Bereits zum dritten Mal war der interaktive Präventionsparcours für Schule und Jugendhilfe „ECHT KRASS!“ im Jugendzentrum Molke in Friedrichshafen zu sehen. Die Auftaktveranstaltung fand großes Interesse.
Wo hören Spaß und plumpe Anmache auf? Wo beginnt die sexuelle Grenzverletzung? Der Präventionsparcours „ECHT KRASS!“, der am 20. Januar im Jugendzentrum Molke in Friedrichshafen offiziell eröffnet wurde, greift das Tabu-Thema sexualisierte Gewalt unter Jugendlichen auf und bietet an fünf Stationen Interaktion, Aufklärung, Information und Hilfestellung.
Die Ausstellung „ECHT KRASS!“ richtet sich an die Klassenstufe 8 der weiterführenden Schulen im Bodenseekreis. Sie bietet den Jugendlichen einen Erlebnisrahmen, der sie kognitiv und emotional anspricht und zur Auseinandersetzung mit dem Thema sexuelle Gewalt anregt.
An den interaktiven Stationen erhalten die jugendlichen Besucher Informationen zu Sexismus und sexueller Gewalt sowie zu möglichen Strategien, sich gegen Übergriffe zu wehren und frühzeitig Hilfe zu holen. 36 Klassen aus dem gesamten Bodenseekreis haben über die Schulen ihren Ausstellungsbesuch mit Begleitpersonen angemeldet.
„Mit dem Präventionsparcours wollen wir das Thema sexuelle Gewalt aus der Tabu-Zone holen und Jugendliche, Lehrer, Eltern und die Öffentlichkeit stärker dafür sensibilisieren“, sagte Iris Gerster, Leiterin der Fachberatungsstelle Morgenrot, bei der Ausstellungseröffnung. Die Veranstaltung basiere auf mehreren Bausteinen: Im November vergangenen Jahres seien Begleitpersonen der Schulklassen und Schulsozialarbeiter zu Thema und Ausstellung geschult worden. Baustein zwei sei der Besuch des Präventionsparcours. Danach erfolge die Nachbehandlung des Themas in den Schulklassen.
Das Kieler Petze-Institut für Gewaltprävention, das den Präventionsparcours konzipiert hat und regelmäßig aktualisiert, stelle umfangreiche Präventionsmaterialien zur Verfügung – darunter ein Begleitbuch mit Informationen, Aufgaben und Lösungsvorschlägen für die Nachbereitung im Unterricht. Zum Abschluss erfolge dann über Umfragen und Rückmeldungen eine Evaluation des Projekts.
Die enge Kooperation der Fachberatungsstelle mit der Stadt Friedrichshafen und dem Landratsamt Bodenseekreis sowie die finanzielle Projektförderung durch Stadt und Landkreis hätten es möglich gemacht, die interaktive Ausstellung zum dritten Mal nach Friedrichshafen zu holen, sagte Iris Gerster und dankte allen Unterstützern und Mitorganisatoren für das wertvolle Engagement.
„Schön, dass wir dies gemeinsam möglich gemacht haben“, freute sich auch der Friedrichshafener Bürgermeister Dieter Stauber in seinem Grußwort. Sexualisierte Gewalt habe viele Facetten. Es sei wichtig, aufzuklären, zu sensibilisieren und Jugendlichen mit Information, Rat und Tat zur Seite zu stehen.
Vier Impulsvorträge zur Ausstellungseröffnung
In vier Impulsvorträgen erhielten die Eröffnungsbesucher Zahlen, Informationen und Tipps aus erster Hand. „Sexuelle Gewalt ist nichts Abstraktes, sondern kann überall passieren“, gab Veronika Wäscher-Göggerle, Frauen- und Familienbeauftragte des Landkreises Bodenseekreis, zu bedenken. Es sei dringend an der Zeit, von der Statistik zur Realität zu finden. „Wir wissen, dass etwa ein bis zwei Schülerinnen und Schüler in jeder Schulklasse von sexueller Gewalt in der Familie und andernorts betroffen waren oder sind.“
Holger Beutel, Leiter des Präventionsreferats des Polizeipräsidiums Ravensburg, beleuchtete rechtliche Aspekte. Er wies darauf hin, dass sich nach § 184i StGB jeder strafbar machen könne, der eine andere Person in sexueller Weise körperlich berühre. „Hierunter fallen also auch solche Handlungen, die umgangssprachlich als Grapschen bezeichnet werden.“
Iris Gerster warnte vor der zunehmenden Nutzung digitaler Medien zur Anbahnung sexueller Gewalt. Oft seien die Übergänge von offline zu online fließend. Sie riet Eltern, Interesse an der Lebenswelt Jugendlicher zu zeigen und über digitale Risiken sowie den Handygebrauch zu sprechen.
Schulsozialarbeiterin Daniela Endres lobte den Präventionsparcours. Sie sei begeistert von den klar formulierten Inhalten und den interaktiven Stationen, die umfassende Information, Austausch- und Orientierungsmöglichkeiten bieten.
Interaktive Stationen: Von „Sex sells“ bis „Law & Order“
An den fünf Stationen des Präventionsparcours erhalten Jugendliche Informationen zu Sexismus, sexueller Gewalt und Strategien zur Selbstbehauptung.
- „Sex sells“: Thematisiert sexistische Werbung, Pornografie und sexuelle Übergriffe im Internet.
- „Trial & Error“: Flirttipps, Anmachsprüche und Selbstbehauptung.
- „Stop & Go“: Grenzen erkennen und setzen.
- „Love & Hate“: Auseinandersetzung mit Gruppendruck, Teenagerbeziehungen und sexueller Gewalt durch Erwachsene.
- „Law & Order“: Mythen und Tatsachen über Sexualstraftaten und die rechtliche Lage.
INFO: Weitere Informationen für Jugendliche gibt es unter www.echt-krass-info.
(Quelle: Caritas Bodensee-Oberschwaben)