An vielen Bäumen hängen derzeit knackige Äpfel. Die Versuchung ist groß, sich bei einem Spaziergang einen zu schnappen und reinzubeißen. Doch ist das in Ordnung?
Die Apfelernte ist in vollem Gange und die Obstbauern dürfen sich auf eine qualitativ gute Ernte freuen. Am Bodensee beispielsweise werden rund 246.000 Tonnen Äpfel erwartet, heißt es vom Landwirtschaftsministerium. Da ist es doch nicht schlimm, wenn man sich am Vorbeigehen eine kleine rotbackige Vitaminbombe pflückt, denken viele.
Für Obstbauern – vor allem in touristischen Regionen wie dem Bodensee – ist der Gedanke, der schnell zur Tat wird, ein Ärgernis, das leider oft vorkommt. Hier gibt es viele Rad- und Spazierwege und die Versuchung ist groß. Was viele nicht wissen: Wer einen Apfel ohne Erlaubnis pflückt, begeht eine Straftat und riskiert dabei eventuell sogar eine Geldstrafe.
Mundraub war gestern
In der Bevölkerung hält sich jedoch hartnäckig die Ansicht, dass Mundraub ein Kavaliersdelikt ist. Im deutschen Strafrecht ist der Begriff aber seit 1975 abgeschafft und damit ein Diebstahl wie jeder andere.
Wie sieht es aus, wenn der Obstbaum einsam in der Landschaft herumsteht – ohne Zaun? Auch das ist keine Einladung zur Selbstbedienung, denn auch dieser Baum hat einen Besitzer. Und Obst, das auf dem Boden liegt, gehört immer dem, dem der Grund gehört.
In Heilbronn haben laut Polizeimitteilung letzte Woche Unbekannte rund zwei Tonnen Äpfel auf einer Plantage abgeerntet und gestohlen. Der Schaden beträgt mehrere tausend Euro. Den Erkenntnissen zufolge drückten die Diebe zwischen Donnerstag und Samstag den Maschendrahtzaun des Geländes herunter, fuhren mit einem Fahrzeug auf das Gelände und machten sich an die Ernte.
Äpfel satt im Landkreis Ravensburg
Dabei gibt es beispielsweise im Landkreis Ravensburg die Möglichkeit, sich legal kostenlos Äpfel zu schnappen. Die Aktion „Gelbes Band“ lädt auch dieses Jahr wieder zum Obstpflücken ein. Überall dort, wo Obstbäume zu entdecken sind, die mit einem gelben Band markiert wurden, darf reifes Obst geerntet werden – ohne vorherige Rücksprache.
Der Landkreis Unterallgäu beteiligt sich ebenfalls am Projekt „Gelbes Band“ und an der Aktion „Zu gut für die Tonne!“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft, die im September und Oktober läuft. Wer ein gelbes Band an einem Baum entdeckt, darf ohne zu fragen aufs Grundstück, sollte aber ein paar Spielregeln beachten, erklärt der Kreisfachberater.
Geerntet werden darf nur für den eigenen Hausgebrauch. Man darf keine Leitern mitbringen und sollte die Bäume beim Pflücken nicht beschädigen. Wichtig auch: Das Ernten erfolgt auf eigene Gefahr. Weitere Infos gibt’s bei Markus Orf, Telefon (08261) 995-256.
Eine weitere Möglichkeit, um kostenlos Äpfel zu snacken, gibt’s auf der Webseite www.mundraub.org. Kommunen und private Besitzer können hier Bäume und Sträucher registrieren lassen, die andere gerne abernten dürfen. Ein Blick auf die Seite lohnt sich.
(Quelle: Stadt Ravensburg und Unterallgäu/ Landwirtschaftsministerium Bawü)