Alle drei Jahre verleiht die Stadt Meersburg den Droste-Preis im Gedenken an die Schriftstellerin Annette von Droste-Hülshoff, die ihre letzten Lebens- und Schaffensjahre in Meersburg verbracht hat. Die Preisverleihung ist am Sonntag, 16. Mai, 11 Uhr, im Neuen Schloss.
Der Droste-Preis 2024 wird Esther Kinsky verliehen für ein literarisches Werk, das Lyrik, Erzählprosa, Übersetzungen und Essayistik umfasst und das all diese Genres in jedem einzelnen Text aufblitzen lässt. Grenzüberschreitend in gewisser Weise sind auch die Themen des Werks, ob es um die vom Erdbeben verwüstete Bergregion im Friaul (Rombo, 2022), um Schieferabbau auf den Hebriden (Schiefern, 2020) oder um die Renovierung eines Kinos in der ungarischen Provinz (Weiter Sehen, 2023) geht – stets zeugen die Texte sowohl von Forschungsexpeditionen in abseitige Regionen als auch in die terra incognita einer immer wieder neu zu erfindenden Sprache.
Mit kritischem Blick und intellektueller Schärfe
Mit Annette von Droste-Hülshoffs Werk verbinden Esther Kinskys Texte die Doppelorientierung auf genaues Sehen und auf eine sich selbst reflektierende, poetische Sprache. Ihr Werk setzt eigenwillige Akzente auf nature writing, wie sie Annette von Droste-Hülshoff gefallen hätten. Beide Autorinnen sehen kritisch und mit einer intellektuellen Schärfe auf ihre Zeit, die sie zwar durch subtile Ironie und sprachliche Brillanz, aber ohne die kleinste Beimischung von Prunk und Pathos abmildern.
2019 wurde Kinsky in die „Deutsche Akademie für Sprache und Dichtung“ aufgenommen. Auszeichnungen (Auswahl) 2009: Paul-Celan-Preis 2011: Karl-Dedecius-Preis für deutsch-slawische Übersetzungen 2014: Franz-Hessel-Preis 2015: Kranichsteiner Literaturpreis für „Am Fluss“ 2015: Preis der SWR-Bestenliste für „Am Fluss“…
Meersburger Literaturförderpreis
Der Meersburger Literaturförderpreis wird an Katharina Mevissen verliehen. Die junge Autorin durchmisst mit ihren Texten den Grenzbereich zwischen Wort und Klang, Schrift und Stimme. Ihr Romandebüt „Ich kann dich hören“ (2019) übersetzt mit einem formal wie inhaltlich bemerkenswerten Zuschnitt auf neuartige Weise die Qualität von Musik, Geräuschen, Sprachfärbung in Schriftsprache. Dabei gelingt es der Autorin, sowohl Mündlichkeit und Abweichung von sprachlicher Norm in den Text zu überführen als auch die körperliche Dimension von gesprochener Sprache buchstäblich erfahrbar zu machen.

Katharina Mevissen, geboren 1991, lebt in Berlin als freischaffende Autorin und Doktorandin an der FU, wo sie zu Literarischer Mündlichkeit und den Formen und Archiven gesprochener Literatur forscht.
(Quelle: Stadt Meersburg)