Unsichtbares Millionenprojekt unter Tage Fast 40 Millionen für unsichtbares Mega-Projekt: Tuttlingen saniert die Seltenbachdole

Fast 40 Millionen für unsichtbares Mega-Projekt: Tuttlingen saniert die Seltenbachdole
Unterirdische Welten: Auf einer Länge von rund drei Kilometern verläuft die Seltenbachdole unter der Stadt. (Bild: Stadt Tuttlingen)

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Kaum jemand sieht es – und doch ist es eines der größten Bauprojekte der Stadtgeschichte: Für rund 38 Millionen Euro saniert Tuttlingen seit 2022 die unterirdische Seltenbachdole. Bis 2040 soll das marode Kanalsystem unter der Innenstadt vollständig erneuert werden.

Die Maßnahme ist nicht nur teuer, sondern auch essenziell – für die Infrastruktur, die Umwelt und die Sicherheit der Straßen.

Eine unterirdische Welt wie aus einem Film

Düster, feucht, unheimlich – die Szenerie unter Tuttlingens Straßen erinnert an alte Krimis oder den Filmklassiker „Der dritte Mann“. Wer das Gewölbe der Seltenbachdole betritt, befindet sich nur rund zwei Meter unter der belebten Innenstadt – und doch in einer völlig anderen Welt: Es riecht modrig, das Wasser plätschert leise, und durch das Dunkel führt nur das Licht der Taschenlampe.

Der rund drei Kilometer lange unterirdische Wasserlauf ist ein verborgenes Bauwerk – und eines der größten in der Stadt. 1938 wurde die erste Etappe errichtet, damals mit dem Ziel, den bis dahin offen verlaufenden Seltenbach zu zähmen, der mit seinen unregelmäßigen Pegeln regelmäßig für Überschwemmungen sorgte. Im Zuge einer Erweiterung ab 1958 wurde der Bach vollständig unter die Erde verlegt.

Alter Beton, bröckelnde Substanz

Gebaut wurde damals mit 40 Zentimeter starkem Massivbeton, allerdings oft mit zu wenig Eisen in der Armierung – aus Mangel an Ressourcen kurz vor dem Zweiten Weltkrieg. Das rächt sich heute: An mehreren Stellen weist die Dole gravierende Schäden auf. Besonders im Bereich des Parkhauses am Seltenbach ist die Struktur so angegriffen, dass dort bereits Straßen für Busse und Schwerlastverkehr gesperrt wurden.

„Hier ist immer mehr Bewegung drin“, warnt Andreas Kahl vom städtischen Tiefbauamt. Die Standsicherheit nehme deutlich ab, ein großer Setzungsriss sei nicht mehr hinnehmbar. Deshalb wird dieser Abschnitt vorgezogen saniert – früher als ursprünglich geplant.

Veraltete Technik belastet Umwelt und Infrastruktur

Neben dem baulichen Zustand ist auch das technische Konzept der Dole nicht mehr zeitgemäß. Aktuell fließen sowohl Regen-, Schmutz- als auch Bachwasser durch dieselbe Leitung – eine sogenannte Mischwasserkanalisation. Bei starkem Regen stoßen die Systeme an ihre Grenzen: Die Kläranlage zwischen Tuttlingen und Nendingen kann die Wassermassen nicht verarbeiten. Kurioserweise wird das verdünnte Abwasser dann zu sauber, um effizient gereinigt zu werden – den Bakterien in der Anlage fehlt es an Nährstoffen.

In solchen Fällen wird ein Teil des Wassers ungeklärt in die Donau geleitet – ein Zustand, der heutigen Umweltstandards nicht mehr entspricht. Besonders problematisch: Das vergleichsweise saubere Wasser des Seltenbachs wird dabei mit städtischem Schmutzwasser vermischt.

Trennsystem statt Mischwasser: Umbau für die Zukunft

Die Lösung: Ein neues Trennsystem, bei dem Bachwasser und sauberes Regenwasser künftig getrennt vom Abwasser geführt werden. Die Bauarbeiten hierfür sind auf mehrere Jahrzehnte angelegt und bringen hohe Kosten mit sich – geschätzt rund 38 Millionen Euro.

Bereits 2022 wurde im Bereich des Drei-Kronen-Quartiers der erste Abschnitt erneuert – mit Investitionen von 2,8 Millionen Euro. Aktuell läuft der zweite Abschnitt zwischen dem IFC und der Talstraße/Stockacher Straße (4,6 Millionen Euro). Parallel dazu startet die Sanierung rund um das Scala-Kino und das Parkhaus – wegen der akuten Schäden mit höchster Priorität.

Fertigteile für Jahrzehnte

Verbaut werden moderne Fertigteile aus Beton, die in zwei getrennten Trassen im Boden verlegt werden. Die neuen Rohre sind bis zu 2,50 Meter hoch, im Bereich der Schmutzwasserkanäle zusätzlich beschichtet, um Ablagerungen zu verhindern. Wenn alles wie geplant verläuft, sollen sie mehr als 80 Jahre halten – deutlich länger als das Vorgängermodell.

Spaziergänge durch das unheimliche Tunnelgewölbe wird es dann nicht mehr geben – dafür aber eine zukunftsfähige Infrastruktur, die sowohl Umweltstandards als auch die Sicherheit der Innenstadt langfristig gewährleistet.

Dieser Beitrag wurde unter Mitwirkung eines KI-Systems erstellt und von der Redaktion geprüft.

(Quelle: Stadt Tuttlingen)