Am Sonntag (17 Uhr) steht der HSG Konstanz der je nach Sichtweise schwerste oder leichteste Gang der Saison zum Tabellenführer Bergischer HC bevor. Zu Gast in der Höhle des Löwen, der Bergischen Löwen, ist die HSG klarer Außenseiter. Das Spiel wird live und auf Abruf bei Dyn übertragen.
Erstliga-Absteiger der Topfavorit
Wer bei den Buchmachern auf die HSG Konstanz setzen würde, könnte mit einem richtigen Tipp reich werden. Dort der Erstliga-Absteiger BHC, der weiter unter Erstligabedingungen und mit einigen hochdekorierten Nationalspielern arbeitet und nur ein Ziel, die Rückkehr in Liga eins, kennt. Hier die HSG Konstanz, die sich zwar zuletzt stetig steigerte, Komplimente der Gegner erhielt, aber immer noch nichts Zählbares auf dem Konto hat.
Überraschung am Dienstag
Im Sport ist manchmal aber doch alles möglich. Am Dienstag feierten die Eulen Ludwigshafen einen deutlichen 32:23-Erfolg gegen den BHC, den in dieser Form wohl die wenigsten für möglich gehalten hätten.
Seitdem ist die Stimmung angespannt beim Topfavoriten der Liga, der nach langem Tauziehen um die Erstliga-Lizenz für Hamburg im Sommer von der Handball-Bundesliga mit einer finanziellen Entschädigung bedacht wurde und damit einen Großteil des Erstliga-Kaders halten konnte. Nun erwarten alle eine Reaktion gegen die HSG. Sollte diese sich jedoch lange erfolgreich wehren können – wie etwa in Coburg – könnte der Druck für die Gastgeber weiter steigen.
Verletzung von Aron Czako und Christos Erifopouls
Die Gelb-Blauen haben jedoch ihre eigenen Probleme. Rückraumspieler Mathieu Fenyö wird noch lange fehlen, Christos Erfipolulos hatte nach einer Bänderverletzung zuletzt ebenfalls zusehen müssen. Ob er am Sonntag wieder einsetzbar ist, wird zusammen mit der medizinischen Abteilung erst kurzfristig entschieden.
In den nächsten Wochen definitiv ausfallen wird hingegen Aron Czako. Der Linksaußen war gegen Dormagen umgeknickt und hatte sich ebenfalls eine Bänderverletzung zugezogen.
Nikita Pliuto in Nationalmannschaft von Belarus berufen
Es gibt aber auch erfreuliche Nachrichten. Kreisläufer Nikita Pliuto wurde erneut in die Nationalmannschaft von Belarus berufen. Von 4. bis 10. November wird der 24-Jährige an einem Trainingscamp und einem Turnier teilnehmen.
„Nach meiner Krankheit und nachdem ich ein Jahr nicht dabei war, freut es mich einfach“, sagt der Neuzugang, der vom TuS Ferndorf an den Bodensee kam und erklärt: „Natürlich ist es von jedem ein Traum, für die Nationalmannschaft zu spielen. Bis es soweit ist, konzentriere ich mich auf die HSG und schaue, wie ich hier weiterhelfen kann.“ Mit 21 Treffern ist er zweitbester Feldtorschütze der Konstanzer.
Fortschritte bei Schwormstede, Gorbunovs und Fuhrmann
Die harte Trainingsarbeit in den letzten Wochen trägt zudem auch bei Luca Schwormstede Früchte. „Luca hat großes Potenzial, ist sehr fleißig und arbeitet gut“, freut sich Trainer Vitor Baricelli über eine neue Option. Fünf Treffer waren dem Hünen gegen Dormagen gelungen. Spielmacher Raivis Gorbunovs bringt seine Stärken ebenfalls immer mehr zur Geltung.
„Bei ihm fehlt nicht das Handballerische“, weiß der HSG-Coach. „Er musste sich an ein neues Land, einen neuen Rhythmus in der Liga und eine neue Rolle im Team gewöhnen.“ Nach vielen Gesprächen befindet sich der lettische Nationalspieler auf einem sehr guten Weg. Gleiches gilt für Linkshänder Sören Fuhrmann, dem Baricelli wie allen Neuzugängen eine gute Entwicklung und schnelles lernen attestiert.
Moral stimmt
Die Stimmung und Moral sind ohnehin intakt. Über fehlenden Kampfgeist können sich die Konstanzer Verantwortlichen André Melchert nicht beschweren. Für den Geschäftsführer der HSG wird die Begegnung in Wuppertal eine Rückkehr an eine alte Wirkungsstätte als Spieler. EHF-Mastercoach Baricelli berichtet von einer guten Trainingswoche. „Alle sind füreinander da, helfen sich, und kämpfen für unser Ziel“, erzählt der 28 Jahre alte Brasilianer vor dem Gang zur Mannschaft „mit der höchsten individuellen Qualität in der Liga.“
Für sein Team gilt es, als Kollektiv dagegenzuhalten. „Wer mich kennt, weiß, dass ich immer Optimist bin“, sagt Baricelli. Die weiße Fahne findet keinen Platz im Mannschaftsbus, der sich bereits Samstagmorgen in Richtung Trainingsstation und Wuppertal auf den Weg machen wird.
„Machen das mit 100 Prozent“
„Wir versuchen immer unser Bestes“, so Baricelli. „Wir werden sehen, zu was das reicht. In der 2. Bundesliga kann aber immer alles passieren.“ Schon in den letzten Spielen hatte die HSG in der Crunchtime immer die Möglichkeit, sich Punkte zu sichern – vergab diese aber auf teilweise haarsträubende Art. Aus Sicht der Konstanzer wird es Zeit, dass mit einem Erfolgserlebnis der Knoten so schnell wie möglich platzt. Vielleicht gerade dann, wenn keiner damit rechnet.
Baricelli: „Wenn wir eine Chance erhalten sollten, müssen wir da sein – und geduldig sein.“ Sein Gegenüber Arnor Gunnarsson ist sich hingegen sicher: „Wir müssen von Anfang an da sein und Respekt vor dem Gegner haben. Den haben wir, und dann machen wir das auch mit 100 Prozent.“
(Vereinsmitteilung: HSG Konstanz/Andreas Joas)