„Trampolin“ statt Trauma Wie Kinder suchtkranker Eltern Unterstützung finden könnten

Wie Kinder suchtkranker Eltern Unterstützung finden könnten
Kinder aus suchtbelasteten Familien brauchen Stabilität und Unterstützung – Programme wie ‚Trampolin‘ könnten ihnen helfen, stark und selbstbewusst aufzuwachsen // Symbolbild. (Bild: iStock / Getty Images Plus)

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Im Landkreis Ravensburg gibt es kaum Unterstützungsangebote für Kinder aus suchtbelasteten Familien. Dies zeigt das Beispiel von Frau Z., einer Klientin der Caritas Suchthilfen. Besonders für ihren achtjährigen Sohn wäre eine Kindergruppe wie das „Trampolin“-Programm eine dringend benötigte Hilfe.

Frau Z. leidet seit Jahren an einer Alkohol- und Opiatabhängigkeit. Während ihrer Schwangerschaft suchte sie Hilfe bei der Caritas und nahm an einem Substitutionsprogramm teil. Ihr Wunsch, eine gute Mutter zu sein, motivierte sie, eine stationäre Mutter-Kind-Therapie zu durchlaufen. Dort lernte sie, mit ihrer Suchterkrankung umzugehen und gleichzeitig ihrem Sohn eine stabile Umgebung zu bieten.

Doch auch nach der Therapie bleibt der Alltag für sie eine Herausforderung. Obwohl sie bemüht ist, abstinent zu leben und weiterhin ambulante Beratung in Anspruch nimmt, fällt es ihr schwer, ihren Sohn A. immer so zu unterstützen, wie sie es gerne würde. Manchmal ist sie emotional überfordert, traut sich nicht, mit ihrem Sohn über ihre Sucht zu sprechen, und plagt sich mit Schuldgefühlen.

Kinder aus suchtbelasteten Familien – ein erhöhtes Risiko

A. ist eines von rund drei Millionen Kindern in Deutschland, das mit einem oder zwei suchtkranken Elternteilen aufwächst. Statistisch gesehen hat er ein 2,5-fach höheres Risiko, später selbst eine Abhängigkeit zu entwickeln oder eine psychische Erkrankung zu erleiden. Deshalb sind präventive Maßnahmen und unterstützende Angebote für diese Kinder besonders wichtig.

Kinder wie A. brauchen geschützte Räume, in denen sie lernen, mit ihrer familiären Situation umzugehen, Selbstvertrauen aufzubauen und soziale Kompetenzen zu stärken. Programme wie „Trampolin“ bieten genau das.

„Trampolin“ – ein bewährtes Programm, das Hoffnung gibt

Das Programm „Trampolin“ ist eine bewährte, zertifizierte Kindergruppe, die speziell für Kinder aus suchtbelasteten Familien entwickelt wurde. In Nachbarregionen wie Biberach läuft das Angebot bereits erfolgreich. Es hilft Kindern, ihre sozialen, emotionalen und kognitiven Fähigkeiten spielerisch zu stärken.

Die Gruppen vermitteln wichtige Inhalte wie:

  • Was bedeutet Sucht?
  • Wie kann ich mit schwierigen Situationen in der Familie umgehen?
  • Welche Möglichkeiten habe ich, mir Hilfe zu holen?

Darüber hinaus lernen die Kinder, dass sie nicht alleine sind und dass es anderen Kindern ähnlich geht. Auch die Eltern werden in das Programm einbezogen: Sie erhalten Unterstützung im Umgang mit ihrer eigenen Erkrankung und können sich mit anderen betroffenen Eltern austauschen.

Für Frau Z. und A. wäre dieses Angebot eine große Erleichterung – doch im Landkreis Ravensburg gibt es das Programm bislang nicht.

Fehlende Finanzierung – eine verpasste Chance

Obwohl die Caritas Suchthilfen in der Region Bodensee-Oberschwaben die Notwendigkeit eines solchen Angebots bereits mehrfach betont hat, scheitert die Umsetzung an fehlenden finanziellen Mitteln. Die Kürzungen im Bereich der Suchthilfe verhindern, dass Kinder wie A. die dringend benötigte Unterstützung erhalten.

Das Fehlen solcher Angebote bedeutet für suchtkranke Eltern ein höheres Risiko für Rückfälle und Überforderung. Gleichzeitig bleiben ihre Kinder oft ohne professionelle Hilfe mit ihrer schwierigen Situation allein. Die langfristigen Folgen können gravierend sein – für die Kinder, aber auch für die Gesellschaft.

Aktionswoche setzt ein Zeichen

Vom 16. bis 22. Februar 2025 findet die 16. bundesweite Aktionswoche für Kinder aus suchtbelasteten Familien statt. Ziel ist es, auf ihre Situation aufmerksam zu machen und Unterstützungsmöglichkeiten aufzuzeigen.

Die Caritas Suchthilfen Bodensee-Oberschwaben begleiten derzeit zahlreiche suchtkranke Eltern und setzen sich für ihre Kinder ein. Laut aktuellen Zahlen leben im Landkreis Ravensburg 376 minderjährige Kinder mit mindestens einem suchtkranken Elternteil, das die Beratungsangebote der Caritas nutzt (Stand: 31.12.2024).

Doch ohne gezielte Präventionsprogramme bleibt das Risiko für diese Kinder hoch. Der Fall von Frau Z. und ihrem Sohn A. zeigt, wie dringend Handlungsbedarf besteht. Die Einführung von „Trampolin“ in Ravensburg wäre ein wichtiger Schritt, um Kindern aus suchtbelasteten Familien eine bessere Zukunft zu ermöglichen.

(Quelle: Caritas Bodensee-Oberschwaben)