Abschied aus dem Amt: Würdigung des Wirkens von Landrat Lothar Wölfle

Abschied nach 16 Jahren: Der scheidende Landrat Lothar Wölfle (in der Mitte) mit Landrat Joachim Walter, Präsident des Landkreistags (li.) und Minister Thomas Strobl, stellvertretender Ministerpräsident (re.).
Abschied nach 16 Jahren: Der scheidende Landrat Lothar Wölfle (in der Mitte) mit Landrat Joachim Walter, Präsident des Landkreistags (li.) und Minister Thomas Strobl, stellvertretender Ministerpräsident (re.). (Bild: Landratsamt Bodenseekreis/Alexander Hoth)

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Mit festlichen und teils sehr persönlichen Ansprachen sowie einem Großen Zapfenstreich ist Landrat Lothar Wölfle am Freitagabend, 12. Mai 2023 nach 16 Jahren und zwei vollen Amtsperioden feierlich aus dem Amt verabschiedet worden.

Der stellvertretende Ministerpräsident, Minister Thomas Strobl, und der Präsident des Landreistages Baden-Württemberg, Landrat Joachim Walter, und weitere Festredner waren ins Hagnauer Gwandhaus gekommen, um die Verdienste Wölfles als oberster Repräsentant des Bodenseekreises zu würdigen.

An der Abschiedsfeier nahmen rund 240 Gäste teil, darunter Abgeordnete, Kreisräte, Wegbegleiter, Mitarbeitende der Kreisbehörde, Angehörige und Freunde Wölfles sowie der im Februar vom Kreistag gewählte, designierte Landrat des Bodenseekreises, Luca Wilhelm Prayon.   

In seiner Festansprache betonte der stellvertretende Ministerpräsident Thomas Strobl, dass Landrat Wölfle sehr viel im Bodenseekreis bewegt habe. Als Beispiele nannte er die Investitionen in die Bildung und die Verkehrsinfrastruktur, das Engagement Wölfles für die Entwicklungschancen junger Menschen und nicht zuletzt das Krisenmanagement des Landkreises sowohl bei der Versorgung geflüchteter Menschen als auch in der Pandemie. Der Bodenseekreis als führendes Technologie-, Wirtschafts- und touristisches Zentrum würde ohne den unermüdlichen Einsatz seines Landrats gemeinsam mit den Mitarbeiter der Kreisverwaltung heute nicht so gut dastehen, stellte der Spitzenpolitiker fest.

„Sie waren Landrat mit Leib und Seele und Kommunalpolitiker aus Überzeugung. Für Ihre Arbeit haben Sie viel Wertschätzung erfahren, auch aus der Bevölkerung,“ wandte sich Minister Strobl anerkennend direkt an Lothar Wölfle. Er benannte Charaktereigenschaften Wölfles, die diesen für ihn persönlich zu einem vertrauensvollen politischen Partner und persönlichen Wegbegleiter gemacht hätten: Fleiß, Pflichtbewusstsein, Sachkunde, Verlässlichkeit und Klarheit.

Als stellvertretender Vorsitzender des Kreistags hob Markdorfs Bürgermeister Georg Riedmann unter anderem das lösungsorientierte Miteinander und die transparente Arbeitsweise im politischen Gremium des Landkreises als Verdienste Wölfles hervor. Der Präsident des Landkreistags Baden-Württemberg, Landrat Joachim Walter, brachte ebenfalls seine Wertschätzung für Wölfles Wirken für die kommunale Seite zum Ausdruck. Für die Oberbürgermeister, Bürgermeisterin und Bürgermeister der Städte und Gemeinden des Bodenseekreises sprach Neukirchs Bürgermeister Reinhold Schnell als hiesiger Kreisverbandsvorsitzender des Gemeindetags.

Die rund 1.350 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Landratsamts wurden durch dessen Personalratsvorsitzenden Uwe Achilles vertreten. Er betonte, dass Wölfle immer hinter beziehungsweise vor „seinen Leuten“ stand. „Sie waren ein guter Chef“, fasste das Achilles zusammen.

