Ab 1. November braucht Friedrichshafen einen neuen Oberbürgermeister. Bisher sind Simon Blümcke, Johannes Henne und die beiden Zfler Frank Schmid und Elvir Lagumdzija im Rennen. Jetzt hat auch das Häfler Urgestein Dieter Baldauf seinen Hut in den Ring geworfen. Mit was der 66-Jährige (parteilos) punkten will, lesen Sie bei uns.
Nach 32 Dienstjahren als Bürgermeister und Oberbürgermeister in Friedrichshafen geht Andreas Brand in den Ruhestand – sieben Monate vor Ablauf seiner Amtszeit. Am 29. September wird ein neuer Amtschef gewählt.
Mischt bald ein dritter Kandidat mit?
Sollte es zu einer Stichwahl kommen, wird diese am 13. Oktober stattfinden. Mögliche Kandidaten haben noch bis zum 2. September, 18 Uhr Zeit, ihre Bewerbung einzureichen. Aller Voraussicht nach wird es zu einem Duell zwischen Simon Blümcke (49), erster Bürgermeister von Ravensburg und Johannes Henne (36), Bürgermeister von Immenstaad, kommen.
Jetzt gibt es aber einen fünften Kandidaten. Der 66-jährige Dieter Baldauf möchte im Kampf um den Chefplatz im Rathaus auf alle Fälle mitmischen. Er weiß selbst, dass er nicht zu den klassischen Bewerbern gehört, bringt aber unendlich viel Herzblut mit. Nur wer sich etwas traut und ein Wagnis eingeht, hat auch Aussicht auf Erfolg, so sein Motto.
Zwischen den Zeilen die Probleme erkennen
Der 66-Jährige ist durch und durch Häfler und Inhaber der S.K.E.S.-Schlosserei, Siemensstraße 12/1, in Friedrichshafen. Als Zulieferbetrieb der ZF kommt er seit Jahren mit vielen Menschen zusammen, hört viel zwischen den Zeilen und ist seit jeher am Stadtgeschehen der Zeppelinstadt interessiert. „Ich möchte es als einfacher und ehrlicher Mensch aus dem Volk wagen, mich um diesen hohen Posten zu bewerben“.
Hier ein kleines Interview:
Was ist ihre Motivation?
Ich hänge mit vollem Herzen an Friedrichshafen und würde mich selbst als eine Art „Stadtpatriot“ bezeichnen. Mit viel Energie und vollem Einsatz würde ich mich um die Belange der Bürger kümmern und viel Zeit investieren.
Worin liegen Ihre Stärken?
Ich kann gut zuhören und möchte, dass die Menschen sich auch in Zukunft in Friedrichshafen wohl fühlen und gesicherte Arbeitsplätze haben. Die Belange der Menschen würde ich mehr in den Fokus rücken. Ich möchte ein „OB zum Anfassen“ sein, der direkt aus dem Volk kommt. Kompromisse eingehen und über den Tellerrand schauen.
Was würden Sie gerne in Friedrichshafen bewegen und was wäre Ihnen wichtig?
Mit den Bürgern mehr in Gespräch kommen. Ich würde erweitere Sprechstunden für Jung und Alt einführen und hätte für jedermann ein offenes Ohr – auch auf der Straße. Kompakte Themen sollten mehr am runden Tisch mit allen Betroffenen beleuchtet und besprochen werden. Eine überparteiliche und konstruktive Zusammenarbeit wäre mir wichtig.
Wie in anderen Städten gibt es auch in der Zeppelinstadt zu wenige Kindergärten. Welche Ansätze hätten Sie hier?
Das ist ein kompaktes Thema und Gebäude mit Grünflächen sind Mangelware. Hier ist Zusammenarbeit gefragt. Vielleicht sollten erst mal die Fragen nach dem Geld und ob wir es zur Verfügung haben geklärt werden. Alte Gebäude könnten vielleicht durch gute Improvisation zu neuem Leben erweckt werden. Wichtig ist doch zuerst mal der Wille und dass jeder am selben Strang zieht.
Wo ist ihr Lieblingsplatz in Friedrichshafen?
Ich laufe gerne am Bodensee spazieren – besonders an der Uferpromenade. Hier ist mein absoluter Lieblingsplatz.
Was wäre eine Art Herzensangelegenheit für Sie?
Mit den verschiedensten Betrieben – egal ob groß oder klein – mehr ins Gespräch kommen und Diskussionsforen ins Leben rufen. Jeder könnte über seine Schwierigkeiten berichten, Verbesserungsvorschläge einbringen und jüngere Arbeitnehmer von den Erfahrungen der älteren profitieren. Zusammen könnte man mehr bewegen und dadurch vielleicht Arbeitsplätze sichern und die Lebensqualität erhalten. Die Stadt müsste auf alle Fälle der Industrie mehr Hilfestellung geben.
Was sind Ihre Schwächen?
Als Selbständiger bin ich das Abarbeiten wichtiger Dinge gewohnt. Verwaltungstechnisch habe ich nicht viele Erfahrungen, bin mir aber sicher, dass ich gemeinsam mit den engagierten und kompetenten Amtsleitern der Stadt Friedrichshafen die Verwaltungsangelegenheiten bewältigen könnte.
Was stört Sie aktuell in Friedrichshafen?
In Friedrichshafen wurden optische Aufwertungen wie beispielsweise die Neugestaltung der Friedrichsstraße ausgeführt. Wenn ich aber die Alleinstellungsmarkmale der Mieter anschaue, die sich in diesen neuen Geschäften angesiedelt habe, fehlt für mich mehr Individualität und Vielfalt. So können wir nicht mehr Besucher von auswärts in die Stadt locken.
Dieter Baldauf möchte einen Versuch wagen und hat sich getraut. „Wenn ich es auf den Chefsessel im Rathaus schaffe, werde ich von meinem Gehalt monatlich 10 Prozent an ein Kinderhospiz spenden“. Baldauf selbst hat einen geliebten Menschen durch eine schwere Krankheit verloren.
Mögliche weitere Kandidaten haben noch etwas Zeit, ihre Bewerbung einzureichen. Es wird spannend bleiben.