Georgische Erntehelfer prangern Zustände an

Ein Erntehelfer pflückt Erdbeeren auf einem Erdbeerfeld. / Symbolbild
Ein Erntehelfer pflückt Erdbeeren auf einem Erdbeerfeld. / Symbolbild (Bild: picture alliance / dpa | Uwe Anspach)

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Friedrichshafen – Georgische Erntehelfer haben sich bei heimischen und deutschen Medien über eine schlechte Unterbringung und zu wenig Gehalt beklagt. Sie arbeiten – laut Mitteilung des SWR – auf einem Erdbeerhof in Friedrichshafen. Georgische Medien berichteten bereits über entsprechende Privatvideos. Auch das Landratsamt des Bodenseekreises habe den Hof inzwischen kontrolliert.

Private Videoaufnahmen zeigen – so der SWR weiter – die Unterkunft, in der die Saisonarbeiter auf dem Hof in Friedrichshafen wohnen. Die Container, die auf den Aufnahmen gezeigt werden, sehen nicht gerade nach bestem Zustand aus. „Das sind hier keine normalen Bedingungen“, beschwert sich einer der Saisonarbeiter, der anonym bleiben will.

In den Videos sei zu sehen, dass Fenster zugemauert, Raumtüren nicht wirklich verschlossen werden könnten und quer durch den Gang Kabel liegen würden. Teilweise sehe es feucht und dreckig aus. In manchen der Räume stünden vier oder fünf schmale, sehr einfache Metallbetten, sodass sich der Corona-Abstand kaum einhalten lasse. Die 24 georgischen Arbeitskräfte müssten sich zwei Duschen teilen, teilte ein Saisonarbeiter dem SWR mit.

In Georgien kursierte ein Video in den sozialen Medien und erregte enorme Aufmerksamkeit. Es dauerte nicht lange, bis sich der deutsche Botschafter in Tiflis einschaltete und die örtlichen Behörden im Bodenseekreis um Klärung der Vorwürfe bat. Das Landratsamt im Bodenseekreis habe den Hof nach Angaben eines Sprechers mittlerweile kontrolliert und mehrere Mängel bei der Unterkunft festgestellt.

Der Landwirt müsse diese bis zu einer festgesetzten Frist beheben, sonst drohe ihm ein Bußgeld.  Ein weiterer Vorwurf: Die Arbeitsbedingungen auf dem Erdbeerhof. Die Erntehelfer hätten nur ihre eigenen Halbschuhe, müssten teils stundenlang im knöcheltiefen Wasser auf dem Feld stehen. Gummistiefel gebe es nicht, sagt ein Saisonarbeiter. Im Vertrag ist außerdem ein Lohn von 9,35 Euro pro Stunde vereinbart.

„Wir bekommen aber viel weniger“, wird der Erntehelfer zitiert. Er spricht von etwa der Hälfte an Lohn.  Der Betreiber des betroffenen Erdbeerhofes bestreitet die Vorwürfe seiner Mitarbeiter. Er bezahle – so der SWR weiter – den vereinbarten Lohn und außerdem gelte das Leistungsprinzip, erklärte Walter Klink auf Nachfrage des Radiosenders.

Dadurch könnten die Erntehelfer über 20 Euro die Stunde verdienen, wenn sie ausreichend Erdbeeren sammeln. Auch die Unterbringung sei gut, erklärt der Bauer. Alle Bewohner hätten ausreichend Platz. Es gebe für die mindestens 24 Erntehelfer außerdem zwei oder drei Toiletten und Duschen. Doch er sei auch tätig geworden: „Ich habe nun noch einen weiteren Container mit Duschen und WCs bestellt“, habe Klink gegenüber dem SWR gesagt.