Lothar Wölfle wollte in seiner Abschiedsansprache auf einen aktuellen politischen Querverweis nicht verzichten: Die Landkreise, Städte und Gemeinden hätten in den Krisen der zurückliegenden Jahre ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis gestellt und wesentlich zu deren Bewältigung beigetragen. Der Trend, immer mehr Aufgaben und immer komplexere gesetzliche Vorgaben auf die kommunale Seite zu verlagern, dürfe nicht so weitergehen. Die Politik müsse lernen, dass weniger mehr ist und Standards nicht stetig wachsen könnten. Versprechungen zu machen und Erwartungen zu wecken, die faktisch nicht erfüllbar sind, führe zu Frust und Politikverdrossenheit.

Wichtiger sei es ihm heute aber, „Danke“ zu sagen, so Wölfle. Sein Credo und seine Motivation sei es immer gewesen, daran arbeiten zu können, das Leben der Menschen im Landkreis „an der einen oder anderen Stelle etwas besser zu machen, als es am Tag zuvor war.“

Wölfle wörtlich:

„Das hat entscheidend dazu beigetragen, dass ich am Ende meiner 16 Jahre als Landrat des Bodenseekreises, am Ende von insgesamt 43 Jahren Kommunalpolitik und am Ende von 37 Berufsjahren als Rechtsanwalt, Bürgermeister und Landrat vor allem eines empfinde: Dankbarkeit. Ich bin dankbar, dass ich all die Jahre mit und für Menschen arbeiten durfte. Ich bin dankbar, dass ich immer Kolleginnen und Kollegen um mich hatte, die mit mir diese Arbeit gemacht haben. Ich bin dankbar, dass mich der Kreistag des Bodenseekreises zweimal als Landrat gewählt hat. Ich bin froh, dass wir im Kreistag cum grano salis (lateinisch: mit einem Korn Salz; sinngemäß: in den allermeisten Fällen) in fast allen wichtigen Punkten einen fraktionsübergreifenden Konsens erzielt haben. Und ich bin dankbar, dass ich von dem Menschen im Landkreis viel Zuspruch für meine Arbeit erhalten habe. Aber auch berechtigte Kritik hilft. Auch dafür danke ich vor allem denen, die diese in sachlicher und fairer Form vorgebracht haben.“

Sichtlich gerührt verabschiedete sich Wölfle in seiner Rede auch persönlich von engen Wegbegleitern, Mitarbeitern, seinen Vorgängern im Amt und allen, die ihm diesen Abschied bereitet und ermöglicht haben.

Die Gäste brachten ihre Anerkennung mit langem, herzlichen Applaus zum Ausdruck.

Eine besondere Freude war dem scheidenden Landrat, dass an diesem Abend der neue und eigens für den Landkreis komponierte Kreismarsch „Echt Bodensee“ uraufgeführt wurde. Das Musikstück des in Meckenbeuren lebendenden Komponisten Bernhard Wagner wurde von einem speziell hierfür gebildeten Projektorchester gespielt. Der Öffentlichkeit wird der Kreismarsch am 24. Mai beim Jubiläumskonzert im Rahmen des Bodenseefestivals im Friedrichshafener Graf-Zeppelin-Haus präsentiert.

Die Bürgermiliz Sipplingen ehrte Lothar Wölfle mit einem Großen Zapfenstreich, der im Hof vor dem Hagnauer Rathaus aufgeführt wurde. Mehrere Hundert Menschen waren der Einladung des Landrats gefolgt und sahen sich das Zeremoniell an. Stimmungsvolle und bewegende Momente waren dabei das Musikstück „We are the world“, dass sich Wölfle gewünscht hatte, und die Nationalhymne zum Abschluss.

Lothar Wölfe hatte am 14. Mai 2007 das Amt des Landrats des Bodenseekreises angetreten. Nach einer sehr klaren Wiederwahl durch den Kreistag im Februar 2015 begann seine zweite Amtszeit am 14. Mai 2015. Diese endet nun mit Ablauf des 13. Mai 2023. Lothar Wölfle, der im Frühjahr 65 Jahre alt wurde, wechselt in den Ruhestand, seinen dritten Lebensschnitt, wie er betont. Nach eigenem Bekunden strebt er kein politisches Amt mehr an, sondern möchte seine Erfahrungen und Kenntnisse ehrenamtlich im Rahmen des Senior Expert Service (engl., SES) für Entwicklungs-, bürgerschaftliche oder Firmengründungsprojekte zur Verfügung stellen.

(Pressemitteilung: Landratsamt Bodenseekreis)