Wegen immenser Ernteschäden Bauernverband fordert: Krähen zum Abschuss freigeben!

Saat- und Rabenkrähen sind intelligente Vögel.
Die schwarzen Vögel sind überaus intelligent. Und damit schwer davon abzubringen, die Felder der Landwirte zu plündern. (Bild: Tom Swinnen/Pexels)

Weil Krähen den Landwirten in Baden-Württemberg zusetzen, müssen diese vertrieben werden. Doch die Vögel sind zu schlau, um auf die üblichen Vergrämungsmethoden hereinzufallen. Deshalb fordert der Landesbauernverband, die Vögel abschießen zu dürfen. Ein geplantes Vorgehen, das scharf kritisiert wird.

In Oberschwaben ist es vor allem der Landkreis Biberach, der stark betroffen ist. Die Saat- und Rabenkrähen zerstören die Felder teils so massiv, dass es zu großen Ernteausfällen bis hin zum Totalausfall kommen kann. Den betroffenen Landwirten entstehen so Schäden in Höhe von 20.000 Euro, sind Sonderkulturen betroffen (wie zum Beispiel Beeren), kann der Betrag auch auf 25.000 Euro klettern. Eine Katastrophe für den geschädigten (Obst-)Bauern.

Mais, Beeren oder Spargel: Die Krähen sind nicht wählerisch

Der Appetit der schwarzen Vögel scheint sich dabei vor allem auf Mais zu konzentrieren. Die Kulturpflanze macht 60 Prozent der vom Krähen-Fraß betroffenen Felder aus. Doch auch Erdbeeren, Winterweizen, Soja, Melonen, Brokkoli, Zucchini und viele weiteren Pflanzen sind betroffen.

Ein Salatfeld, über das die Krähen hergefallen sind.
Ein Salatfeld, über das die Krähen hergefallen sind. (Bild: LBV)

Flatterbänder, Vogelscheuchen oder Schreckschusspistole: Was hilft bei der Vertreibung der Krähen?

2016 wurde das letzte mal durchgezählt. Rund 10.000 Krähenpaare soll es da in Baden-Württemberg gegeben haben. Doch die Bauern berichten von steigenden Populationen. Es sollen über die Jahre immer mehr Vögel geworden sein. Und diese seien auch in immer größeren Schwärmen unterwegs. In so einem Schwarm können schon einmal 200 Tiere fliegen. Und sie sind extrem schwer zu verschrecken. Flatterbänder, das Aufstellen von Vogelscheuchen, das Aufhängen von blinkenden CDs in den Bäumen… Nichts hilft, um die Tiere fern zu halten. Solcherlei Vergrämungsmethoden schauen sie sich aus sicherer Entfernung an und wenn sie für sich beschlossen haben, dass von dem Objekt keine Gefahr ausgeht, fallen sie direkt wieder über die Felder her.

Ariane Amstutz, Sprecherin des Landesbauernverbandes sagt dazu: „Die Hilflosigkeit der Bauern ist groß.“ Abschreckungsmaßnahmen funktionieren nicht, die Felder zu beizen ist verboten. Schreckschusspistolen würden durchaus funktionieren, stoßen durch die Lärmbelästigung aber auf Widerstand in der Bevölkerung.“ Was also können die Bauern tun? Jürgen Maurer, Vorsitzender des Fachausschusses Pflanzliche Produktion im Landesbauernverband sagt dazu: „„Praktikable und effektive Abwehrmaßnahmen gibt es kaum. Die Ausnahmegenehmigungen zur Bestandsregulierung im Einzelfall sind langwierig und erfolgen meist zu spät. Wir fordern die Landesregierung auf, die Probleme der landwirtschaftlichen Betriebe ernst zu nehmen und gemeinsam mit den Bauernverbänden praxistaugliche und einheitliche Lösungen zu finden.“

Bejagung und Einsatz von Schreckschusspistolen erlauben?

