Abgefahren übernachten: In der Felswand, im Knast oder im Baumzelt

Abgefahren übernachten: In der Felswand, im Knast oder im Baumzelt
Erlebnis für Abenteuerlustige: Eine Nacht am Fels schlafen – mit Traumsicht. (Bild: Waldseilgarten-Höllschlucht)

Wer vom Übernachten im klassischen Hotelzimmer die Nase voll hat, für den haben wir ein paar tolle Tipps. Wie wäre es mit einer Nacht im Schwebebett an einer senkrechten Felswand in 300 m Höhe, einem Eisenbahnwaggon oder doch lieber im Knast hinter Gitterstäben? Wer es auf die sanfte Tour mag, nächtigt in einem Tipi inmitten einer Alpakaherde.

Normal kann jeder und Langeweile war gestern. Immer mehr Menschen suchen im Urlaub oder für ein Wochenende krasse Erfahrungen. Raus aus dem Gewohnten und rein ins Abenteuer. Es muss ja nicht immer gleich eine Nacht mitten im Fels sein. Dieses Erlebnis mit Adrenalinschub ist kaum zu toppen und nichts für Warmduscher. Sie werden staunen.

Wir haben einige nicht alltägliche Übernachtungsmöglichkeiten gesammelt, die was ganz Besonderes sind. Für Romantiker und Nostalgiker ist natürlich auch was dabei.

Im Eisenbahnwaggon schlafen

Im Landkreis Osnabrück gibt es in Merzen den Gasthof Dückinghaus. Hier dreht sich sogar im Schlaf alles um die nostalgische Bahn. Das kleine Hotel hat 19 Betten und für die Gäste stehen historische Eisenbahnwaggons zum Nächtigen bereit – ganz ohne Verspätung! Keine Angst, hier liegt man nicht auf Pritschen oder muss sich mit einer vielbenutzten Bahntoiletten zufriedengeben – hier schlummert man 1. Klasse. Im Restaurant herrscht obendrauf ein echter Eisenbahnservice. Mehr Infos: www.dueckinghaus.de  

Beim Einschlafen von Alpakas träumen

Der Alpaka-Hype macht auch vor dem Ort Möhra in der Nähe von Eisenach nicht Halt. Wer die flauschigen Langhälse mal so richtig aus der Nähe beobachten möchte, der kann in einem Tipi-Zelt inmitten einer Alpakaherde verbringen. Das nordamerikanische Indianerzelt steht auf einem großen Naturgrundstück und bietet auf ca. 16 qm Platz für maximal sechs Personen. Geschlafen wird auf weichen Matratzen und das Highlight sind natürlich die vielen Momente des Staunens durch die Alpakas. Wer mal muss, für den gibt es eine Bio-Toilette.

Möhra gilt übrigens als der thüringische Stammort der Familie von Martin Luther, die Familiensippe ist seit dem 14. Jahrhundert dort nachweisbar. Weitere Infos zum SK-Sportcamp Möhra gibt es bei der Tourist-Info in Eisenach.

Hexenbaumbett oder Schäferwagen

Wer die Wahl hat, hat die Qual. Im fränkisch-bayerischen Sulzfeld stellt sich die Frage: Wo schlafe ich heute Nacht? Zur Auswahl stehen Schäferwagen, Baumbetten oder Baumhäuser. Die romantischen Schäferwagen stehen inmitten einer stattlichen Anzahl von Obstbäumen und blühenden Hecken. Der Gesang der Vögel hilft beim Einschlummern und die Umgebung strahlt Ruhe pur aus. Richtung Baumkronen hoch gibt es das Hexenbaumbett – in Nachbarschaft zu den Eichhörnchen. Das Bett selbst ist durch eine Art Beduinenzelt vor neugierigen Blicken geschützt. Aus den angrenzenden Wäldern hört man bei Nacht Eulen, Waldkauze und Rehböcke. Weitere Infos: www.schaeferwagenhotel.de

Barfußpark mit hohem Erlebnisfaktor

Ebenfalls hoch in die Bäume geht’s im Barfußpark Harkebrügge bei Barßel in Niedersachsen. Hier können nicht nur auf 4,5 ha 60 unterschiedliche Barfuß-Stationen durchwatet werden, hier kann man sogar in zweistöckigen Zelten in drei Meter Höhe übernachten – mit Chill Area. Ausführliche Infos:www.barfusspark-harkebruegge.de

Auf ins Baumzelt im Barfusspark Harkebrügge.
Auf ins Baumzelt im Barfusspark Harkebrügge. (Bild: Barfusspark Harkebrügge)

Eine Nacht am Fels im Allgäu

Nichts für schwache Nerven und ein Highlight für jeden Adrenalinjunkie ist eine Nacht im Waldseilgarten Höllschlucht in Pfronten im Allgäu. Übernachtet wird in einer senkrecht bis überhängenden Felswand – ganz nach Manier der Bigwall-Bezwinger (Bigwalls sind riesige Felswände, 1.000 bis 2.000 m Wandhöhe, bei deren Durchsteigung Biwaks in der Vertikalen nötig sind). Wir haben beim erfahrenen Bergführer Thomas Osterried nachgefragt.

Kann ich nur als erfahrener Kletterer so eine besondere Nacht buchen?

