So bleiben Zähne fit – bei Kindern und Jugendlichen

So bleiben Zähne fit – bei Kindern und Jugendlichen
Dass viel Ideenreichtum auch bei der Mundhygiene gefragt ist, beweist die LAGZ mit ihren Aktionen und Aktivitäten immer wieder. (Bild: Landesarbeitsgemeinschaft für Zahngesundheit Baden-Württemberg)

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Wie lässt sich bei Kindern und Jugendlichen das Gebiss kariesfrei halten? Was genau ist zahngesunde Ernährung? Wie gelingt ein entspannter Zahnarztbesuch? Wie sieht eine Gesundheitserziehung durch Stärkung von Kompetenz und Selbstverantwortung aus? Und wie werden Erziehungsberechtigte rund um Mundhygiene, Fluoridierungsmaßnahmen und zahnärztliche Vorsorgeuntersuchungen informiert und sensibilisiert? Mit diesen und ähnlichen Fragestellungen befasst sich die Landesarbeitsgemeinschaft für Zahngesundheit Baden-Württemberg (LAGZ). Die gemeinnützige Einrichtung feiert dieses Jahr ihr 70-jähriges Bestehen.

„Die flächendeckende Mundgesundheit von Kindern und Jugendlichen ist unser Kernthema“, erklärt  LAGZ-Vorstandsvorsitzender Dr. Torsten Tomppert, Präsident der Landeszahnärztekammer und Vorstandsvorsitzender der Kassenzahnärztlichen Vereinigung Baden-Württemberg. 1954 fand die Gründungsversammlung der Landesarbeitsgemeinschaft zur Förderung der Jugendzahnpflege in Baden-Württemberg statt – auf Einladung des Innenministeriums. Das so genannte Jugendzahnpflegegesetz trat 1975 in Kraft.

Ob Gesundheitsreformgesetz oder Gesundheitsstrukturgesetz, ob Gesundheitsdienstgesetz oder diverse Verordnungen des für Gesundheit zuständigen Ministeriums: Mit der Tätigkeit rund um die Zahngesundheit und auch der Ausweitung der gruppenprophylaktischen Maßnahmen bei Kariesrisikogruppen ging es stetig voran. Die „Regionalen Arbeitsgemeinschaften Zahngesundheit“ wurden seit 1981 etappenweise aus der Taufe gehoben. Unter dem Dach der LAGZ sind heute 37 regionale Arbeitsgemeinschaften zusammengeschlossen. Tomppert: „Wir alle verfolgen ein gemeinsames Ziel: die Erhaltung und Förderung der Zahngesundheit und die Verhütung von Zahn- und Munderkrankungen bei Kindern und Jugendlichen.“

Ob Karies- oder Parodontalprophylaxe, ob Ernährungsaufklärung oder -beratung, ob Früherkennung oder Zahnschmelzhärtung: Die qualifizierten und professionellen Prophylaxe-Fachkräfte sind täglich im gesamten Bundesland unterwegs. Die Aufgabe besteht darin, Gruppenprophylaxe breitenwirksam und flächendeckend durchzuführen, insbesondere in Kindertagesstätten, Grund-, Haupt- und Förderschulen sowie an weiterführenden Schulen. 1,5 Millionen Kinder und Jugendliche im Alter bis 16 Jahren in etwa 7.000 Kindertagesstätten und rund 4.100 Schulen werden in Baden-Württemberg betreut. Hinzu kommt die frühkindliche Betreuung der unter Dreijährigen in Kindertagesstätten sowie die Betreuung von Menschen mit Behinderung.

Dafür sind mehr als 200 Prophylaxe-Fachkräfte sowie Zahnärzte des öffentlichen Gesundheitsdienstes im Einsatz. Unterstützt werden sie von mehr als 700 niedergelassenen Zahnärzten, die als Patenzahnärzte die Regionalen Arbeitsgemeinschaften unterstützen sowie rund 50 Zahnärzte vom Land. „Die regelmäßige Fortbildung der Mitarbeiter nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen ist eine zentrale Aufgabe der LAGZ“, unterstreicht Geschäftsführerin Möller-Scheib.

Bereits seit 1977 werden Seminare in zahnmedizinischer Gruppenprophylaxe für Erzieher in Kindergärten, seit 1984 dann auch für Betreuungs- und Pflegepersonal in Einrichtungen für Menschen mit Behinderung absolviert. 2018 fand erstmalig die Ausbildung von Dozenten aus den Landesarbeitsgemeinschaften für den Unterricht im Rahmen der Hebammenausbildung statt. Im Zuge der Coronapandemie wurden 2020 auch Online-Seminare eingeführt. „Dieses Format haben wir beibehalten und bieten in diesem Jahr rund 30 Fortbildungen an“, sagt Möller-Scheib.

