Lenzerheide – Druckfrisch prangen die Regenbogenfarben auf seinem neuen Trikot. Martin Vidaurre strahlt und lacht bei der Frage, ob die Weltmeisterstreifen ihm Auftrieb gegeben haben. „Es war eine super Atmosphäre“, wird er – laut Pressemitteilung des Lexware Mountainbike Teams – zitiert.
Am fünften Weltcup-Wochenende in der Lenzerheide zeigte Vidaurre, dass der Weltmeistertitel eine Woche zuvor kein Glücksgriff war. Er positionierte sich – so Lexware weiter – taktisch klug an Position zwei und ging die ersten Attacken der Konkurrenten Juri Zanotti und Joel Roth unbeeindruckt mit.
In der dritten von fünf zu fahrenden Runden lancierte er selbst eine Attacke, der nur noch der Italiener Zanotti folgen konnte. Dabei fühlten sich seine Beine nicht so frisch an, wie der 22-Jährige im Ziel sagte. „Ich musste mit dem Kopf fahren.“ In einer Schlaufe im Wald setzte er eineinhalb Runden vor Schluss die finale Attacke und fuhr fünf Sekunden auf Zanotti heraus, die er durch die letzte Runde noch auf 16 Sekunden vergrößerte.
Vidaurre siegte mit einer Zeit von 1:09:24 Stunden, 42 Sekunden vor Teamkollege David List, der als Sechster ins Ziel kam. List war zwischenzeitlich auf Rang vier und Teil der Spitzengruppe. Doch Vidaurres Attacke konnte er nicht folgen und musste in der letzten Runde auch die Verfolger um Roth, Mathis Azzaro und Charlie Aldridge ziehen lassen.
List zeigte sich dennoch zuversichtlich. „Ich habe gezeigt, dass ich gut da vorne mitfahren kann, das gibt mir Selbstvertrauen mit Blick auf den letzten Weltcup in Snowshoe“. In der zweiten Runde sei List sogar die schnellste Zwischenzeit gefahren. Im Rennen der Elite-Männer gelang Luca Schwarzbauer erstmals in seiner Karriere eine Top-Ten-Platzierung.
Der Weg dazu begann bereits am Freitag, wo er erstmals im Shorttrack starten durfte und sich mit Position 23 knapp einen Startplatz in der dritten Reihe sicherte. So weit vorne sei Schwarzbauer noch nie gestanden. Aus Reihe eins ging Teamkollege Maximilian Brandl ins Rennen, der sich im Shorttrack erneut sehr stark präsentierte und Fünfter wurde.
Der Start gelang Brandl gut, er reihte sich auf Position acht ein und war die ersten Runden nur knapp hinter der Spitzengruppe unterwegs. Doch die Spuren des Sturzes von vergangener Woche hinderten ihn daran, die Lücke zu schließen. Luca Schwarzbauer fuhr nach der Startloop auf Position 16 über die Ziellinie und arbeitete sich weiter nach vorne.
In der zweiten Runde war Brandl auf Position neun bereits in Sichtweite. Der Deutsche Meister von 2020 war allein unterwegs, bevor Luca Schwarzbauer mit Samuel Gaze und Maxime Marotte auf Brandl auffuhren. „Mir war klar, ich muss jetzt taktisch fahren“, erklärte Brandl, der wusste, dass nur noch zwei Plätze unter den Top-Ten zu vergeben waren.
In der letzten Techzone-Durchfahrt setzte Gaze zum Sprint an, doch Brandl ließ sich nicht aus der Ruhe bringen. Als Gaze sich wieder auf seinen Sattel niederließ ging Brandl vorbei und sicherte sich den neunten Platz (+1:05 Minuten) hinter Sieger Viktor Koretzky. Auf der Zielgerade kam es zum Sprintduell zwischen Schwarzbauer und Gaze, das Schwarzbauer für sich entschied.
„Top-Ten im Weltcup zu fahren, das war immer mein Traum. Unglaublich, ich habe es jetzt erreicht“, freute sich dieser im Ziel. „Ich dachte, das ist womöglich das Beste, was ich je erreichen kann, aber das ist erst der Anfang. Mir steht die Mountainbike-Welt offen.“
Schwarzbauer, der als Junior seine bisher größten internationalen Erfolge feierte, doch dann ins Übertraining kam und darunter jahrelang litt, wechselte im vergangenen Jahr den Trainer. Er arbeitete sich über die Jahre langsam zurück. „Der Tag hat gezeigt, dass meine Entscheidungen richtig waren.“ Georg Egger belegte den 31. Platz.
„Ich bin zufrieden mit dem Rennen. Aber ich merke, dass ich konstant nur 90 Prozent geben kann“, betonte er. Egger ist Vater einer zweijährigen Tochter. „In meinem Alltag ist konstant unheimlich viel los und dazu kommt, dass ich das Jahr über mein Training allein gemanaged habe.“ Er möchte seine Strukturen neu gestalten, um effektiver trainieren zu können, so Egger. „Das greife ich in den kommenden Wochen an.“