Martin Schneider und sein Frauenteam holen mit der „Erotica“ das „Kleine Blaue Band“- Dauerflaute dominiert größte Segelregatta am Bodensee
Lindau – Die Trophäe für das schnellste Boot auf der großen Bahn, das „Große Blaue Band“, geht diesmal nach Österreich: Fritz Trippolt vom Yachtclub Bregenz hat mit seinem Katamaran „Skinfit“ die diesjährige „Rund Um“ gewonnen.

Allerdings benötigten er und seine Crew satte 14 Stunden (14:03:53) für die zirka 100 Kilometer lange Strecke rund um den Bodensee, weil während der Nachtregatta der Wind nur spärlich oder gar nicht blies. Zum Vergleich: Die Rekordzeit in der über 70-jährigen Geschichte der „Rund Um“ (aus dem Jahr 2008) liegt bei vier Stunden und knapp 42 Minuten.
Als Zweiter kam Vorjahressieger Ralph Schatz vom Lindauer Segler-Club (LSC) mit der „Orange Utan“ ins Ziel, dicht gefolgt von der „Green Horny“ mit Skipper Sammy Smits vom Yacht Club Arbon. Dieser hatte bei der „Rund Um“ 2018 das „Blaue Band“ in die Schweiz geholt. Bei der größten Segelregatta am Bodensee, die seit 1951 vom LSC veranstaltet wird, waren am Freitagabend vor Lindau rund 260 Segelschiffe an den Start gegangen. Nach 24 Stunden und damit bis zum Ende der Regatta hatten es nur gut die Hälfte, nämlich 138 Boote, ins Ziel geschafft. Nicht wenige Seglerinnen und Segler hatten am Samstag wegen der Megaflaute vorzeitig aufgegeben.

Anders als üblich wurde die Regattastrecke in diesem Jahr aufgrund der vorhergesagten schlechten Windverhältnisse für den größten Teil der Boote verkürzt – sie konnten bereits vor Konstanz an der Boje Eichhorn wenden und mussten daher nur den rund 80 Kilometer langen Kurs bewältigen. Lediglich die superschnellen Schiffe, vor allem die großen Katamarane, fuhren die ganze Runde bis in den Überlinger See hinein, konnten dort allerdings die kurzzeitig auffrischenden Winde für eine beschleunigte Rückfahrt nutzen.


Schnellstes Boot auf der verkürzten Strecke und damit Gewinner des „Kleinen Blauen Bandes“ ist die „Erotica“ mit Skipper Martin Schneider vom Yachtclub Wetterwinkel (YCWw) aus Gaißau in Vorarlberg. Mit der tatkräftigen Unterstützung von gleich drei Seglerinnen kam er nach zehneinhalb Stunden Fahrt (10:29:12) am Samstagmorgen kurz vor sechs Uhr ins Ziel. Somit gehen die beiden wichtigsten Trophäen der „Rund Um“ heuer ins Nachbarland Österreich.


Die traditionelle Wettfahrt, die normalerweise als Nachtregatta im Frühsommer durchgeführt wird, war im vergangenen Jahr Pandemie bedingt in den Herbst verschoben und mit Start frühmorgens um 7 Uhr als Tagregatta veranstaltet worden. Dies hat es in der Geschichte der „Rund Um“ nur wenige Male gegeben, zuletzt 1999 wegen des Hochwassers und der damit verbundenen Treibholzfelder, die für die Boote und ihre Crews eine besondere Gefahr darstellen. Im Corona-Jahr 2020 war die Regatta ganz ausgefallen.


Die „Rund Um“ ist stets Mittelpunkt und Highlight der Lindauer Seglertage, die seit vielen Jahren über vier Tage hinweg Einheimischen wie Touristen ein buntes Rahmenprogramm bieten. Dies beginnt traditionell am Feiertag Fronleichnam, stets ein Donnerstag, mit dem maritimen Flohmarkt und endet am Sonntag darauf mit einem Frühschoppen bei Weißwurstfrühstück und Blasmusik an der Hafenpromenade, während im LSC-Festzelt die Sieger der „Rund Um“ gekürt werden. So konnten auch in diesem Jahr Tausende bei Sonne pur und hochsommerlichen Temperaturen das mediterrane Flair rund um den Lindauer Hafen genießen.