Die Region zwischen Alb und Bodensee samt Bayerisch-Schwaben und Ostwürttemberg braucht als starke Wirtschaftsregion mit hohem Energiebedarf Planungssicherheit in der Energieversorgung. Kann Wasserstoff hier helfen?
Die Industrie- und Handelskammern (IHKs) Bodensee-Oberschwaben, Ulm, Ostwürttemberg und Schwaben haben sich zu einem Spitzengespräch über Wasserstoff getroffen. Bei der Expertenrunde in Ulm waren Spitzenvertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft sowie der Bundesnetzagentur und der Fernleitungs- und Verteilnetzbetreiber anwesend.
Wasserstoff als Energieträger und Speichermedium
Wasserstoff spiele in der Energiewende eine zentrale Rolle – als Energieträger und Speichermedium, sagte Professor Dr. Markus Hölzle vom Ulmer Zentrum für Sonnenenergie und Wasserstoff-Forschung (ZSW) in seinem Impulsvortrag. Durch ihn können Kohlendioxidemissionen bei Stromerzeugung, Verkehr und Wärme reduziert werden.
Außerdem könne er dazu dienen, grünen Strom aus erneuerbaren Quellen zu speichern und fossile Energieträger wie Kohle, Erdgas und Erdöl zu ersetzen. Während Batteriespeicher einzelne Stunden überbrücken könne, kann Wasserstoff den Energiebedarf Deutschlands für Tage und Wochen speichern.
Viele Fragen ungeklärt
In der Diskussion der Experten wurde jedoch deutlich: Es gebe keine einheitliche Strategie, keine Details und keine realistischen Zahlen. Fragen wie: „Was kostet Wasserstoff?“ oder „Wann steht er zur Verfügung?“ stünden im leeren Raum.
Die Wirtschaftsvertreter mahnten deshalb eine verständlichere und aussagekräftige Kommunikation an. „Bitte bedenken Sie, was beim Kunden ankommt und ob dieser es versteht“, lautete der Appell der Runde in Richtung Politik. In vielen Betrieben, großen wie kleinen, gebe es bislang keinen Zugang zum Thema Wasserstoffwirtschaft und den Folgen für das eigene Unternehmen.
Frühzeitiger Anschluss an Wasserstoffnetz gefordert
Zu den wichtigsten Forderungen der vier IHK-Regionen, die eine starke Industrie verbindet, gehört ein frühzeitiger Anschluss an das nationale und europäische Wasserstoffnetz. Gerade bei dem großen Infrastrukturprojekt, das der Aus- und teilweise Neubau des Netzes darstellt, müssten rechtliche und finanzielle Unsicherheiten verringert werden.
Hier mahnen die IHKs und die Unternehmer die Politik dazu, endlich eine verbindliche, gemeinsame Strategie über alle Ressorts zu schaffen, auf die sich die Unternehmen dann auch verlassen können.
Bundesregierung muss Versorgungssicherheit sicherstellen
Auch international sei die Bundesregierung gefragt, die Versorgungssicherheit sicherzustellen. Aufgrund der nur eingeschränkten Möglichkeit, grünen Strom aus Wind und Sonne in Deutschland zu erzeugen, bleibt Deutschland auch mittelfristig Energie-Importland.
Das Thema Wasserstoff werde deshalb in den nächsten Jahren zunehmend aktuell und wichtiger werden, sagte Moderatorin Silke Frank, Vizepräsidentin des Deutschen Wasserstoff- und Brennstoffzellen-Verbandes e.V. (DWV) aus Berlin.
Abschließend fasste Dr. Jan Stefan Roell, Präsident der IHK Ulm die Ergebnisse des Gipfels kurz und prägnant zusammen: „Wir brauchen dringend eine stärkere Fokussierung auf die Infrastruktur für die Versorgung mit wettbewerbsfähigem grünem Wasserstoff.“
(Quelle: IHK Bodensee-Oberschwaben)