Geschlechtskrankheiten in Deutschland: Das stille Leiden

Geschlechtskrankheiten in Deutschland: Das stille Leiden
Noch immer gibt es eine weitverbreitete falsche Annahme: Geschlechtskrankheiten werden nur bei ungeschütztem Verkehr übertragen. (Bild: Pixabay)

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Hand aufs Herz: Wer redet mit seinen Freunden bei der Grillparty über Geschlechtskrankheiten? Fiel dort schon einmal „Syphilis“, „Hepatitis“ oder „HIV“? Die Meisten beantworten die Frage bestimmt mit einem klaren Nein und sind damit nicht allein. Übertragbare Geschlechtskrankheiten gehören zu den stillen Leiden in Deutschland, die rasant zunehmen.

Berlin ist Syphilis-Hauptstadt

Berlin trägt nicht nur den Titel als Bundeshauptstadt oder Hauptstadt der Kulturen. Nein, die Metropole an der Spree hat seit ein paar Jahren auch einen weiteren unrühmlichen Titel: Syphilis-Hauptstadt. Im Vergleich zu anderen deutschen Regionen gibt es in Berlin so viel Syphilis-Fälle wie nirgendwo. 2021 lag die Inzidenz bei 42,39 (1.559 Fälle). In Baden-Württemberg war die Inzidenz um das Fünffache geringer. 2021 wurden 883 Fälle registriert.

Der Blick auf die bundesdeutsche Statistik bereitet Experten sorgen, denn die Zahl der übertragbaren Geschlechtskrankheiten steigt generell. Auch Hepatitis B und Tripper sind gestiegen, häufig sogar von Betroffenen unentdeckt. Wer sich mit Hepatitis infiziert hat, bemerkt erste Symptome meist erst nach ein bis sechs Monaten; manchmal sogar gar nicht. Doch schlummert das Virus erst einmal im Körper, kann es unentdeckt auch Jahre später Folgeschäden (vor allem an der Leber) verursachen.

Wer Gewissheit möchte, sollte sich bei wechselnden Sexualpartnern regelmäßig testen lassen. Doch genau hier zeigt sich laut vielen Medizinern die Herausforderung: Trotz einer aufgeklärten Gesellschaft ist es auch heutzutage noch vielen unangenehm, einen Test auf Geschlechtskrankheiten zu machen. Um sich der Scham nicht auszusetzen, leben sie lieber mit der Ungewissheit und können damit auch andere gefährden.

Für Sicherheit sorgt ein STD Test, der sich zu Hause in aller Ruhe durchführen lässt. Mithilfe der glasklaren Anleitung kann sich jeder auf übertragbare Geschlechtskrankheiten testen und erfährt das Ergebnis schon wenige Tage später. Wurde eine Infektion diagnostiziert, ist der Gang zum lokalen Mediziner unumgänglich. Doch mit der Gewissheit im Gepäck geht dieser meist viel leichter.

Übertragungen auch ohne direkten Geschlechtsverkehr möglich

Noch immer gibt es eine weitverbreitete falsche Annahme: Geschlechtskrankheiten werden nur bei ungeschütztem Verkehr übertragen. Das stimmt nicht, denn Syphilis und Tripper können auch bei oraler Befriedigung übertragen werden. Die Tripper-Bakterien verbreiten sich sogar bei der Stimulation mit den Fingern. Petting und Küssen kann sogar ausreichend sein, um Syphilis zu übertragen. Um sich und andere zu schützen, ist ein regelmäßiger Test bei wechselnden Sexualpartnern empfehlenswert.  

Krank durch Küssen – sogar ohne sexuellen Kontakt ist eine Ansteckung möglich. Das Pfeiffersche Drüsenfieber wird umgangssprachlich auch als „Kuss-Infektion“ bezeichnet. Das Virus macht sich innerhalb von 10-15 Tagen meist mit Halsschmerzen, Fieber, Lymphknotenschwellungen und Muskelschmerzen bemerkbar. Wer solche Symptome wahrnimmt, sollte sich unbedingt von einem Arzt untersuchen lassen. Zwar verschwinden die Symptome nach ca. drei Wochen wieder, aber in seltenen Fällen kann es auch zu Komplikationen wie beispielsweise Herzentzündung, Nierenbeschwerden oder einem Milzriss kommen.

Gesetzliche Krankenkassen übernehmen Test-Kosten

Besteht ein Verdacht auf sexuell übertragbare Krankheiten, übernehmen gesetzliche Krankenkassen sogar die Testkosten. Frau bis 25 Jahre einen beispielsweise einmal pro Jahr einen Chlamydien-Scan durchführen lassen.

Zusätzlich werden Test auch durch verschiedene Anlaufstellen bei Gesundheitsämtern oder der Aids Hilfe bereitgestellt. Wer zu viel Angst oder Scham hat, stellt sich das Test-Kit einfach bequem nach Hause und verschafft sich in privater Atmosphäre Sicherheit.