Hilfe bei Badeunfällen: Ertrinken ist oft ein lautloser Vorgang

Hilfe bei Badeunfällen: Ertrinken ist oft ein lautloser Vorgang
Oft werden die Anzeichen des Ertrinkens nicht erkannt. (Bild: studio-fi// iStock / Getty Images Plus)

Ein schöner Tag am Wasser kann plötzlich in einer Katastrophe enden, wenn ein Mensch beim Baden sein Leben verliert. Ertrinkende gehen oft lautlos unter. Letztes Wochenende ist in Langenargen ein Mann (38) ertrunken, eine Seniorin (85) vor ein paar Wochen bei Meersburg. Wie kann man sich selbst schützen und anderen helfen.

Im Jahr 2022 sind in Deutschland laut DLRG (Deutsche Lebens-Rettungs-Gesellschaft) 355 Menschen ertrunken, 11 davon im Bodensee. Oft werden die Anzeichen des Ertrinkens nicht erkannt. Anders als im Fernsehen bei „Baywatch“ rufen Untergehende sehr selten um Hilfe oder winken wild mit den Armen. Menschen, die ertrinken, versuchen mit aller Macht den Mund über Wasser zu halten und kämpfen um Luft. Ertrinkende können sich laut Experten nur 20 bis 60 Sekunden an der Wasseroberfläche halten, bevor sie untergehen.

Ertrinkende klammern sich an alles

Es ist bekannt, dass ein Ertrinkender panisch nach allem greift, was Halt verspricht. Die Gefahr, dass man selbst unter Wasser gezogen wird ist groß. Für die Fremdrettung gilt laut DLRG: „Gefahrensituationen müssen als solche frühzeitig erkannt werden. Ein richtiges Handeln des Rettenden erfolgt dabei stets nach dem Prinzip: Die eigene Sicherheit geht vor Hilfeleistung“.

Wenn ein Mensch zu ertrinken schein, dann klammert er sich an alles was er greifen kann.
Wenn ein Mensch zu ertrinken schein, dann klammert er sich an alles was er greifen kann. (Bild: Anton_Sokolov// iStock / Getty Images Plus)

Wer sieht, dass jemand ertrinkt, sollte sofort einen Notruf (112) absetzen. Wichtig ist, andere Badegäste oder Menschen in der Nähe sofort anzusprechen und um Mithilfe zu bitten. Eine Person sollte den Rettungskräften den Weg zur Unglücksstelle zeigen, andere sollten, wenn sie in der Lage sind, gemeinsam schnellstmöglich versuchen, den Untergehenden aus dem Wasser zu retten. Rettungsgriffe sind der Kopfschleppgriff und der Achselschleppgriff. Das Wichtigste dabei ist, dass der Kopf des Ertrinkenden immer über Wasser bleibt.

Erste Hilfe an Land leisten

„Bei einem Atemstillstand sollten sofort mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung begonnen“, rät Felix Dürnberger von der DLRG-Jugend Bayern im Gesundheitsmagazin der AOK. „Das heißt, 30-mal Herzdruckmassage und anschließend 2-mal beatmen. Diese Maßnahme muss so lange durchgeführt werden, bis Atmung und Kreislauf wieder funktionieren oder ein Arzt, bzw. der Rettungsdienst eintrifft.“ 

Bei Unterkühlung ist es wichtig, den Geretteten abzutrocknen und dann in trockene Kleidung oder eine Wärmefolie aus dem Verbandskasten zu hüllen. In jedem Fall sollte der Betroffene zum Arzt gehen, da bereits kleine Mengen Wasser in der Lunge noch zum sogenannten sekundären Ertrinken führen können.

Krämpfe beim Schwimmen – was tun?

Wer lange im Wasser schwimmt, kann wegen Unterkühlung und Überanstrengung Krämpfe bekommen. Was passiert dabei? Muskeln ziehen sich zusammen, werden unbeweglich und schmerzen.