Abenteuer mit dem Backenzahn

Fussels Abenteuer mit dem Backenzahn oder Zähneputzen mit KAI, dentaler Malspaß mit Emma und Ben oder ein 3D-Popup-Gebiss zum Selberbasteln: Dass viel Ideenreichtum auch bei der Mundhygiene gefragt ist, beweist die LAGZ mit ihren Aktionen und Aktivitäten immer wieder. So wurde beispielsweise das Projekt „Mäusezähnchen“ für Betreuungseinrichtungen mit Kindern von null bis drei Jahren erfolgreich etabliert. Ein digitaler Zahnkalender wurde vor zwei Jahren eingeführt, es folgten je ein Hörspiel für Kinder im Kindergarten und in der Grundschule.

Die Produktion von drei Lehrfilmen gelang 2023, das Material steht sowohl Eltern, pädagogischen Fachkräften als auch Kindern zur Verfügung. Möller-Scheib: „Wir entwickeln uns ständig weiter und nutzen auch die Digitalisierung zu unseren Zwecken. Anfangs waren unsere unermüdlichen Fachkräfte noch mit Gebiss und Zahnbürste unterwegs. Inzwischen nutzen sie nicht nur die Maskottchen in Form von Handpuppen, um die jungen Generationen zu erreichen, sondern eben auch ansprechende und zeitgemäße Videos.“ Für das kreative Engagement wurden die regionalen AGZ mehrfach ausgezeichnet, beispielsweise mit dem Wrigley-Prophylaxe-Preis 2022.

„Die Dachorganisation trägt dazu bei, die Idee einer nachhaltigen Zahngesundheitsförderung fest in Politik und Gesellschaft zu verankern“, weiß die Geschäftsführerin. So gab es beispielsweise Ende der 1970-er Jahren Anregungen an verschiedene Ministerien, dafür Sorge zu tragen, dass an den Schulen des Landes der Verkauf von Süßigkeiten unterbunden wird. Anfang der 1990er-Jahre konnte durch eine Resolution eine noch stärkere Gruppenprophylaxe in den Klassen 1 bis 6 umgesetzt werden.

Auch die Ausstattung für Zahnreinigung in Grundschulen und Kindergärten und die Bereitstellung von Informationsmaterial und Prophylaxemitteln zählt zum Einsatzgebiet der LAGZ – entsprechend gibt es Flyer über gesunde Kinderzähne und zur Zahngesundheitsförderung im Kleinkindbereich inzwischen in zehn Sprachen. Ob Dokumentation zur Kariesprophylaxe oder Modellversuche für die Intensivbetreuung für Kinder mit hohem Kariesrisiko, ob landesweite epidemiologische Begleituntersuchungen oder Förderungsmaßnahmen zur Verbreitung der Speisesalzfluoridierung: Die Aufgabenfelder der LAGZ sind und bleiben vielfältig.

So untersuchen alle Gesundheitsämter in Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit den „Regionalen Arbeitsgemeinschaften Zahngesundheit“ der Stadt- und Landkreise die Kinder und Jugendlichen in Kitas und Schulen. Alle Kinder eines Einschulungsjahrgangs werden grundsätzlich flächendeckend im Verlauf der ersten beiden Schuljahre untersucht, jährlich alle Kinder in Kindertageseinrichtungen und an sonderpädagogischen Einrichtungen sowie Klassen in Schulen und Gruppen in Kindertageseinrichtungen, in denen Hinweise auf ein erhöhtes Kariesprofil vorliegen.

Die LAGZ wird getragen von den ordentlichen Mitgliedern. Dazu gehören das Ministerium für Soziales, Gesundheit und Integration, der Landkreis- und Städtetag, die Landeszahnärztekammer, die Kassenzahnärztliche Vereinigung und den gesetzlichen Krankenkassen wie die AOK BW, die IKK classic, die BKK Landesverband Süd, die Landwirtschaftliche Krankenkasse, die KNAPPSCHAFT und der Verband der Ersatzkassen e. V. (Landesvertretung Baden-Württemberg).

(Pressemitteilung: Landesarbeitsgemeinschaft für Zahngesundheit Baden-Württemberg)