Info-Veranstaltung zum Bahnknoten Lindau lässt noch viele Fragen offen

Info-Veranstaltung zum Bahnknoten Lindau lässt noch viele Fragen offen
Zugzahlenbeschränkung muss erst aufgehoben werden, dann sollen die Züge noch besser rollen. (Bild: Wilfried Vögel)

Am 14. September hatte die Stadt Lindau und die Deutsche Bahn zu einer Informationsveranstaltung zur aktuellen Situation und zur künftigen Entwicklung des Bahnverkehrs in Lindau eingeladen. Ziel der Veranstaltung war es, den aktuellen Sachstand zu erläutern, künftige mögliche Entwicklungen aufzuzeigen und der Kritik am Vorgehen von Bahn und Stadt zu begegnen.

Moderiert hat die Veranstaltung der Bundestagsabgeordnete Ulrich Lange, der in vielen verschiedenen Gremien als Bahnspezialist gilt und die Situation in Lindau kennt.

Nach der Begrüßung durch Oberbürgermeisterin Dr. Claudia Alfons erläuterte der Leiter des Lindauer Stadtbauamtes, Kay Koschka, die rechtlichen und planerischen Ausgan- und Fixpunkte.

Zweibahnhofslösung ist festgeschrieben und umgesetzt

Die sogenannte „Zweibahnhofslösung (neuer Fernbahnhalt in Lindau-Reutin und Nahverkehrshalt in Lindau-Insel) ist demnach sowohl rechtlich als auch planerisch festgeschrieben und unstrittig.

Dreh- und Angelpunkt war die vollständige Elektrifizierung der Bahnstrecke zwischen München und Lindau (exakt zwischen Geltendorf und Lindau) um eine Verkürzung der Fahrzeit des Eurocity zwischen München und Zürich zu erreichen. Darüber hinaus erfolgte auch die Elektrifizierung der Südbahn zwischen Lindau-Friedrichshafen und Ulm.

Eine ganze Reihe begleitender Projekte konnten im Bereich des Bahnknoten Lindaus fertiggestellt werden. Dazu gehören u.a. der Neubau des Fernbahnhofes in Lindau-Reutin, der Neubau der Thierschbrücke (zwischen Inselkern und Westlicher Insel), die Sanierung des Eisenbahndamms, die Elektrifizierung des Abschnittes zwischen Lindau-Aeschach und der Insel sowie der Bau von Straßenunterführungen an der Bregenzer Straße und dem Langenweg.

Erschließung Gleisdreieck und Giebelbachviertel als Knackpunkt

Knackpunkt bleibt die Erreichbarkeit des von allen Seiten von Gleisen umschlossenen Gleisdreiecks und des sogenannten „Giebelbachviertels“.

Die Sorge der Bewohner und der Stadt, dass bei Rettungseinsätzen diese Bereiche infolge deutlich verlängerter Schrankenschlüsse nur unzureichend erreichbar wären, hat dazu geführt, dass das zuständige Eisenbahnbundesamt (EBA) eine sogenannte Zugzahlenbeschränkung verfügt hat.

Das bedeutet, dass bestimme Verbindungen zwischen Reutin und der Insel, wie sie planerische dargestellt wurden, derzeit nicht möglich sind, um weitere lange Schrankenschlüsse zu vermeiden. Das gilt auch für aktuelle bzw. künftige Querverbindungen von Ost nach West.

(Bilder: Wilfried Vögel)

Problemlösung erst in ein paar Jahren zu erwarten

Zwar laufen derzeit die vorbereitenden Planungen, wie man das Problem mittels einer Straßenbrücke bzw. einer gesonderten Zufahrt zum Giebelbachviertel lösen könnte. Mit einer konkreten Fertigstellung ist aber erst in einigen Jahren zu rechnen.

Stadt und Bahn hoffen aber, dass es mit Zwischenlösungen gelingt, diese Zugzahlenbeschränkungen bereits Ende 2024 aufheben zu können. Bis dahin müssen aber noch einige offenen Fragen beantwortet werden.

Florian Liese, vom Referat Schienenwesen und Infrastruktur, das beim Bayerischen Staatsministerium für Wohnen, Bauen und Verkehr angesiedelt ist, erklärte ausführlich den aktuellen Stand der Verkehre, aber auch kurz-, mittel- und langfristige Planungen der jeweiligen (oft auch länderübergreifenden) Verkehrs- und Aufgabenträger.

Deutschlandtakt und Bundesverkehrswegeplan: Da ist der Bund am Zug

Eine große Rolle spielen dabei auch der sogenannte Deutschlandtakt und der bundesweite Verkehrswegeplan. Hierfür ist der Bund zuständig. Diese Planungen sind extrem komplex und erfordern i.d.R aufwändige und kostenintensive Investitions- und Infrastrukturmaßnahmen. Auch komplizierte Abstimmungen mit den Nachbarländern, die zum Teil eigene Interessen verfolgen, machen den künftigen Bahnverkehr in und um Lindau zur Spekulation.

Ein hoher Krankenstand bei den Bertreibern und Zugausfälle aber auch der gestiegene Fahrgastandrang verschärfen die Situation, aber natürlich nicht nur in und um Lindau.

Angestrebt wird nach Aufhebung der Zugzahlenbeschränkung u.a. eine permanente Umsteigeverbindung im Rahmen aller Verkehre zwischen Insel und Reutin.

Zukunftsmusik ist allerdings die Planung der Internationalen Bodenseekonferenz (IBK) für den Bahnverkehr in der Region bis 2045 („BODANRAIL“).

(Bilder: Wilfried Vögel)

Streit um Verkürzung und Reduzierung von Gleisen auf der Insel

Strittig ist insbesondere die von der Stadt aus planerischen Gründen angestrebte und beschlossene Verkürzung der Inselgleise und deren Reduzierung von acht auf sechs Gleise. Hier ist wohl das letzte Wort noch nicht gesprochen.

Eine breite Gruppe, die sich für den Erhalt des jetzigen Inselbahnhofes ausspricht (Fahrgastverband ProBahn, Bund Naturschutz, Aktionsgemeinschaft Inselbahnhof Lindau, Verein Eisenbahn- und Schifffahrtsmuseum Lindau e.V,. Lokale Agenda 21 Lindau, Parents for Future Lindau, Initiative Bodensee-S-Bahn und ProBahn Vorarlberg), sieht die Mobilitätswende und die Zukunft des Bahnverkehrs am östlichen Bodensee in Gefahr und besteht auf acht Bahnsteigkanten in voller Länge auf der Insel.

Wer soll den Rückbau bezahlen?

Klar wurde bei der Info-Veranstaltung auch, dass die DB nicht für die Kosten eines möglichen Rückbaus aufkommen wird.

Einige Fragen blieben am Ende offen. Wie wichtig vielen Lindauerinnen und Lindauern diese Bahnthemen sind, zeigte der große Andrang im Alten Rathaus und die rege Anteilnahme an der Fragerunde im Internet.

Man darf gespannt sein, wie sich der Bahnverkehr in und um Lindau künftig entwickeln wird. Die Weichen dafür scheinen gestellt, nur die endgültige Richtung ist noch nebulös.

Hier die ausführlichen Präsentationen der Stadt und des Ministeriums (mit freundlicher Genehmigung der Stadt Lindau):