Baustopp statt Neubau Im Kreis Ravensburg fehlen 3.700 Wohnungen – Experten fordern Neubau-Offensive

Im Kreis Ravensburg fehlen 3.700 Wohnungen – Experten fordern Neubau-Offensive
Wohnraum wird zur Mangelware – bezahlbare Wohnungen sind im Kreis Ravensburg so selten wie früher das mit Kreide gemalte „Haus vom Nikolaus“. (Bild: Tobias Seifert)

WOCHENBLATT
WOCHENBLATT

Im Landkreis Ravensburg herrscht Wohnungsnot. Laut einer aktuellen Untersuchung des Pestel-Instituts fehlen rund 3.700 Wohnungen. Zugleich stehen über 2.600 Wohnungen seit mehr als einem Jahr leer.

Der Wohnungsmarkt im Landkreis Ravensburg ist angespannt: Viele suchen, doch kaum jemand findet. Zwar gibt es rund 2.630 leerstehende Wohnungen, doch diese sind laut Pestel-Institut in der Regel „verloren für den Markt“ – sie werden selten wieder vermietet. Das Institut hat im Auftrag des Bundesverbands Deutscher Baustoff-Fachhandel (BDB) den regionalen Wohnungsbestand, die Bevölkerungsentwicklung sowie Prognosen zu Arbeitsmarkt und Beschäftigung analysiert.

„Vom Arbeitskräftebedarf über die Geburten bis zu den Sterbefällen: Es wird sich im Kreis Ravensburg eine Menge tun – und auf dem Wohnungsmarkt tun müssen. Das bedeutet konkret: In den nächsten fünf Jahren müssen rund 1.250 neue Wohnungen im Landkreis Ravensburg gebaut werden – und zwar pro Jahr“, sagt Matthias Günther, Chef-Ökonom des Pestel-Instituts.

Wohnungsbau mit angezogener Handbremse

Günther hält dieses Ziel grundsätzlich für erreichbar. Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes (Destatis) wurden im ersten Halbjahr 2025 insgesamt 509 Baugenehmigungen für neue Wohnungen im Landkreis Ravensburg erteilt. „Das könnte reichen, um den Wohnungsbedarf zu decken“, so Günther. „Dazu darf es mit den Baugenehmigungen im Kreis Ravensburg jederzeit bergauf, aber nicht mehr bergab gehen.“

Allerdings bleibe eine Baugenehmigung zunächst nur ein Papierwert. „Am Ende muss jede genehmigte Wohnung auch tatsächlich gebaut werden. Das klappt aber nur, wenn bundespolitisch mehr passiert: Der Bund muss den Neubau von Wohnungen wieder ankurbeln. Und das möglichst schnell“, fordert Günther.

Forderung nach günstigem Baugeld

Der Ökonom sieht vor allem ein wirksames Mittel, um den Wohnungsbau zu beschleunigen: „Dringend notwendig ist günstiges Baugeld. Der Bund muss ein Zins-Programm auflegen: Maximal 2 Prozent Zinsen – teurer darf die Finanzierung beim Wohnungsbau nicht sein. Dann wären deutlich mehr private Bauherren, aber auch Investoren endlich wieder in der Lage, neue Wohnungen im Kreis Ravensburg zu bauen. Vor allem würde das schnell einen Effekt bringen: Mit einem Niedrigzins-Baugeld würde der Bund einen wirklichen Turbo für den Neubau von Wohnungen starten“, ist Günther überzeugt.

Baustoff-Fachhandel kritisiert Bundesregierung

Auch der Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel sieht dringenden Handlungsbedarf. Präsidentin Katharina Metzger sagt: „In Sachen Wohnungsbau passiert bei der neuen Bundesregierung zu wenig. Nur das Schlagwort ‚Wohnungsbau-Turbo‘ geistert seit Monaten durch die Republik. Doch von einem ‚Turbo‘ kann keine Rede sein. Die Maßnahmen wirken nur mittel- bis langfristig. Jedenfalls ist von dem versprochenen ‚Turbo-Effekt‘ im Landkreis Ravensburg und auch sonst nirgendwo etwas zu merken.“

BDB-Präsidentin Katharina Metzger fordert von der Bundesregierung entschlossene Maßnahmen, um den Wohnungsbau wieder anzukurbeln.
BDB-Präsidentin Katharina Metzger fordert von der Bundesregierung entschlossene Maßnahmen, um den Wohnungsbau wieder anzukurbeln. (Bild: Tobias Seifert)

Metzger warnt vor den Folgen: „Läuft der Wohnungsbau, dann läuft auch die Wirtschaft. Deshalb ist es höchste Zeit, dass Bundeskanzler Merz den Wohnungsbau jetzt zur Chefsache macht.“ Passiere nichts, drohe der Neubau weiter abzusacken. Schon jetzt verlören viele Bauunternehmen ihre Existenzgrundlage: „Bauunternehmen gehen in die Insolvenz. Bauarbeiter verlieren ihre Jobs“, so Metzger.

„Weniger Vorschriften, mehr Wohnungen“

Ein weiteres Hindernis sieht der Baustoff-Fachhandel in den hohen Baukosten und der zunehmenden Bürokratie. Auch das Pestel-Institut fordert Entlastung: „Deutschland muss dringend wieder einfacher bauen. Wenn der Bund alle Auflagen und Vorschriften der letzten zehn Jahre komplett zurücknehmen würde, dann könnten im Landkreis Ravensburg ziemlich schnell wieder deutlich mehr und deutlich günstigere Wohnungen gebaut werden. Und zwar Wohnungen mit einem guten Standard. Manchmal ist weniger eben mehr“, sagt Günther.

Günther wirft dem Bund vor, den Wohnungsbau „zehn Jahre lang durch immer schärfere Gesetze und Verordnungen viel unnötigen Ballast“ aufgebürdet zu haben. Diese Politik habe die Baukosten und Mieten deutlich steigen lassen, bestätigt auch der BDB. „Vor allem völlig überzogene Energiespar-Auflagen beim Neubau haben unterm Strich für die Umwelt wenig gebracht, das Wohnen aber enorm viel teurer gemacht“, kritisiert Katharina Metzger.

(Quelle: Bundesverband Deutscher Baustoff-Fachhandel)

Dieser Beitrag wurde unter Mitwirkung eines KI-Systems erstellt und von der Redaktion geprüft.