Bislang konnte sich die HSG Konstanz in jedem Spiel steigern – die ersten Punkte in der 2. Bundesliga fehlen allerdings noch. Am Sonntag, 17 Uhr, in der Schänzle-Hölle soll mit Unterstützung der gelb-blauen Wand im Rücken gegen Mitaufsteiger TuS Ferndorf der Knoten endlich platzen.
Unbequemer Aufsteiger
Neben 1800 Kilometern im Mannschaftsbus musste zu Begin dieser Woche zunächst einmal etwas Enttäuschung aus den Gliedern geschüttelt werden. 50 Minuten war die HSG Konstanz in Lübeck das bessere Team, verlor dann jedoch den Kopf und die durchaus möglichen zwei Punkte. Belastungssteuerung war dann auch für Vitor Baricelli ein wichtiges Thema zu Beginn der Woche, ebenso wie eine weitere Verbesserung der individuellen Leitungsstärke, des Angriffs und Rückzuges.
Der Trainer konzentriert sich auf die Leistung des eigenen Teams und hat in der Rückschau erfreut einen weiteren Schritt nach vorne registriert. Das erste Ziel, ein unbequemer Aufsteiger zu sein, wurde erreicht. Die HSG Konstanz begegnet ihren Gegnern im Haifischbecken stärkste zweite Liga der Welt auf Augenhöhe. „Wir haben jedoch bei einem starken Gegner in wichtigen Phasen zu viele Fehler gemacht“, weiß der 28-Jährige auch. „Wenn wir Schrader nicht in den Griff bekommen und er zehnTore erzielt, haben wir ein Problem.“
Zeit, sich zu finden
Dennoch: „Die Entwicklung ist da“, erklärt er. „Diese wollen wir fortsetzen und uns in jedem Spiel besser zeigen.“ Die einfache Rechnung ist, dass damit automatisch bald die nötigen und ersehnten Punkte einher gehen sollten.
Was dafür nötig, aber eigentlich nicht vorhanden ist: Zeit. Zeit, sich im laufenden Prozess als blind verstehende Einheit neu zu finden, mit neuen Spielern und neuen Rollen für viele Akteure. Dazu Erfahrungen in der 2. Bundesliga zu machen, „in diesen Momenten zu sein“, beschreibt der EHF-Mastercoach, der sich auf das Dell mit Mitaufsteiger Ferndorf in eigener Halle sehr freut.
Interessante Neuzugänge in Ferndorf
Etwas anders stellt sich die Lage derzeit im Siegerland dar. Die große Euphorie rund um den TuS Ferndorf erhielt durch zwei Siege in der 2. Bundesliga weiteren Auftrieb. Nach einer Saison ohne Niederlage und einem souveränen Aufstieg in das Bundesliga-Unterhaus stehen bereits 4:2 Punkte und Rang sechs zu Buche.
Bis auf Nikita Pluto, der zur HSG Konstanz kam und Torwart Lucas Puhl blieb die Aufstiegsmannschaft nahezu zusammen und kann unter anderem auf erfahrene Stützen wie den ehemaligen kroatischen Nationalspieler Janko Kevic oder den aus Gummersbachs Nachwuchs stammenden Julian Fanger bauen. Mit Fynn Herzig (ebenfalls vom Nachbarn Gummersbach), dem Schweden Hampus Dahlgren und Torwart Can Adanir konnten noch weitere sehr interessante Neuzugänge hinzugewonnen werden.
Gute Abwehr sehr wichtig
Allzu große Unterschiede sehen dabei weder Pliuto noch Baricelli zwischen beiden Mannschaften – bis auf das hervorragende eingespielte Kollektiv in Ferndorf, welches in Konstanz erst wieder im Wachsen und Entstehen begriffen ist. Baricelli: „Wir sprechen viel miteinander und tauschen uns über die Rollen jedes Spielers aus. Wir haben sehr realistische Jungs, die sich gut einschätzen können.“
So berichtet der HSG-Coach von einer guten Atmosphäre und Trainingswoche, in der der zuletzt krank ausgefallene Linkshänder Jo Knipp wieder in das Aufgebot zurückgekehrt ist. „Für uns wird eine gute Abwehr sehr wichtig sein“, so der Brasilianer. „Wenn wir uns hier weiter steigern und unsere Fans im Rücken haben, können wir Ferndorf schlagen.“
Energie von den Fans
Dabei gilt es aber auch in der Crunchtime voll da zu sein. Wie das geht, haben die Nordsiegerländer gezeigt. „Sie hatten bei ihren zwei Siegen jeweils eine super Torwart-Leistung“, so Baricelli. „Und sie haben in der Crunchtime zweimal fast fehlerfrei agiert.“ So wird der Energie der bekannt emotionalen Zuschauer im Hexenkessel Schänzle-Hölle eine ganz wichtige Rolle zukommen.
„Unsere Fans müssen für uns richtig Druck machen“, wünscht sich der Konstanzer Kommandogeber einen heißen Sonntagabend am Ufer des Seerheins. „Mit dieser Energie“, sagt er, „wollen wir auch schlechte Phasen überstehen.“ Dazu ein eigenes gefährliches Tempospiel, großer Kampf um jeden Zentimeter und feste Entschlossenheit. Dann könnte wieder Playoff-Feeling aufkommen. „Wir kämpfen bis zum Ende“, verspricht Baricelli.
(Vereinsmitteilung: HSG Konstanz/ Andreas Joas)