Vorkenntnisse sind nicht unbedingt nötigt. Wichtig ist der Mut, sich auf was Neues einzulassen, Schwindelfreiheit und eine gesunde körperliche Verfassung. Bevor es überhaupt losgeht wird die nötige Technik zum Ein- bzw. Aussteigen aus einer Felswand im Waldseilgarten trainiert. Ein gewisser Respekt vor der Höhe muss natürlich vorhanden sein. Die Aktion wird nur bei gutem und stabilem Wetter durchgeführt.

Was ist der schlimmste Moment für Einsteiger?

Entscheidend ist der erste Schritt über die Felskante von oben. Hier trennt sich ganz schnell die Spreu vom Weizen. Wer hier den Mut hat weiterzugehen, für den stellt die Nacht dann auch kein größeres Problem mehr dar.

Wenn man nachts mal muss?

Für den Toilettengang ist ein Ausstieg nach oben am Seil geplant – im Schein der Stirnlampe. Das geht natürlich nur in Begleitung mit dem Bergführer, der in einem zweiten Portaledge (Hilfsmittel zum Biwakieren in Felswänden beim Bigwall-Klettern) die ganze Nacht über mit in der Wand ist. Also keine Angst, man ist nicht alleine. Dann gibt es noch Weithalsflaschen oder Weithalsboxen für das kleine Geschäft.

Wo liegt das Durchschnittsalter?

Die meisten, die am Fels übernachten, sind so um die 30 Jahre alt.

Je nach Übernachtungsmodell geht es mit den Abenteuerlustigen rund 20 bis 45 Minuten mit Seil, Bett und Menü im Gepäck zum Platz der Schlafstätte. Dann wird das Schwebebett gemeinsam mit dem erfahrenen Bergführer aufgebaut: Sicherheit und anseilen ist hier natürlich oberste Pflicht. „Eingestiegen in die Wand wird meistens ziemlich spät. Statt einem Wecker reicht die frühe Morgensonne gegen 6 Uhr“.

Laut Veranstalter ist der kleine Abenteuertrip nichts für Faulpelze, denn aktives Mitmachen an allen Aufbauten ist Grundbedingung. Weitere Infos: www.waldseilgarten-hoellschlucht.de 

Im Waldseilgarten Höllschlucht übernachtet man im „Hotel der 1000 Sterne“ in luftiger Höhe.
Im Waldseilgarten Höllschlucht übernachtet man im „Hotel der 1000 Sterne“ in luftiger Höhe. (Bild: Waldseilgarten-Höllschlucht)

Im Mini-Cooper übernachten

Im Beverland-Resort in Ostbevern (Münsterland) gibt es über 60 Themenzimmer mit hohem Erlebnisfaktor. Ob James Bond-Juniorsuite, Baumhaus-Suite, Bierfasszimmer oder abgefahren sein Haupt in einen Mini-Cooper betten – hier ist alles möglich. Die Übernachtung im Mini-Cooper ist einmalig. Der Cooper mit seinem großen Faltdach hat keine Sitze mehr, stattdessen wurde für den Komfort eine Bettkonstruktion eingebaut. Ob als Einzelzimmer, für Verliebte oder als Doppelzimmer – alles ist möglich. Weitere Infos: www.beverland-resort.de

Sich im Gefängnis „einbuchten“ lassen

Wer immer schon mal hinter Gitter eine Nach verbringen wollte, ist im Knasthotel Fronfeste zu Amberg in der Oberpfalz richtig. Hinter Zellentüren von über 300 Jahren erwartet die Gäste eine originelle Ausstattung für den gehobenen „Schlafvollzug“. Es gibt sogar einen Escape-Room.

Das Hotel nimmt seine Besucher mit in die Geschichte und Geschehnisse des damaligen Gefängnisses. Schon beim Eintritt fühlt man sich wie in einem echten Knast. Lange Gänge, alte geschichtsträchtige Wände, echte Gefängnistüren… Mit etwas Phantasie hört man vielleicht das Klirren des Schlüsselbundes. Anstatt abgewohnt und schäbig warten top Betten und viel liebevolles und spannendes Ambiente. Wer sich gerne mal einbuchten lassen möchte, schaut einfach unter www.hotel-fronfeste.de nach.

Übernachten im Hochsicherheitstrakt des Knasthotels Fronfeste ist gemütlich zu zweit möglich.
Übernachten im Hochsicherheitstrakt des Knasthotels Fronfeste ist gemütlich zu zweit möglich. (Bild: Thore Rehbach)
Das Übernachten im Hochsicherheitstrakt des Knasthotels ist aber auch in einer "Einzelzelle" möglich.
Das Übernachten im Hochsicherheitstrakt des Knasthotels ist aber auch in einer „Einzelzelle“ möglich. (Bild: Hannelore Zapf)

Eine Jurte unterm Sternenhimmel

Wen es in die freie Natur der Schweiz zieht, kann in Osco im schönen Leventinatal (Kanton Tessin) in einer heimeligen Jurte nächtigen. Das runde Zelt aus Holz und Stoff ist das traditionelle Heim der Nomaden in West- und Zentralasien und ideal, um sich in der Natur wie zu Hause zu fühlen. Für den romantischen Touch gibt’s bei der Ankunft einen Stapel Holz für das Lagerfeuer am Abend. Am Morgen wird ein Bio-Frühstück vom Feinsten serviert. Die umliegenden Bergdörfer laden zu vielen Ausflügen zu Fuß oder mit dem Fahrrad ein. Infos unter www.myfarm.ch.