„Viele Hände tragen zum Erfolg bei“ Eröffnungssymposium der Klinik für Neurologie und Epileptologie

Eröffnungssymposium der Klinik für Neurologie und Epileptologie
Beim Eröffnungssymposium der Klinik für Neurologie und Epileptologie gaben zahlreiche renommierte Referenten spannende Einblicke in Medizinhistorie sowie in neue Behandlungsmöglichkeiten. (Bild: Alexa Götze)

WOCHENBLATT

Zum Start der kürzlich aus zwei eigenständigen Abteilungen neu gebildeten Klinik für Neurologie und Epileptologie am ZfP-Standort Weissenau lud Chefarzt PD Dr. Christian Tilz zu einem Symposium ein. Die Referenten gaben spannende Einblicke in Medizinhistorie sowie in neue Behandlungsmöglichkeiten. Schließlich rundete Tilz dann das Programm mit einem Einblick in die zukünftige Gestaltung der Klinik ab.

PD Dr. Christian Tilz folgte Mitte des Jahres Dr. Hartmut Baier und Dr. Andreas Meyer nach, welche die bis dato getrennt organisierten Abteilungen für Neurologie und Epileptologie des ZfP Südwürttemberg leiteten. Beide Abteilungen wurden in eine einzige Klinik zusammengeführt. Dies nahm der neue Chefarzt nun zum Anlass, zahlreiche namhafte Referenten aus Deutschland, Frankreich, Österreich und der Schweiz nach Ravensburg einzuladen.

Zur Begrüßung ging ZfP-Regionaldirektor Prof. Dr. Juan Valdés-Stauber auf die Hintergründe der neu gebildeten Klinik ein und bedankte sich bei allen Beteiligten für ihr Engagement und ihr Vertrauen: „So eine Zusammenführung wirft natürlich viele Fragen auf und erzeugt auch Unsicherheiten, die wir jedoch gemeinsam und ohne große Schwierigkeiten meistern konnten.“ Zum Gelingen beigetragen habe sicherlich auch die im Haus gepflegte Idee der Multiprofessionalität: „Viele Hände tragen zum Erfolg bei.“

Der lange Weg zur Spezialdisziplin

Der ehemalige Chefarzt Dr. Baier blickte zurück auf die Geschichte der Epileptologie im Speziellen. Er führte aus, dass erst gegen Ende des 18. Jahrhunderts die sogenannten „Irren“ als medizinisch zu behandelnde Patienten angesehen wurden. In diese Zeit fiel auch die Gründung der Pflegeanstalt Weissenau 1892, die dann 1903 zur Heil- und Pflegeanstalt wurde. Als königlich-württembergische Irrenanstalt sollten dort vor allem „epileptische Geisteskranke“ aufgenommen werden.

1905 wurde in Weissenau die erste Spezialstation mit 25 Betten für Epilepsiepatient:nnen eröffnet. In Beschreibungen dieser Zeit wurden Epileptiker als „gefährliche und unberechenbare Menschen“ und epileptische Anfälle als „abstoßendes Ereignis“ bezeichnet, schilderte Baier. Im Weiteren zeichnete er den langen Weg zur Eigenständigkeit der Epileptologie und zur Gründung des Epilepsiezentrums Bodensee nach. Letzteres sei „nach 13 Jahren zähen Ringens“ im Jahr 2000 schließlich gelungen. „Daran maßgeblich beteiligt war Prof. Walter Fröscher, der ebenfalls anwesend ist.“ Am Ende seines Vortrags übergab Baier seinem Nachfolger Tilz einen extra für diesen Anlass gestalteten Staffelstab und sagte: „Ich wünsche dir Beharrlichkeit und Durchhaltevermögen, ausreichend Frustrationstoleranz und vor allem viel Freude an der Arbeit zum Wohle der Patienten.“

100 Jahre Elektroenzephalogramm

Dr. Günter Krämer referierte anlässlich des Jubiläums der EEG-Diagnostik in diesem Jahr durch Hans Berger, der 1924 in Jena die erste EEG-Messung beim Menschen gelang über die Geschichte der Epileptologie in Deutschland. Weitere Referate beschäftigten sich mit neuen medikamentösen Therapieoptionen zur Behandlung von Epilepsien, sowie weiteren hochaktuellen Themen zur Neurostimulation, dem Einsatz von künstlicher Intelligenz zur Anfallsüberwachung, minimal invasiven Behandlungsverfahren sowie neuen mikrochirurgischen Therapieansätzen zur Behandlung von chronischen Schmerzpatienten in Abhängigkeit von anatomisch begründeten Stadien.

Gegen Ende der Tagung wurde eine sehr aktuelle und didaktische Übersicht der Behandlung von Parkinson-Patienten präsentiert.

Den Schlusspunkt setzte wiederum Gastgeber Tilz selbst. Nachdem er sich bei den vielen helfenden Händen seines Teams und bei allen Referenten und Zuhörer herzlich bedankt hatte, richtete er den Fokus auf die perspektivischen Entwicklungen der neuen Weissenauer Klinik für Neurologie und Epileptologie: „Basierend auf dem soliden Fundament der bestehenden Infrastruktur wird die Klinik den Herausforderungen der Zeit entsprechend technisch und baulich modernisiert werden“, betonte Tilz.

Weiterhin gelte es, Netzwerke regional, überregional und international zu intensivieren, um eine moderne Medizin mit dem Schwerpunkt der Epileptologie, Parkinsonerkrankung und Schmerzbehandlung zu setzen, ebenso wie das wissenschaftliche Fortbildungsangebot der Klinik zu erweitern.

(Pressemitteilung: ZfP Südwürttemberg)