Männlich, 15 Jahre jung, sportlich in Höchstform, ein Kämpfer, gerade Weltmeister geworden und auch sonst ein toller Typ: Die Rede ist von Max Melnik aus Bad Schussenried. Der Youngster geht aktuell durch die Decke und kommt aus der Schmiede des Kickbox-Verein Marbach.
Der 15-Jährige ist ein Tausendsassa. Er bringt Schule, Sport, Wettkämpfe, Familie und Freunde unter einen Hut und wird ganz nebenbei in Budapest Jugend-Weltmeister im Point Fighting der WAKO (World Association of Kickboxing Organisations).
Disziplin, Unterstützung und ein Ziel vor Augen
„Max hat in den letzten Jahren mit seinen starken Kämpfen am Tor zum Weltmeister geklopft. Jetzt hat er es nach dem Erfolg vom letzten Jahr, wo er Vize-Europameister wurde, geschafft. Wir sind alle megastolz auf ihn und gespannt, was da noch alles passiert“, so Tim Grootherder, stellvertretender Vorstand des Kickbox-Verein Marbach und vor Kämpfen der Trainer von Max Melnik.
Hinter so einem Erfolg steckt natürlich ein großer Wille, Kampfgeist, Ehrgeiz, eine dicke Portion Disziplin und Eltern, die ihr Kind unterstützen. Während sich die Schulkollegen von Max morgens noch einmal im Bett umdrehen und dösen, hüpft der Bad Schussenrieder vor anstehenden Kämpfen voller Elan aus den Federn und trainiert gemeinsam mit seinem Vater. Auf dem Plan stehen dann Joggen, Krafttraining und Dehnen. Abends ist dasselbe nochmals angesagt. Dazu kommt dreimal die Woche das Training im Verein.
Ein Ritual, das Glück bringt
Vor den Turnieren hat Max ein besonderes Ritual, dass ihm bisher immer Glück gebracht hat. Er wärmt sich immer mit Roman Schütz auf. Der 18-Jährige ist Deutscher- und Bayerischer Meister, wurde 2024 im Kickboxen Weltcupsieger in Ungarn und so weiter… Durch seine extreme Leistung bei der Jugend-WM in Budapest wurde Roman für das Erwachsenenteam nominiert und dementsprechend für die EM in Athen.
„Das ist schon krass, dass er mit gerade mal 18 Jahren für die Erwachsenen starten darf“, so Grootherder. „Wenn Roman auf das Podium kommt, dann ist der technische Zeichner für die World-Combat-Games 2025 in Chengdu (China) nominiert. Das sind die Vorspiele der Olympischen Spiele“. Kein Wunder, dass sich Max für die Aufwärmphase vor Wettkämpfen keinen geringeren als Roman aussucht.
Sportlich ein Ass – aber stellenweise verpeilt
Die Talenteschmiede des Kickbox-Verein Marbach spuckt ein Talent nach dem anderen aus. Unglaublich! Wo bleibt da das Privatleben der Jungs? Bleiben wir gedanklich aber bei Max.
Wer jetzt denkt, dass der 15-Jährige aus Bad Schussenried ein Leben voller Druck führt und für nichts und niemanden mehr Zeit hat, irrt sich. Max wird zu nichts gezwungen, sondern macht alles nur, weil ihm Kickboxen und die Kämpfe unglaublich Spaß machen. Dazu kommt, dass er gerne im Verein ist und dort viele Freunde hat. Und – Max ist frisch verliebt und hat eine Freundin.
Kann es wirklich sein, dass ein Jugendlicher „nur“ perfekt ist? Tim Grootherder plaudert aus dem Nähkästchen und verrät uns, dass Max oft verpeilt ist und alles vergisst – Handy, Trainingsausrüstung, Schuhe… „Eben ein ganz normaler Junge“.
Schlag auf die Nase und viel Blut – na und?
Bei der Weltmeisterschaft in Budapest waren seine Eltern mit von der Partie und fieberten mit. Grootherder und die ganze Sport-Crew aus Marbach hingen am Handy und drückten in Dauerschleife die Daumen. „Als Max beim Kampf eine blutige Nase bekam war uns klar, dass die vermutlich gebrochen ist und Max sicherlich weiterkämpft. Und so war es auch und die Mühen haben sich gelohnt.
Wie es wohl mit den Gefühlen einer Mutter aussieht, die das mit ansehen muss, wenn ihr Sohn so einen Schlag abbekommt? „Die ersten Male sind immer dramatisch, das war bei meiner Mutter genau dasselbe, aber die Mütter gewöhnen sich daran“, weiß Grootherder aus Erfahrung. „Bei jedem Wettkampf sind Sanitäter vor Ort, es gibt Kühlakkus und blutstillendes Material, das in die Nase gestopft wird. Zudem kann ein Kämpfer jederzeit entscheiden, ob er aufhören will oder nicht“. Okay, da ich selbst Mutter bin, beruhigt mich das ein wenig.
„Der Kampfgeist steht immer an erster Stelle und wegen einer blutenden Nase lässt man sich den Traum, Weltmeister zu werden, nicht wegschnappen“, so der Fachmann.
15-Jähriger will Weltmeister bei den Erwachsenen werden
Max Melnik ist ein Überflieger, macht aktuell seinen Realschulabschluss und ist sicherlich noch nicht am Ende seiner Karriere angelangt. „Stand heute will er bei den Erwachsenen auch Weltmeister werden“, so Grootherder.
Wir würden hier von einem absoluten Talent sprechen, doch DAS hören die Trainer gar nicht gerne. Tim erklärt uns warum: „Das Wort Talent mögen wir nicht. Es existiert kein wirkliches Talent, denn ohne Training ist jedes Talent für die Katz“.
Verein feiert den jungen Weltmeister
Der Kickbox-Verein Marbach veranstaltete für Max Melnik ein Grillfest als Siegesfeier und ließ ihn hochleben. Einen Wermutstropfen gibt es aber doch noch und der machte Max genauso traurig und nachdenklich wie seinen Trainer selbst.
An der Realschule in Bad Schussenried, wo Max gerade seinen Abschluss macht, gratulierte ihm nur ein einziger Lehrer zum Weltmeister. „Kein Klassenlehrer oder vielleicht sogar der Rektor richteten ein Wort des Lobes an den Jungen. Das zeigt die Wertschätzung für Kickboxen. So als würde diese Sportart in den Köpfen der Leute gar nicht existieren“. Dabei ist der Sport gefragt wie nie und der Marbacher Verein musste sogar einen Aufnahmestopp einlegen. „Bei uns sind die Weltmeister zum Greifen nah und ein höheres Niveau ist in der ganzen Gegend nirgends zu finden“.
Die Grootherder`s fördern Weltmeister und geben alles
Gemeinsam mit seinem Bruder Nils, Vater Roland und Mutter Kirsten halten sie den Verein in Marbach am Laufen, bieten vielen sportbegeisterten Jugendlichen eine Anlaufstelle und bringen Talente am laufenden Band hervor. Da jeder Verein und jede Familie Organisationstalente brauchen – und das oft die Frauen sind – so ist auch Kirsten Grootherder eine große Unterstützung. Nebenbei fungiert sie als Kassiererin und ist die Chefin der beliebten Kampfkatzenkurse.