Sie begegnen uns nahezu überall, sind bunt und regen oft zum Nachdenken an: die Kunstwerke von Ahmet Yardimci. Seine Liebe für den VW-Käfer ist so einzigartig wie der Mensch selbst. Jetzt wurde der 55-Jährige mit der Bürgermedaille der Stadt Weingarten geehrt.
Er macht nicht nur Weingarten bunt, sondern die ganze Region. Sein Ideenreichtum ist unerschöpflich und fällt auf. Ahmet Yardimci setzt beispielsweise Vätern am Vatertag ein knallbuntes Zeichen und überrascht sie gerade an dem Ort, wo die Saubermänner ihren fahrbaren Untersatz regelmäßig auf Vordermann bringen – vor der Waschanlage. Auf einem rausgeputzten knallbunten VW Käfer steht dann einfach die Aufschrift „Papa, thank you“. Wer um den Käfer herumläuft entdeckt natürlich auch einen lieben Gruß an die Mamas.
Leidenschaft mit viel Herzblut
Yardimcis Kunstwerke stechen ins Auge und gehen einem manchmal nicht mehr aus dem Sinn. Was als Werbegag begann, ist mittlerweile weit mehr. Dahinter steckt eine große Leidenschaft für das Bunte und Besondere. Mit seiner Passion möchte Yardimci den Menschen ein kleines Lächeln ins Gesicht zaubern – besonders auch in tristen Zeiten, erzählte er dem WOCHENBLATT. An seinen auffallenden Projekten arbeitet immer das ganze Werkstatt-Team mit und das verbindet.




(Bilder: Privat)
Hier ist träumen erlaubt
Seine Firma, Karosserie und Lack Yardimci, ist weit über Weingarten hinaus bekannt und seine Kunden kommen bis aus der Schweiz. Geschätzt wird nicht nur sein großes Können, sondern mittlerweile auch seine besondere Art der Kunst. Wer durch das Firmengelände am Beginn des Lauratals schlendert, fühlt sich in eine andere Welt versetzt. Eine bunte Welt, in der träumen erlaubt oder vielleicht auch erwünscht ist. An Ästen hängen Kronleuchter, ausrangierte Fahrräder und alte VW-Käfer säumen den Weg und besondere Spielgeräte für Kinder machen neugierig. Ein beliebtes Fotomotiv für spontane Spaziergänger oder frisch Verliebte ist sicherlich die Riesenschaukel in Herzform, die unter einem großen Baum hängt.
Für sein großes gesellschaftliches Engagement erhielt der Lackierer und Fahrzeugbauer nun beim Neujahrsempfang der Stadt Weingarten von Oberbürgermeister Clemens Moll die Bürgermedaille überreicht. „Die Auszeichnung geht an einen Mann, der sich nicht nur innerhalb der Stadtgesellschaft engagiert, sondern auch auf eine fröhliche, frische und zugleich tiefsinnige Weise den Namen Weingarten nach außen trägt“, heißt es seitens der Stadt.
Mit seinen originellen Arbeiten bringt er Farbe ins Stadtbild und in die Herzen der Menschen. Seine Kunst ist mehr als groß und bunt, sie greift soziale und gesellschaftspolitische Themen auf, etwa Krieg und Frieden, Nachhaltigkeit und Klimawandel, Respekt, Rassismus, Demokratie, Toleranz, Engagement und Miteinander.

Gegen Rassismus und für Vielfalt
In seiner berührenden Dankesrede im KuKu in Weingarten sagte Ahmet Yardimci, er verstehe die Bürgermedaille nicht nur als hohe persönliche Auszeichnung, sondern auch als eine Anerkennung für alle Bürger mit Migrationsgeschichte und als Zeichen gegen Rassismus. „Unsere Gesellschaft ist bunt, divers und vielfältig, so wie der VW-Käfer, das erfolgreichste Automobil der Geschichte: in vielen Varianten, in vielen Farben: Alle Welt fuhr ihn, alle Welt liebt ihn. Man muss ihn einfach gernhaben“.
Geboren 1969 in Bayburt im äußersten Nordosten Anatoliens, wuchs Ahmet Yardimci in Armut auf. 1991 kam er das erste Mal nach Deutschland. Die Liebe zu seiner späteren Ehefrau brachte ihn nach Oberschwaben. Eigentlich wollte er wie sein Vater Lehrer werden und studierte in der Türkei auf Lehramt. Doch das Studium wurde nicht anerkannt. Also musste er umsatteln und absolvierte eine Ausbildung zum Karosseriebauer, lernte schnell Deutsch, heiratete und wurde Vater von zwei Töchtern.

Schirmherrschaft der Vesperkirche
Ahmet Yardimci ist ein Macher und ein Mensch mit Herz. Aus diesem Grund hat er in diesem Jahr auch die Schirmherrschaft der Vesperkirche (vom 3. bis 23. Februar) in der Evangelischen Stadtkirche in Weingarten übernommen. „Das ist Neuland für mich“. Er freut sich auf diese Aufgabe und wünscht sich, dass das Motto „Offen für alle“ trägt.