Es regnete in Strömen, als die Musiker aus Deuchelried im vergangenen September im Park des Westallgäu-Klinikums Aufstellung nahmen. Doch das Wetter konnte sie nicht aufhalten. Mit beeindruckender Hingabe und Disziplin trockneten sie ihre Notenhalter ab, hielten ihre Instrumente bereit und spielten ihre Märsche mit der gewohnten Konzentration.
Ihr Ziel war klar: Sie wollten einem schwerkranken Musikkameraden und Freund am Fenster eine Freude machen – ihm die Ehre erweisen, vielleicht zum letzten Mal in seinem Leben.
Eine Stunde lang erklangen die Melodien für den langjährigen Weggefährten, der nun auf der Palliativstation lag – und für jene Menschen, die sich um ihn kümmerten: die Pflegekräfte und Ärzte. Nur wenige Tage nach diesem bewegenden Moment verstarb ihr Freund an seiner unheilbaren Krankheit. Doch die Musikkameraden hatten ihm gezeigt, dass er nicht allein war. In Wangen und Deuchelried steht niemand allein.
„Dieser Besuch hat uns alle tief bewegt. Die Wärme, die Zusammengehörigkeit – das war für alle spürbar. Auch unser Palliativteam hat das sehr berührt“, berichtete Ulrike Ahner, Leiterin der Palliativstation, als die Musikkapelle kürzlich erneut zu Besuch kam.
Johannes Zeh, Mitglied des Vorstands der Musikkapelle, überreichte eine Spende von 350 Euro – die Erlöse aus dem jährlichen Kalenderverkauf der Musiker. „Das ist unser Dank für die herausragende Arbeit Ihres Teams“, betonte Zeh. „Was Sie für unseren Kameraden in seinen letzten Tagen getan haben, ist nicht selbstverständlich.“

Neben der Spende übergab Zeh ein Foto der Musikkapelle mit einer persönlichen Botschaft: „Viele von uns haben unseren Freund in seinen letzten Tagen besucht. Wir konnten einen kleinen Einblick in Eure Arbeit gewinnen und erleben, mit wie viel Liebe und Hingabe Ihr Euch kümmert.“
Ulrike Ahner gab die Anerkennung zurück: „Wir sind sehr dankbar für diese Wertschätzung und haben den Besuch der Musikkapelle als großes Geschenk empfunden. Musik verbindet uns, sie tröstet und kann Hoffnung schenken. Nicht ohne Grund gehört Musiktherapie zu unseren Angeboten auf der Station. Eine Kollegin sagt immer: Musik macht einfach glückselig.“
Auch Johannes Zeh sieht die Kraft der Musik als verbindendes Element: „In unserem Verein halten wir zusammen – in guten wie in schweren Zeiten. Darum war es für uns selbstverständlich, unseren Freund in seinen letzten Tagen zu begleiten. Als er verstorben war, haben wir einen Blumenstrauß auf seinen Platz im Proberaum gelegt – als Zeichen, dass er immer noch bei uns ist.“
Er betonte zudem, wie wertvoll die Arbeit auf der Palliativstation für die Gesellschaft sei: „Hier zählt Menschlichkeit mehr als Effizienz. Und genau das ist unschätzbar wertvoll. Denn nicht jeder hat einen Musikverein, der für ihn spielt – viele Menschen sind sehr einsam.“
Exakt das sei es, was die Deuchelrieder mit ihrem Auftritt bewirkt hätten, ergänzte Ulrike Ahner. „Mitten in der Einsamkeit und im Angesicht des Leids haben sie Geborgenheit geschenkt. Alle Patienten haben sich über die Musik gefreut. Alle waren glücklich darüber, dass es Menschen gibt, die an andere denken.“
(Quelle: OSK)