Dr. Michael Schorr ist am vergangenen Dienstag im Alter von 82 Jahren in Senden verstorben. Der Mediziner widmete sein Berufsleben der Rettung von Menschen und setzte sich unermüdlich für die Weiterentwicklung der Notfallmedizin ein. Doch sein Wirken reichte weit über den medizinischen Bereich hinaus: Schorr war auch ein äußerst engagierter Bürger seiner Heimatstadt und prägte das Vereinsleben in Senden maßgeblich.
Ein Schlüsselerlebnis als Antrieb für lebenslangen Einsatz
Seine Leidenschaft für den Rettungsdienst entfachte ein prägendes Erlebnis im Jahr 1969. Als junger Medizinalassistent wurde er zu einem schweren Verkehrsunfall gerufen. Doch ohne angemessene Ausrüstung musste er hilflos mitansehen, wie drei junge Menschen starben.
Dieses Ereignis erschütterte ihn zutiefst und legte den Grundstein für sein lebenslanges Engagement in der Notfallmedizin. Unter dem Leitsatz „Sekunden entscheiden“ kämpfte er fortan für bessere Strukturen in der Notfallversorgung.
Pionier der modernen Notfallmedizin
Über 31 Jahre hinweg stand Dr. Schorr als Notarzt in Erding und später in Senden rund um die Uhr im Einsatz. Mit etwa 7.600 dokumentierten Notarzt- und Rettungshubschraubereinsätzen sowie sieben Großeinsätzen als Leitender Notarzt leistete er Pionierarbeit.
Sein Einfluss reichte jedoch über den unmittelbaren Rettungseinsatz hinaus: Schorr war maßgeblich an der Entwicklung zentraler medizinischer Innovationen beteiligt. Zu seinen bedeutendsten Errungenschaften zählen das Notarzteinsatzfahrzeug (NEF), das Rendezvous-System, der Ulmer Notfallkoffer sowie die erste drahtlose Übertragung von Notfalldiagnostik in Kliniken. Aufgrund seines bahnbrechenden Engagements gilt er für viele als „Vater der Notfallmedizin“ in Bayern.
Seine Arbeit wurde mit zahlreichen Ehrungen gewürdigt, darunter das Ehrenzeichen des Deutschen Roten Kreuzes, das Goldene Ehrenzeichen der Wasserwacht des Bayerischen Roten Kreuzes, das Ehrenzeichen am Bande des Landes Bayern sowie die Deutsche Feuerwehrmedaille.
Engagement weit über die Medizin hinaus
Neben seiner medizinischen Tätigkeit war Dr. Schorr tief in das gesellschaftliche Leben von Senden eingebunden. Er war Mitglied und Mitbegründer zahlreicher Vereine, darunter der Trachtenverein „d’Unterillertaler“, der Fischereiverein Senden, die Tanzsportgruppe Senden, der Kunstverein Senden sowie das Bayerische Rote Kreuz und die Wasserwacht Senden. Auch im Bürgerverein Senden, der Ulmer Schachtel „Ulma“ und dem St. Josefswerk engagierte er sich.
Im Jahr 2000 gründete er den Verein „Modellbau Freunde Senden“ und führte diesen als Vorsitzender bis 2010. Besonders bekannt wurde die von ihm initiierte jährliche Modelleisenbahnausstellung im Möbelhaus Inhofer.
Volksmusik, Filmkunst und kulturelles Schaffen
Neben seiner medizinischen und ehrenamtlichen Arbeit war Dr. Schorr auch ein begeisterter Musiker. Bis zum Jahr 2000 spielte er Zither in der Gruppe „Zeiserl“ und produzierte in seinem eigenen Tonstudio zahlreiche Schallplatten, darunter „Volksmusik aus dem Landkreis Erding“, „Neu-Ulmer Stubenmusik“ und „Weihnachtsmusik aus Senden“. Der Reinerlös kam der Lebenshilfe Neu-Ulm zugute.
Auch die Filmkunst gehörte zu seinen Leidenschaften: Schorr veröffentlichte Filmdokumentationen über „Traditionelle Medizin in China“, Israel, Kalifornien und Namibia.
Letzte Ehre für einen außergewöhnlichen Menschen
Dr. Michael Schorr verstarb am vergangenen Dienstag im Alter von 82 Jahren. Die Trauerfeier findet am Donnerstag, 13. Februar, um 10:30 Uhr auf dem Friedhof St. Jodok in Senden statt. Die anschließende Beisetzung erfolgt auf dem alten Friedhof.
Mit Dr. Michael Schorr verliert Senden eine herausragende Persönlichkeit, deren Wirken in der Notfallmedizin, im Vereinsleben und in der Kultur unvergessen bleiben wird.
(Quelle: Ulmer Pressedienst)