seinen regelmäßigen Kolumnen (Pipers Welt) zu Wirtschaftsthemen.
Bücher und Auszeichnungen
Piper schrieb viele bemerkenswerte Bücher. Nicht nur deshalb bezeichneten ihn die Kollegen der „Süddeutschen“ in ihrem Nachruf als den großen Erklärer wirtschaftlicher Zusammenhänge. Zu seinen veröffentlichten Büchern zählen u.a.
- Felix und das liebe Geld (ausgezeichnet mit dem Herbert-Quandt-Medien-Preis 1999),
- Geschichte der Wirtschaft (ausgezeichnet mit dem Deutschen Jugendliteraturpreis 2003)
- Die Große Rezession. Amerika und die Zukunft der Weltwirtschaft. (ausgezeichnet mit dem Deutschen Wirtschaftsbuchpreis 2009).
2001 wurde er mit dem Ludwig-Erhard-Preis für Wirtschaftspublizistik ausgezeichnet.
Verbundenheit zur Heimat
Seine Heimat Bad Schussenried vergaß er in all den Jahren nie. Immer wieder kehrte er nach Oberschwaben zurück. Piper war im Januar 2003 in Riedlingen Ehrengast und Hauptredner beim Neujahrsempfang des Handels- und Gewerbevereins (HGR). Er wies bei diesem Empfang schon auf die Gefahren der überhöhten Immobilien-Kredite in den USA hin. Nur wenige Jahre später (2007) knallte es tatsächlich. Ausgelöst wurde diese Krise, wie von Piper prognostiziert, durch die Vergabepraxis und mangelnde Besicherung von Hypotheken und die Verbriefung von Krediten am Immobilienmarkt der USA (Hypothekenkrise). Die Spekulation auf steigende Immobilienpreise in den USA platzte, risikoreiche Anleihepapiere verloren dramatisch an Wert. Das berühmteste Opfer dieser weltweiten Finanz- und Wirtschaftskrise war die Bank Lehman Brothers.
Bei einem weiteren Besuch in Riedlingen, stellte Piper im Herbst 2010 sein neuestes Buch „Die große Rezession“ vor.
Die Liebe zur Heimat beschrieb er bei seinem Interview mit uns: „Es ist die Sprache und es ist die Landschaft. Wenn ich irgendwo auf der Welt jemanden Oberschwäbisch reden höre, fühle ich mich sofort heimatlich. Und wenn ich mal zu Besuch bin, auf der Landstraße von Steinhausen nach Kleinwinnaden fahre und plötzlich öffnet sich das ganze Panorama mit dem Olzreuter See, dem Schussenrieder Kirchturm und vielleicht noch den Alpen in der Ferne, dann geht mir das Herz auf.“
Nun hat Nik, wie ihn seine Kollegen bei der Süddeutschen bezeichneten, seine Edelfeder zur Seite gestellt. Uns Schussenriedern und so manchem Riedlingern bleibt er als Nikl in Erinnerung.