Dank der Aktion „Nette Toilette“ kostenlos auf ein sauberes Klo

Dank der Aktion „Nette Toilette“ kostenlos auf ein sauberes Klo
Die sogenannte „Nette Toilette“ darf überall da benutzt werden, wo an der Eingangstüre ein einheitlicher roter Aufkleber zu erkennen ist. (Bild: picture alliance / dpa | Angelika Warmuth)

Ein Stadtbummel oder auch ganz pragmatische Besorgungen können dauern. Wenn man zwischendrin ein dringendes Bedürfnis hat, steht man vor der Frage: Schmuddeliges, öffentliches WC oder im Restaurant so tun, als würde man bestellen wollen. Die nette Toilette macht Schluss mit diesem unwürdigen Schauspiel.

Die Stadt Ravensburg hat seit Juni letzten Jahres gemeinsam mit Händlern und Gastronomen für die Öffentlichkeit zugängliche WC-Anlagen ausgewiesen. Die sogenannte „Nette Toilette“ darf überall da benutzt werden, wo an der Eingangstüre ein einheitlicher roter Aufkleber zu erkennen ist. Im Gegenzug gibt’s von der Stadt eine Aufwandsentschädigung.

Ich darf ungeniert rein

Das heißt also für den, der dringend muss, hier darf ich ungeniert rein. Ich muss kein Getränk oder einen schnellen Espresso bestellen, ich darf kostenfrei die Toilette nutzen – ohne Gewissensbisse. Das klingt einfach, praktisch und ist vor allem kostenlos. Sehen das die Besitzer der WC’s auch so und wie sind die mit den zusätzlichen Gelegenheitsbesuchern zufrieden?

Von verlegen über assig bis hin zu sehr freundlich

Wir haben bei einigen Mitmachenden der „Netten Toilette“ nachgefragt, wie es um den Anstand der Kurzzeitbesucher so steht.

Hotel Ochsen: Bei uns kommen die Leute rein, fragen nett, ob sie die Toiletten nutzen dürfen und bedanken sich meistens auch noch dafür. Wir würden fast sagen, dass 95 % sehr freundlich sind.

Hotel Gasthof Engel: Wir sind oft sehr erstaunt, wie dreist die Leute sind. Sie latschen kommentarlos rein, suchen zielgerichtet nach der Toilette und weg sind sie. Neulich sorgte eine Frau mit einer achtlos weggeworfenen Damenbinde dafür, dass bei uns den ganzen Tag das Damen-WC verstopft war. Der Kundendienst musste mehrfach vorbeischauen. Eine Bedienung hatte durch Zufall gesehen, dass es sich um keinen Gast handelte. Unser trauriges Resümee: 70 % unfreundliche Leute.

Kupferle:  Bei uns benutzen im Grunde nicht so viele Besucher die Toilette als öffentliche Möglichkeit. Diejenigen, die aber kommen, sind meistens freundlich, nur wenige laufen kommentarlos schnurstracks Richtung Toiletten.

Café Stippe: Manche Leute laufen erst unsicher rein, schauen sich schüchtern um und schlagen dann den Weg zum WC ein. Viele erkundigen sich freundlich, ob sie mal aufs Klo dürfen. Lustig ist, dass Stammgäste eine Art Hausrecht für sich gepachtet haben. Heute essen sie bei uns und morgen sind sie wieder in der Stadt und nutzen aber nur das WC. Das ist vollkommen in Ordnung.

Die Idee stammt aus Aalen

Das Projekt, das ursprünglich aus Aalen stammt, wird mittlerweile von zahlreichen deutschen Städten und Gemeinden erfolgreich übernommen. Über alle Standorte mit Ausstattung und Öffnungszeiten in Ravensburg informiert auch die gleichnamige kostenlose App. Mehr Informationen erhalten Sie auf der Seite öffentliche Toiletten.

Folgende barrierefreie Standorte gibt es

Bekleidungshaus Bredl, Trend Reischmann, Bäckerei Hamma am Marienplatz, Gasthof Ochsen, Wirtshaus Mohren und Pano. Weitere „Nette Toiletten“ werden angeboten bei: Reischmann Sport und Mode, Restaurant Kupferle, Gasthof Engel, Restaurant Café Stippe, Hotel Residenz, Café Restaurant Mezzo und der Bäckerei Hamma in der Bachstraße.

Zudem gibt es die öffentlichen Toiletten in der Tiefgarage am Marienplatz und am Bahnhof sowie das behindertengerechte WC am Untertor (alle mit Euro-WC-Schlüssel). Weitere Infos auf der Seite der Stadt Ravensburg.