Wer einen Krampf verspürt, sollte Ruhe bewahren und versuchen, ans Ufer zu schwimmen. Gelingt das nicht, kann der Krampf im Wasser durch Dehnung des Muskels gelöst werden. Spannung und Entspannung werden abwechselnd wiederholt, bis sich der Krampf löst und der Schmerz nachlässt.

Bei einem Wadenkrampf sollte man sichauf den Rücken drehen, die Fußspitze fassen und zum Körper ziehen, bei einem Oberschenkelkrampf ebenfalls auf den Rücken legen, den Unterschenkel am Fußgelenk fassen gegen den Oberschenkel drücken. Bei einem Krampf in den Fingern abwechselnd die Finger zur Faust schließen und ruckartig strecken, bis der Schmerz weniger wird.

Wenn ein Boot kentert

Kommt es zu einer Bootskenterung, sollen die Insassen in Bootsnähe bleiben und sich am Boot festhalten, sofern dieses nicht untergeht. Wichtig: Hilfe herbeiwinken und Ruhe bewahren. Mehrere Insassen reichen sich nach Möglichkeit über den Bootskiel hinweg die Hand. Es muss zudem kontrolliert werden, dass niemand unter das Boot geraten ist. Insassen zählen. Der Versuch, das Boot wiederaufzurichten, darf nur dann unternommen werden, wenn dadurch keine Beteiligten gefährdet werden.

Erschöpfungszustände beim Schwimmen

Immer wieder kommt es vor, dass sich auch sehr gute Schwimmer überschätzen und einen Erschöpfungszustand erreichen. Kräftesparendes Verhalten kann jetzt die Überlebenschancen erhöhen. Der Kräfteverbrauch kann durch Erholungspausen im Wasser niedrig gehalten werden – das bedeutet aber höchste Konzentration.

Wasserwacht, Feuerwehr und Rettungsdienste helfen beim Retten einer Person in einer Notlage.
Wasserwacht, Feuerwehr und Rettungsdienste helfen beim Retten einer Person in einer Notlage. (Bild: picture alliance/dpa/Vincent Kempf | Vincent Kempf)

Ausruhen in der Rückenlage (toter Mann)

  • Der Erschöpfte legt sich flach ausgestreckt auf den Rücken.
  • Der Kopf taucht bis zu den Ohren ins Wasser und das Kinn wird leicht zur Brust gezogen.
  • Hände und Beine sorgen bei möglichst geringem Kraftaufwand für ein ausgewogenes Gleichgewicht und unterstützen gleichzeitig den durch die Atmung bedingten unterschiedlichen Körperauftrieb.

Kraftsparende Überlebenslage (Bauchlage)

  • Bei der kraftsparenden Überlebenslage liegt der Schwimmer in Bauchlage mit gegrätschten Beinen entspannt auf dem Wasser.
  • Das Gesicht liegt im Wasser.
  • Der Schwimmer atmet ruhig und langsam in das Wasser aus und hebt lediglich zur Einatmung den Mund kurz über die Oberfläche.

Diese Lage ist immer dann zu bevorzugen, wenn aufgrund der bewegten Wasseroberfläche das Ausruhen in Rückenlage nicht möglich ist und wenn z. B. die Gefahr besteht, dass Wasser ins Gesicht gespült wird.

Nie gegen die Strömung schwimmen

Eine oft unterschätzte Gefahrenquelle sind Strömungen. Sie kosten Schwimmer viel Kraft. Die DLRG rät hier: Mit der Strömung treiben lassen und langsam versuchen, leicht schräg schwimmend ans rettende Ufer zu kommen. – auch wenn dabei das Gefühl aufkommt, noch weiter abzutreiben. Es ist die sinnvollste und sicherste Variante, wieder an Land zu kommen.

(Quelle: DLRG, Gesundheitsmagazin AOK)