Vorbereitungen für Biberbahn laufen: Ab 18. Juli fahren Ausflugszüge zwischen Stockach, Meßkirch und Mengen

Vorbereitungen für Biberbahn laufen: Ab 18. Juli fahren Ausflugszüge zwischen Stockach, Meßkirch und Mengen
Moderne Regio-Shuttle-Triebwagen des Verkehrsbetriebs HzL fahren ab 18. Juli auf der Ablachtalbahn. (Bild: Frank von Meißner)

WOCHENBLATT

Meßkirch – Ab Sonntag, den 18. Juli 2021, wächst das baden-württembergischen Eisenbahnstreckennetz um 38 km: Dann geht die Biberbahn an den Start und ermöglicht immer sonn- und feiertags spannende Ausflüge in die Region zwischen Bodensee und Oberschwaben. Diese Strecke hatte ihren Personenverkehr bereits 1972 verloren und wird nun für diesen reaktiviert.

Wie die Stadt Meßkirch als kommunales Eisenbahninfrastrukturunternehmen und der Förderverein Ablachtalbahn e.V. informieren, laufen die Vorbereitungen Hochtouren.

Ausbau für Personenverkehr

„Der Bahnsteig in Meßkirch ist fertig, unser Bauhof hat den baufälligen Bahnsteig bereits seit März komplett saniert“, freut sich Bürgermeister Zwick. „Zurzeit laufen die Sanierungsarbeiten am ehemaligen Bahnsteig in Sauldorf, und demnächst beginnen auch die Erneuerungsarbeiten für den Bahnsteig in Menningen-Leitishofen“, ergänzt der für Meßkirch tätige Eisenbahnbetriebsleiter Frank von Meißner.

Es entstehen jeweils rund 60 m lange Bahnsteige, an denen dann in die Niederflur-Züge fast stufenlos eingestiegen werden kann. „Ziel ist ferner, auch in Bichtlingen einen Halt einzurichten, sobald für diesen Neubau das notwendige Planfeststellungsverfahren abgeschlossen ist“, so Bürgermeister Sigrist aus Sauldorf.

Sehr zielorientiert arbeiten die Techniker im Auftrag der Stadt Meßkirch auch an der Strecke. Nachdem bereits für rund 200.000 € das Streckengleis mit neuem Schotter stabilisiert und die Gleislage wiederhergestellt wurde, stehen nun Arbeiten an den Bahnübergangs-Blinklichtanlagen an.

Bereits Anfang Juni sollen die zwei Bahnübergänge in Meßkirch an der Igelswieser Straße provisorisch wieder laufen, dann beginnen die Arbeiten an der Reaktivierung der Bahnübergangs-Anlagen in Sauldorf, Hoppetenzell und in Zizenhausen. Dann bleiben voraussichtlich noch fünf Bahnübergänge, an denen Bahnübergangsposten den Straßenverkehr regeln müssen.

Hier kommt, wie schon bei den Freischneidearbeiten, der Förderverein Ablachtalbahn e.V. ins Spiel: Für diese Sicherung der Bahnübergänge wird der Förderverein Zugbegleiterinnen und -begleiter stellen, die nach professioneller Ausbildung diese verantwortungsvolle Tätigkeit übernehmen. Gleichzeitig informieren diese die Fahrgäste im Zug über Sehenswertes und Fahrpläne und werden auch Tickets verkaufen.

„So wollen wir die Fahrt mit der Biberbahn zu einem entspannten Erlebnis für die Fahrgäste gestalten“, sagt Severin Rommeler vom Förderverein. Die Vereinsmitglieder werden am 12.06. wieder an der Strecke arbeiten, die Bahnübergänge reinigen und diese in Teilen mit neuen Reflektorfolien bekleben. „Über das Engagement der Vereinsmitglieder freue ich mich sehr, mit dieser großen Bereitschaft zur Erhaltung der Bahn durch die Anwohner habe ich nicht gerechnet“; freut sich Severin Rommeler.

Aber nicht nur Anwohner aus der Region sind an der Bahn interessiert, auch hat der Verein einige Mitglieder, die nicht aus den Landkreisen Konstanz und Sigmaringen kommen. Das hebt auch nochmal das überregionale Interesse der Strecke hervor.

Attraktiver Fahrplan und Tarife

Unter dem Motto „Mit dem Biber durch drei Ländle“ fahren die Ausflugszüge auf der landschaftlich reizvollen Ablachtalbahn mit Halten in Stockach, Sauldorf, Meßkirch und Menningen. Die Geschichte der Bahntrasse liest sich wie ein Querschnitt der deutschen Geschichte.

1859 als Eisenbahnlinie zwischen Ulm, dem Bodensee und dem Schwarzwald durch die drei damals noch eigenständigen Staaten Baden, Württemberg und Hohenzollern geplant, wird sie 1865 bis 1873, ab 1871 im Deutschen Reich, gebaut. Die Staatgrenzen, unterschiedliche Gremien, konkurrierende Interessen erschweren den Betrieb.

