Erster demoSlam Oberschwaben demoSlam in der Zehntscheuer Ravensburg

demoSlam in der Zehntscheuer Ravensburg
Slammerpaar Matthias und Peter (Bild: Claus Giller, Jestetten)

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Am 01. Juni fand in der Zehntscheuer in Ravensburg der erste demoSlam in Oberschwaben statt. Organisiert hatte diese Veranstaltung die Regionalgruppe Bodensee-Oberschwaben im Bundesverband MEDIATION e.V. in Kooperation mit der Betriebsseelsorge Ravensburg anlässlich des internationalen Tags der Mediation am 18. Juni. Durchgeführt wurde dieses neuartige Dialogformat von MAGNET – Werkstatt für Verständigung aus Berlin. Knapp 70 Zuschauer folgten der Einladung und erlebten einen berührenden und humorvollen Abend zu zwei spannenden Themen.

Sind Kinder mit Migrationshintergrund eine Bereicherung der Schule oder behindern sie einheimische Schüler am Lernerfolg? Wer hat welche Erfahrungen gemacht und welche Geschichten verbergen sich hinter den Meinungen? Das erste Slammerpaar brachte die Spannung in diesem Thema deutlich zum Ausdruck: Maryam kam mit 11 Jahren aus dem arabischen Raum nach Deutschland und musste sich hier durchkämpfen; als Kind deutscher Eltern wurde es Lucas in der Schule oft langweilig, weil wegen der vielen Kinder mit sprachlichen Schwierigkeiten häufig wiederholt wurde. Es ging nicht um richtig oder falsch, es gab keinen Schlagabtausch der Argumente, geschweige denn eine Lösung. Es ging zuerst um das Verstehen des anderen Standpunktes, es ging ums zuhören und anerkennen, auch wenn nicht alle mit den Positionen einverstanden waren. „Verstehen heißt nicht einverstanden sein“ lautet das Motto von demoSlam – wodurch sich ein Raum für persönliche Erlebnisse, für individuelle Betroffenheit öffnete und eine gute Grundlage schuf für die anschließende Diskussion im Publikum. Am Ende wurde klar: auch Lucas ist Migrant, er ist aus einem anderen Teil Deutschlands nach Oberschwaben eingewandert, weshalb er immer noch „die Butter“ sagt, anstatt richtigerweise „der Butter“.

Das zweite Thema drehte sich um Windräder im Wald. Matthias will den Wald schützen, Peter will das Klima schützen. Geht das auch beides zusammen? Wer trägt welche Verantwortung und für wen? Auch bei diesem Thema wurde anschließend im Publikum kontrovers diskutiert. Souverän geführt vom Moderator Ivo Pietrzak entwickelte sich aber eine ganz andere Gesprächskultur: es wurde respektvoll zugehört, es wurde von persönlichen Ängsten gesprochen, von Resignation und deren Überwindung. Manche Träne machte die individuelle Betroffenheit deutlich, und führte zu dem Appell „bleibt im Gespräch und kommt ins Handeln“.

In der Begrüßung betonte die Leitung der Regionalgruppe, Dietrich Knapp und Jutta Pfennig, dass sich mittlerweile über 35 Mediatoren aus der Region, Männer und Frauen, der Gruppe angeschlossen hätten und sich für die Verständigung in Konflikten einsetzten. „Sobald mehrere Menschen zusammen leben und arbeiten, ist es normal, dass es Meinungsverschiedenheiten gibt, die für eine gesunde Entwicklung der Gemeinschaft auch notwendig sind“, sagte Dietrich Knapp. „Nicht der Konflikt ist das Problem, sondern der ausgrenzende, herabwürdigende Umgang damit“. Beide bedankten sich bei den Trainer:innen, bei den Slammern und beim Organisationsteam, die mit großem Einsatz diesen Abend ermöglicht und neue Formen der Verständigung erlebbar gemacht haben. Außerdem ging ein großes Dankeschön an die Sponsoren, ohne die diese Veranstaltung nicht durchführbar gewesen wäre: Allen voran die Allianz für Beteiligung e.V. mit ihrem Programm „Nachbarschaftsgespräche“, finanziert aus Landesmitteln, das Programm „Demokratie leben“, finanziert aus Bundesmitteln, die Bürgerstiftung Kreis Ravensburg, der Bundesverband MEDIATION e.V., die Kreissparkasse Ravensburg und Dr. Daniela Dujmic-Erbe.

(Pressemitteilung: Bundesverband Mediation e.V., Regionalgruppe Bodensee-Oberschwaben)