Nach nur einem Jahr ist die HSG Konstanz direkt wieder in die stärkste zweite Liga der Welt zurückgekehrt. Zum Auftakt wartet eine echte Standortbestimmung. Beim ambitionierten ehemaligen Europacupgewinner HSG Nordhorn-Lingen fällt am Sonntag, 17 Uhr, der Startschuss für die HSG in der 2. Bundesliga. Das Spiel wird live bei Dyn übertragen.
Frech, selbstbewusst, unangenehm
Mit viel Mut und Entschlossenheit möchten die Konstanzer bereits am Samstag Richtung Lingen reisen, wo man in der Nähe ein Hotel beziehen wird. Der über 50 Minuten sehr ordentliche Auftritt im DHB-Pokal gegen Aufstiegskandidat Elbflorenz Dresden (30:35), der wenige Tage später auch bei Erstligist HC Erlangen siegreich war, dürfte weiter dazu beigetragen haben, nicht in Ehrfurcht vor den großen Namen im Bundesliga-Unterhaus zu erstarren. Etwas, das für Trainer Vitor Baricelli ein entscheidender Punkt ist. Frech, selbstbewusst, unangenehm sein haben sich die Gelb-Blauen vorgenommen. Auch wenn um die Rolle des Favoriten nicht lange diskutiert werden muss – große Gegenwehr ist von ihnen auf jeden Fall zu erwarten.
Großer Wechsel bei Nordhorn-Lingen
Nach der Analyse des Pokalspiels, weiterem Feinschliff und einem Teambuilding-Event kann Baricelli zufrieden auf die Vorbereitung zurückblicken. „Wir sind bereit und wollen endlich loslegen“, freut sich der jüngste Trainer im deutschen Profihandball. „Wir haben gezeigt“, sagt er, „dass wir auch gegen ein Topteam ein gutes Spiel machen können.“ In den nächsten Wochen sollen daraus auch die eine oder andere Überraschung und Punkte werden. Wie bei allen Mannschaften steht nach einem gewissen Umbruch auf zentralen Positionen noch die Abstimmung im Fokus.
Der erste Gegner hat dabei ebenfalls einen großen Wechsel mit sieben neuen Spielern vollzogen, seine Mannschaft deutlich verjüngt, in Mark Bult von der SG Flensburg-Handewitt einen neuen Trainer beikommen und das Spielsystem deutlich verändert. Viel schneller spielt die HSG Nordhorn-Lingen nun, die zuvor traditionell vor allem auf eine starke Defensive mit guten Torhütern gesetzt hatte. Jetzt wirkt auch das Offensivspiel deutlich dynamischer.
Mit Kristian van der Merwe (HSC 2000 Coburg) kam ein Top-Torwart neu hinzu, außerdem der Bruder von Ex-HSG-Spieler Felix Jaeger, Max Jaeger (HSC 2000 Coburg), Mika Sajenev (SC DHfK Leipzig/EHV Aue), Frieder Bandlow (TV Großwallstadt), mit Björn Zintel ein Top-Spielmacher (ASV Hamm-Westfalen), Elmar Erlingsson (IB Vestmannaeyja/Island) und Elias Ruddat (TuS Vinnhorst).
„Alle haben richtig Bock“
„Das wird ein schweres Spiel“, weiß der HSG-Coach. „Wir treffen auf eine top besetzte Mannschaft, die ein sehr hohes Tempo anschlägt.“ Gleiches gilt für seine Equipe, die schon darauf brennt, endlich loslegen zu können. Ein Jahr hatte die nun zu den jüngsten Teams des Bundesliga-Unterhauses zählende Mannschaft dafür gekämpft, sich erneut in großen Spielen in den großen Arenen messen zu dürfen. Dementsprechend groß ist die Vorfreude.
„Alle haben richtig Bock und wollen zeigen, was sie können“, berichtet der 28-Jährige, der bis auf die Langzeitverletzten Mathieu Fenyö und Finn Klein (beide Kreuzbandriss) keine Verletzungen zu beklagen hat.
Immer bei uns bleiben, immer an uns glauben
Immer bei uns bleiben, immer an uns glauben lautet das Credo, das er seinen Spielern seit dem ersten Training vorgibt und vorlebt. Schließlich ist man sich bei der HSG bewusst, welch große Herausforderung in Liga zwei wartet – allerdings ist die Mannschaft durch die Erfahrungen in den letzten Jahren deutlich gereifter. Viele Spieler sind nicht mehr „so grün“ wie noch beim letzten Aufstieg und können auf die Erfahrungen aus der 2. Bundesliga sowie aus einer harten Saison in der 3. Liga mit vier Do-or-die-Spielen in den Playoffs zurückblicken.
„Es gibt für uns keine einfachen Spiele“, macht Baricelli deutlich und beschäftigt sich nicht damit, dass es zum Auftakt wohl wenige anspruchsvollere Aufgaben als bei der HSG Nordhorn-Lingen gibt. „Aber“, so merkt er an, „wir sind in einer guten Situation. Beide Teams sind noch nicht komplett eingespielt und wir können bei einer solchen Topmannschaft nur gewinnen.“
Ein gutes Spiel machen ist das klare Ziel, mit Konzentration in jeder Situation. „Und nach Fehlern müssen wir sofort umschalten“, fordert der Brasilianer. „Wenn wir nach 50 Minuten erneut auf Augenhöhe und dran sind, ist schon einiges gut.“ Dann muss die HSG Konstanz weiter wach sein – und bei sich bietenden Chancen zugreifen. Frech, selbstbewusst und mutig.
(Vereinsmitteilung: HSG Konstanz/ Andreas Joas)