Bis 1952, der Gründung Baden-Württembergs, fährt sie immer noch von den badischen Städten Radolfzell, Stockach und Meßkirch über das hohenzollerische Krauchenwies bis ins württembergische Mengen. Heute noch sind die Spuren der drei „Ländle“ aber überall gegenwärtig. Der Biber ist dabei der ständige Begleiter der Bahn.

Feuchtgebiete, wie die Sauldorfer oder Krauchenwieser Baggerseen, bieten einen idealen Lebensraum für die geschützten Tiere. Bei der Fahrt durch das Tal der Ablach zeigen sich im Fluss die Bauten der fleißigen Arbeiter.

Sympathischer Namensgeber der Bahn ist er Bewohner einer intakten Natur- und Kulturlandschaft, durch die die Bahn die Besucher führt.

Der Fahrplan für die Züge steht mittlerweile fest und sogar bereits im Internet: Die SWEG wird mit dem Verkehrsbetrieb Hohenzollerische Landesbahn von Radolfzell aus morgens starten und eine umsteigefreie Verbindung vom Bodensee um 8.52 nach Mengen einrichten. Wie der beigefügte Fahrplan zeigt, pendeln tagsüber dann die Züge zwischen Stockach und Mengen. Der letzte Zug des Tages fährt um 17.46 Uhr ab Mengen wieder umsteigefrei an den Bodensee nach Radolfzell zurück.

Unter dem Motto „Mit dem Biber durch drei Ländle“ fahren die Ausflugszüge auf der landschaftlich reizvollen Ablachtalbahn mit Halten in Stockach, Sauldorf, Meßkirch und Menningen.
Unter dem Motto „Mit dem Biber durch drei Ländle“ fahren die Ausflugszüge auf der landschaftlich reizvollen Ablachtalbahn mit Halten in Stockach, Sauldorf, Meßkirch und Menningen. (Bild: Frank von Meißner)

„Wir haben uns bemüht, sowohl in Stockach wie auch in Mengen gute Anschlussverbindungen herzustellen, insbesondere in Meßkirch an den Regiobus 600. Damit kommen die Fahrgäste über die Biberbahn schnell zum Campus Galli und weiter nach Sigmaringen, dort mit Zuganschlüssen Richtung Tübingen und Tuttlingen“, sagt Frank von Meißner, und weiter: „Wir bedanken uns für die sehr gute Zusammenarbeit mit dem Verkehrsministerium Baden-Württemberg und seiner Nahverkehrsgesellschaft Baden-Württemberg sowie mit dem Verkehrsbetrieb HzL, die mit großem Engagement die Planungen begleitet haben.“

Als Teil des regulären ÖPNV-Angebots sollen alle günstigen Nahverkehrstarife auf der Ablachtalbahn gelten: zum Beispiel das Baden-Württemberg-Ticket oder die attraktiven Gruppentageskarten des Naldo.

Eingesetzt werden moderne Regio-Shuttles mit Niederflureinstieg, Klimaanlage und Fahrradabteilen. „Wir freuen uns, ab Juli einen so attraktiven Nahverkehr auf unserer kommunalen Bahnstrecke zu haben,“ so Bürgermeister Zwick: „Damit bieten wir nicht nur der einheimischen Bevölkerung eine attraktive und umweltfreundliche Alternative zum Auto, sondern fördern sicher auch den Tourismus in unserer Region.“

Das Verkehrsministerium Baden-Württemberg finanziert die Ausflugszüge auf der Biberbahn und leistet damit einen Beitrag an der klimafreundlichen Mobilität und zur Förderung der Ablachtalbahn-Strecke: Durch die zusätzlichen Züge erwirtschaftet die Stadt Meßkirch als Betreiberin der Ablachtalbahn Trassenentgelte, die in den Ausbau der Strecke fließen.

Die Stadt Meßkirch und der Förderverein arbeiten Hand in Hand an Begleitprogrammen und dem Marketing, um die Züge noch attraktiver zu machen. So sind geführte Touren auf den Spuren der Biber ab der Haltestelle Sauldorf geplant, wie auch Eselwanderungen.

In Meßkirch lädt eine eigens entwickelte Stadtführung ein, sich auf einen unterhaltsamen Ausflug in die Anfangszeit der Bahn zu begeben.

Wer mit dem Zug zum Campus Galli oder zur Heuneburg fährt, wird Vergünstigungen beim Eintritt bekommen.

Näheres dazu und den Fahrplan gibt es im Internet unter www.biberbahn.de.

(Pressemitteilung: Stadt Meßkirch, Eisenbahninfrastrukturunternehmen Ablachtalbahn)