Kammertheater Karlsruhe ist auf Freilichttour und stoppt in Aulendorf, der Heimatstadt von Bernd Gnann: Der Schauspieler und Kabarettist im Interview bei uns

Kammertheater Karlsruhe ist auf Freilichttour und stoppt in Aulendorf, der Heimatstadt von Bernd Gnann: Der Schauspieler und Kabarettist im Interview bei uns
Bernd Gnann ist ein Mann mit vielen Ideen und hat die Pandemie dazu genutzt, neue Projekte anzugehen.(Bild: Privat)

Der Geschäftsführer zeigt ein Herz für Menschen mit wenig Geld und lädt zur Aufführung ein

Aulendorf (le) – Der gebürtige Aulendorfer Bernd Gnann ist Geschäftsführer des Kammertheaters Karlsruhe. Wie so viele andere waren das Privattheater und die freien Schauspieler von der Pandemie stark betroffen und Existenzen standen auf dem Spiel. Dank des Förderprogramms „Neustart Kultur“ des Bundes hat das Kammertheater eine Open Air Bühne gestellt bekommen und ist aktuell in ganz Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz auf Freilichttour unterwegs. Natürlich darf ein Stopp in Aulendorf, der Heimat von Bernd Gnann, nicht fehlen.

Noch bis zum 25. Juli wird im Park hinter dem Wirtshaus Schalander die Schlagerrevue „Traumschöff – Seekrank vor Glück“, das Musical „Ciao Bella, ich heirate eine Familie“ und das Kinderstück „Bremen sucht die Stadtmusikanten“ aufgeführt. Gnann war bei der Premiere der Schlagerrevue am 22. Juli anwesend, schnupperte Heimatluft und beantwortete dem WOCHENBLATT ein paar Fragen.

Heimspiel auf der Bühne in Aulendorf v.li.: Bernd Gnann, Florian Angele und Bürgermeister Matthias Burth.
Heimspiel auf der Bühne in Aulendorf v.li.: Bernd Gnann, Florian Angele und Bürgermeister Matthias Burth. (Bild: Privat)

Endlich wieder Aufführungen auf den Brettern, die die Welt bedeuten. Für viele ein lang ersehntes Ereignis. Ob alles andauern wird, weiß keiner. Hinter den Kulturtreibenden liegen harte Zeiten.

Was sagt man als Chef zu freien Schauspielern, wenn Sie mit ihren Nöten kommen und nicht mehr weiterwissen?

Ich konnte viele Schauspieler unterstützen, da die bestehenden Verträge über mehrere Spielzeiten hinweg gemacht wurden. Diese wurden zu 100 % ausbezahlt. Das heißt, ein Schauspieler hat wenigstens das bekommen, was ihm vertraglich zugestanden hat. Wir als Theater konnten durch die Kurzarbeit einen Teil dieser Kosten kompensieren.

Für einen freien Schauspieler ist es wohl die schwierigste Zeit seines künstlerischen Lebens. Und ich glaube, dass es leider noch eine Zeit lang dauern wird, bis alle wieder normal arbeiten können. Daher verstehe ich es sehr gut, dass viele Künstler einen anderen, neuen Weg gehen. Es geht schlichtweg ums wirtschaftliche Überleben.

Die Hoffnung auf bessere Zeiten trägt die Menschen. Was hat Sie getragen?

Es ist für alle Bereiche der darstellenden Kunst eine wilde Zeit. Und wenn ich wilde Zeit sage, dann meine ich das genauso. Wir müssen uns täglich neu erfinden. Das mache ich schon mein ganzes Leben. Ich liebe es, Herausforderungen anzunehmen und das Beste daraus zu machen. Genau das trägt mich von Projekt zu Projekt.

Eine Hoffnung auf bessere Zeiten ändert leider nichts, solange wir es nicht selbst in die Hand nehmen. Wir wissen jetzt deutlich mehr über das Virus als vor zwei Jahren. Ich verstehe es also nicht, warum die Menschen nicht mit Abstand und im Freien Kultur genießen. Ich hoffe, ich kann mit diesem Satz ein paar Zuschauer kurzfristig an der Abendkasse gewinnen.

