Es darf geschmunzelt werden: „Der Trump ist los“

Es darf geschmunzelt werden: „Der Trump ist los“
Mike Jörg, seit 1994 bekannt für seinen Jahresrückblick „Wa(h)r was?“ (Bild: PR/Mike Jörg)

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Mike Jörg, oberschwäbischer Kabarett-Grandseigneurs, heitert Sie in diesen humorlosen Zeiten ab jetzt jede Woche bei uns ein bisschen auf. Der Satiriker ist seit 1994 bekannt für seinen Jahresrückblick „Wa(h)r was?“ Aus bekannten Gründen müssen alle Termine für die treffsicheren Sticheleien landauf und landab leider ausfallen. Nicht aber bei uns. Lassen Sie sich jede Woche überraschen, mit was Mike Jörg Ihre Lachmuskeln digital kitzeln wird. Viel Spaß!

Hallo liebe Leser, auch wenn der Januar schon bald zu Ende ist, wünsche ich Ihnen – als Satiriker – für 2021 Gesundheit, Humor und kreative Schaffenskraft – und vor allem jede Menge Gelassenheit.

Wir befinden uns eigentlich wie in Einzelhaft, könnten also zwangsläufig runterkommen, aber wir sind voller Unruhe. Das tut uns nicht gut. Deshalb an der Stelle einen Satz von Friedrich Dürrenmatt, der am 5. Januar 100 Jahre alt geworden wäre. Dürrenmatt beobachtete sich und seine Mitmenschen und kam zu der Feststellung: „Je planmäßiger Menschen vorgehen, desto wirksamer trifft sie der Zufall.“ Das ist die Ironie des Schicksals. Deshalb mein Rat: seien Sie nicht nur vorsichtig, seien Sie auch nachsichtig, wenn Sie ein Zufall zu Fall bringt.

Ab jetzt versuche ich, Sie wöchentlich mit kurzen Geschichten, die wirklich passiert sind, etwas aufzuheitern.

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Ach, der Donald, der Trump – er wird uns fehlen

Rein unterhaltungstechnisch gesehen war dieser Trump einfach super. Ich will gar nicht wissen, wie viele Mediengruppen Insolvenz anmelden müssen, weil Trump nicht mehr liefert.  Ich erinnere mich an den Anfang der Trump-Ära, Januar 2017, da setzte er gleich mal eine verbale Duftmarke „Ich bin der beste Präsident, den Gott je erschaffen hat.“ Überzeugender kannst du das nicht sagen. Ich habe mal nachgeguckt, was Donald eigentlich bedeutet:  Donald kommt aus dem Keltischen und bedeutet „Herrscher der Welt“. Nach der Erkenntnis hatte ich von Anfang an geahnt, dass du einen „Herrscher der Welt“ nicht einfach demokratisch abwählen kannst.

Ich habe Trump nie ernst, ich habe ihn immer heiter genommen. Seine Unterhaltungsqualitäten sind phänomenal. Ich könnte tagelang kuriose Trump-Geschichten erzählen. Unvergessen der abgesagte Besuch in Dänemark, weil die dänische Regierungschefin sich weigerte, ihm Grönland zu verkaufen. Das musst Du Dir mal vorstellen: Er hatte der dänischen Regierungschefin ein blitzsauberes Angebot gemacht, er hatte sogar – gleich mal vorweg – einen Verkaufsvertrag aufsetzen lassen, er hatte dafür extra seinen dicken Stift eingepackt, mit dem er all seine Dokumente unterschrieben hat – und was machte die Präsidentin? Sie sagt Nein. Daraufhin sagte er: Ok, dann kannst du mich mal – und ließ sich zu einem seiner Golfplätze chauffieren. Ich denke an den letzten Herbst, als in Kalifornien mal wieder die Wälder brannten, da hat Donald der verängstigten Bevölkerung geraten, die Waldwege gründlicher zu kehren. Dann hätte das Feuer keine Chance. Sie sollten doch mal nach Österreich gucken. Die Österreicher, ein Wald-Volk mit einer Hauptstadt mitten im Wald. Dort gäbe es keine Waldbrände. Warum? Weil diese Waldmenschen täglich die Waldwege kehren würden. Ich denke an Donalds Tipp, um sich vor Corona zu schützen: Trinkt Desinfektionsmittel, um das Virus zu ersäufen!

Und jetzt, am 6.Januar, der absolute Höhepunkt seiner Präsidentenkariere. Am Tag der drei Könige ließ der „Herrscher der Welt“ von seinen Freunden das Kapitol stürmen. Schon jetzt hat dieser Tag seinen festen Platz in kommenden Geschichtsbüchern: 14. Juli 1789: Sturm auf die Bastille; 6. Januar 2021: Sturm aufs Kapitol.  Nicht nur uns wird der Name „Trump“ lange in Erinnerung bleiben. Einer sechs Meter langen Seekuh in Florida ging der Name Trump sogar unter die Haut. Warum das? Weil ihr ein Trump-Fan den Namen seines Idols in die Haut geritzt hat: „T r u m p“.  

So eine Seekuh kann über 60 Jahre alt werden. Sie wird für uns den Namen Trump auch dann noch in Erinnerung behalten, wenn so mancher kommende Präsident im Schlund des Vergessens verschwunden sein wird.