Angriff auf Kunstschule in Mariupol

Angriff auf Kunstschule in Mariupol
Ein ukrainischer Soldat inmitten von Trümmern. Mariupol ist seit etwas mehr als zwei Wochen von russischen Truppen eingeschlossen. (Bild: Mstyslav Chernov/AP/dpa)

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Die Kämpfe in der Ukraine gehen unerbittlich weiter. In Mariupol ist eine Kunstschule angegriffen worden. Unter den Trümmen befinden sich laut Behörden noch viele Menschen.

Kiew/Moskau (dpa) – Die Kämpfe in der Ukraine sind auch am 25. Tag des russischen Angriffskrieges gegen das Nachbarland weitergegangen.

Die ukrainische Seite sprach wieder von Angriffen auf verschiedene Städte und auch Toten in der Nacht. Vor allem die Lage in der Hafenstadt Mariupol bleibt katastrophal, nach Angaben des Stadtrats wurde dort eine Kunstschule Ziel eines Bombenangriffs. 400 Menschen hätten dort Schutz gesucht.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj wandte sich mit drastischen Worten an die Bevölkerung in Russland. Es häuften sich die Leichen russischer Soldaten, sagte er in einer Videobotschaft. Die Regierung in Kiew holte zum Schlag gegen prorussische Parteien im Land aus. In Deutschland nimmt unterdessen die Diskussion um den Umgang mit den Kriegsflüchtlingen an Fahrt auf.

Arbeit prorussischer Parteien in der Ukraine vorerst verboten

Selenskyj teilte in der Nacht per Videobotschaft mit, dass der Nationale Sicherheits- und Verteidigungsrat die Arbeit einer Reihe von prorussischen Parteien für die Dauer des Kriegs im Land verboten habe. «Die Aktivitäten von deren Politikern, die auf Spaltung oder Kollaboration abzielen, werden keinen Erfolg haben, dafür aber eine harte Antwort erhalten», wurde Selenskyj von der «Ukrajinska Prawda» zitiert. Zu den betroffenen Parteien gehören unter anderem die «Oppositionsplattform für das Leben» und der «Oppositionsblock», die auch im Parlament vertreten sind. Sie gelten ebenso wie die übrigen neun nunmehr verbotenen außerparlamentarischen Parteien als euroskeptisch, antiliberal oder als prorussisch.

Ukraine: Weiter Angriffe in mehreren Städten – Tote

Beim Beschuss eines mehrstöckigen Wohnhauses in Charkiw im Osten gab es ukrainischen Angaben zufolge Todesopfer – darunter sei ein neun Jahre alter Junge. In der Nacht zu Sonntag habe es mehrere Angriffe gegeben. Gebäude seien dabei in Brand geraten, teilte das Militär mit. Die Armee sprach von mindestens zwei Todesopfern, der Vize-Polizeichef des Gebiets Charkiw, Wjatscheslaw Markow, bei Facebook von fünf. Diese Zahl wurde auch im ukrainischen Fernsehen genannt. Angaben zu Opferzahlen und zu Angriffen in der Ukraine ließen sich auch am Sonntag nicht unabhängig überprüfen.

Den Behörden der Stadt zufolge sind seit dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine vor mehr als drei Wochen allein in Charkiw 266 Zivilisten getötet worden.

Zu möglichen Opfern beim Angriff auf die Kunstschule in Mariupol wurden zunächst keine Angaben gemacht. Unter den Menschen, die in dem Gebäude Schutz gesucht hatten, waren laut dem Stadtrat Frauen, Kinder und Ältere. Das Gebäude sei bei dem Angriff am Samstag zerstört worden, hieß es bei Telegram. «Menschen liegen noch immer unter den Trümmern.» Der Stadtrat machte russische Truppen für den Angriff verantwortlich.

Nach einem Raketenangriff auf eine Kaserne in Mykolajiw im Süden der Ukraine sollen Helfer am Samstag mindestens 50 Tote aus den Trümmern geborgen haben. Insgesamt hätten rund 200 Soldaten in dem Gebäude geschlafen, als die Raketen einschlugen, berichtete die «Ukrajinska Prawda». Auch um die nordukrainische Stadt Tschernihiw gibt es nach Militärangaben aus Kiew weiter schwere Gefechte.

Um Kiew, Charkiw und Mariupol wurden sieben humanitäre Korridore für flüchtende Zivilisten eingerichtet. Über die Wege sollten auch Hilfsgüter in die Städte gebracht werden, teilte die ukrainische Vize-Regierungschefin Irina Wereschtschuk mit.

Selenskyj: Berge von Leichen russischer Soldaten

Mit martialischen Worten über schwere russische Kriegsverluste richtete sich Selenskyj in seiner Videobotschaft an die Bevölkerung Russland. «An den Brennpunkten besonders schwerer Kämpfe sind unsere vordersten Abwehrlinien mit Leichen russischer Soldaten praktisch überhäuft. (…) Und diese Leichen, diese Körper werden von niemandem geborgen.» Er könne verstehen, das Russland über schier endlose Reserven an Soldaten und Militärgerät verfüge. «Aber ich möchte von den Bürgern Russlands wissen: Was hat man mit Ihnen in diesen Jahren getan, dass Sie Ihre Verluste nicht bemerkt haben?». Schon jetzt seien mehr als 14 000 russische Soldaten getötet worden. Auch diese Angaben lassen sich nicht überprüfen.