Die aktuell einzigen Lösungen sieht der Landesbauernverband in der Bejagung der Krähen und der Erlaubnis zur Nutzung von Schreckschusspistolen. Ausschussvorsitzender Maurer sagt dazu: „Insgesamt haben die verursachten Schäden durch Saat- und Rabenkrähen längst ein nicht mehr tolerierbares Niveau erreicht, so dass eine effektive Bestandsregulierung zwingend erforderlich ist.“ Was im ersten Moment nach Wildem Westen klingt, würde so ablaufen: „Es geht nicht darum, einen ganzen Schwarm zu bejagen. Das will keiner und das würde auch nicht funktionieren. Es geht um die Einzelentnahme von Tieren. Wenn eine Krähe geschossen wird, fliegen alle anderen weiter. Und kommen auch nicht mehr so schnell zurück. Krähen sind wirklich unheimlich clever“, so Ariane Amstutz vom Landesbauernverband.

In einem Krähenschwarm werden hierzulande bis zu 200 Tiere gezählt.
In einem Krähenschwarm werden hierzulande bis zu 200 Tiere gezählt. (Bild: pexels)

Doch die Bejagung ist verboten. Die Saat- und Rabenkrähen stehen unter Naturschutz. Wer trotzdem auf sie schießt, muss mit empfindlichen Geldstrafen rechnen. Das Erschießen von Krähen ist aktuell nur in Ausnahmefällen erlaubt und bis der betroffene Landwirt die Genehmigung bekommt, ist es oft schon zu spät, um die Ernte noch retten zu können. Das soll sich ändern. Der Bauernverband fordert deshalb, Saat- und Rabenkrähen zur Bejagung zuzulassen. Außerdem müssten die Genehmigungen der Vergrämungsschüsse schneller und einheitlich, über die Regionen hinweg, geregelt werden. Doch diese Forderung stößt nicht überall auf Gegenliebe.

Naturschützer gegen Abschussgenehmigungen

Doch was sagen Naturschützer dazu? Der NABU (Naturschutzbund) erklärt in einer schriftlichen Stellungnahme dazu: „Der NABU lehnt, wie auch andere Fachverbände und Ornithologengesellschaften, letale Maßnahmen grundsätzlich ab, da sie weder nachhaltig noch erfolgversprechend sind und besonders im Fall der Saatkrähe eher zur Verlagerung und Verstärkung der Probleme führen anstatt sie vermeintlich zu lösen. Es sind keine Patentrezepte bekannt und das Vergrämen immer nur eine kurzfristige, schnell wieder verblassende und wenig nachhaltige Maßnahme (man sollte die Methode daher nur ganz gezielt und zeitlich begrenzt einsetzen).“

Futter-Knappheit, verbotenes Anfüttern und eine Lösung, die alle Parteien zufrieden stellt

WARUM sich große Krähenschwärme über das Saatgut der Landwirte hermachen, ist die große Frage. Der NABU sieht eine der Ursachen in der Verknappung der Lebensräume der Vögel. Er schreibt: „Monokulturen, Biozide und ausgeräumte Kulturlandschaften entziehen den Vögeln ihre natürlichen Nahrungs- und Lebensgrundlagen und zwingen sie zum Ausweichen auf andere Nahrungsquellen und Niststandorte.“ Und so ein großes Feld, voller Früchte oder Saatgut ist für die schlauen Vögel wie ein leicht zugängliches Buffet.

Naturschützer bemängeln, dass den Krähen der Lebensraum und damit das Futter entzogen wird.
Naturschützer bemängeln, dass den Krähen der Lebensraum und damit das Futter entzogen wird. (Bild: Mabel Amber/Pixabay)

Zusätzlich gibt es auch noch Menschen, die die Wildvögel anfüttern und damit auf die Felder locken. Spaziergänger etwa, die regelmäßig Vogelfutter dabei haben. Die Krähen merken sich das. Und warten darauf, dass der Futterspender auf zwei Beinen wieder kommt, was er oft auch tut. Doch was kann die Lösung in diesem Dilemma sein? Abschießen? Den Tieren anderweitig Nahrung bieten? In manchen Städten bekommen Tauben Verhütungsmittel, damit sie sich nicht mehr reproduzieren können. Doch ist das die perfekte Methode? Und gibt es einen Weg, mit dem alle glücklich sind? Das gilt es noch herauszufinden…