Haben Sie die Pandemie genutzt, um über neue Projekte nachzudenken und sind neue Ideen entstanden?

Ich habe seit der Pandemie nur noch neue Projekte umgesetzt. Das war und bleibt eine große Chance. Wir haben ein Autokino für 1000 Autos pro Abend aufgebaut, dieses möchte ich auf jeden Fall weiter betreiben. Genauso wie diese fahrbare Open Air Bühne. Ohne die Pandemie wären wir niemals diesen Schritt gegangen. Auch dieses Projekt wollen wir weiterführen.

Ich bin noch Geschäftsführer bei zwei regionalen Fernsehsendern, hier betreiben wir fast wöchentlich für verschiedene Unternehmen und Kunden Veranstaltungen via Streaming. Ohne Pandemie wären das Präsenzveranstaltungen gewesen. Somit war ich nicht nur Verlierer, sondern auch in gewisser Weise Gewinner der Pandemie.

Auf dem Traumschöff kommen Schlagerfans voll auf Ihre Kosten.
Auf dem Traumschöff kommen Schlagerfans voll auf Ihre Kosten. (Bild:: Tom Kohler)

Viel Aufsehen erreichte die Aktion #allesdichtmachen gegen die verschärften Corona-Schutzmaßnahmen mehrerer bekannter Schauspieler. Sie waren an der Aktion ebenfalls beteiligt. Würden Sie es nochmals tun? 

Es war die erfolgreichste Aktion, die die Menschen nachdenken ließ. Für mich war es der richtige Weg. Schon zu Kaisers Zeiten hatten die Gaukler dem Kaiser seine Fehler vor Publikum in ironischer oder sarkastischer Kunst dargeboten.

Manche Filmchen fand ich persönlich auch etwas hart, aber was meinen Film angeht: Wer Angst verbreitet, muss auch die Folgen übernehmen. Die Regierung hat diese Rolle voll und ganz übernommen. Im Guten wie im Schlechten. Durch unsere Aktion ist der Kunst auf jeden Fall sehr geholfen worden. 

Über die sozialen Kanäle haben Sie aktuell ein Video geteilt, indem Sie u.a. Menschen mit geringem Einkommen einladen, sich die Aufführungen der Freilichttour in Aulendorf gratis anzuschauen. Wie kamen Sie auf diese Idee und wie hat das vor Ort funktioniert?

Die Aktion funktioniert hervorragend, und ich finde es ist unsere Aufgabe, Menschen mit geringem Einkommen diese Möglichkeit zu bieten. Ich weiß, woher ich komme und 25 € pro Person ist für eine Familie mit Kindern oft eine Bremse Kultur zu besuchen. Ich freue mich über jeden der dieses Angebot wahrnimmt, ich weiß aber auch, dass dies keine 100 am Abend sein werden.

Wie fühlt man sich, wieder in der Heimat zu sein und welches schwäbische Gericht fehlt Ihnen am meisten?

Ich liebe Rindsrouladen, diese gibt es im Sommer sehr selten. Aber ich liebe natürlich die schwäbische Küche. Aus diesem Grund habe ich mit meinem Bruder zusammen zwei Gastronomiebetriebe in Karlsruhe, in denen es badisch-schwäbische Küche gibt.

Wann waren Sie das letzte Mal im TV zu sehen?

Im Sommer werden fleißig Tatorte wiederholt, somit kann man mich fast wöchentlich im TV sehen. Letzte Woche war noch Big Manni in der ARD zu sehen. Ich habe vor wenigen Wochen einen neuen Tatort mit Richy Müller gedreht. Dieser wird wohl im Winter zu sehen sein.

Tickets zu den Aufführungen im Park hinter dem Schalander gibt’s unter www.kammertheater-karlsruhe.de, im Rathaus Aulendorf und bei allen Reservix Vorverkaufsstellen.