Endlich wieder leben!

Endlich wieder leben!
Mike Jörg, seit 1994 bekannt für seinen Jahresrückblick „Wa(h)r was?“ (Bild: PR/Mike Jörg)

WOCHENBLATT

Sommer, Sonne, Mike Jörg. Der oberschwäbische Kabarett-Grandseigneurs aus Weingarten heitert uns alle jede Woche ein bisschen auf und kitzelt digital unsere Lachmuskeln. Seit 1994 ist er bekannt für seinen satirischen Jahresrückblick „Wa(h)r was?“. Aus bekannten Gründen mussten alle Termine für seine treffsicheren Sticheleien in der ganzen Region ausfallen. Nicht aber bei uns. Lassen Sie sich jede Woche überraschen, was sich Mike Jörg überlegt hat und wo er den Finger in die Wunde hält. Viel Spaß!

Endlich fallen die Masken, endlich frische Luft um die Nase: Ausgelassenes Toben in Kindergärten; farbenfrohe Blütenpracht in Rosengärten; betörende Düfte in Kräutergärten; glückliche Schnecken in Gemüsegärten; grenzenloses Glück in Biergärten. Es wird frisches Bier gezapft und an einem riesigen Grill dreht sich ein knusprig gebratener Jungochse. An drei Biergarnituren nebenan ein fröhliches Jahrgangstreffen junger Väter. Sie essen Schweinshaxen wie einst der kugelrunde Obelix: Von der Hand in den Mund. Endlich wieder Bedienungen mit vier Maßkrügen in jeder Hand.

Herz, was willst du mehr?

Oder wie der junge Goethe dichtete: „Hier bin ich Mensch, hier darf ich´s sein.“ Endlich dürfen wir wieder die Sau rauslassen. Die Bedienung bringt eine große Schüssel, randvoll mit frischen Radieschen: „Gruß aus der Küche. Der Ton möge die Musik machen, lässt euch der Chef ausrichten“.  – Und tatsächlich, nach einer halben Stunde, nach der dritten Maß zitiert einer der jungen Väter mit heißerer Stimme Martin Luther: „Warum rülpset und furzet ihr nicht, hat es euch nicht geschmacket?“  Auf sein Kommando rülpsen alle im Chor. 

Rülps-Maske für Kühe

Als die Rülps-Fahne, eine Mischung aus Schweinshaxe, Radieschen und Bier, zu mir rüber schwappte, wünschte ich mir Rückenwind, dachte ich an die Myriade von Rindviechern, deren Alltagsgeschäft es ist, täglich bis zu fünf Stunden zu rülpsen. Mein Hirn versorgte mich ungefragt mit schockierenden Informationen: Ein Hausrind stößt täglich bis zu 250 Liter Methan aus. Das Rülpsen der Kühe ist 25 Mal umweltschädlicher als alle SUV´s zusammen, flüsterte mir die Spaßbremse in meinem Hinterkopf zu.

Droht uns nach Corona die nächste Katastrophe?

Nein! Keine Panik. Wissenschaftler haben eine Rülps-Maske für Kühe entwickelt, „die die vie­hi­schen Bäuerchen zu ei­nem Fil­ter lei­ten, der das Me­than in we­ni­ger schäd­li­ches Kohlenstoff Dioxid ver­wan­delt.“ Das macht Hoffnung. Jens Spahn könne seine Corona-Masken an Umweltministerin Svenja Schulze weiterverhökern. Wir könnten alle zusammen unsere Zukunft retten, indem wir in Kuhställen und Biergärten Methan-Masken tragen und uns täglich bewusst machen:  Das Leben ist endlich. Schon werden die Tage wieder kürzer.

Bleiben Sie zuversichtlich 

Ihr Mike Jörg