Zwischen Bedauern und klaren Erwartungen

CDU-Bundesvorsitzende und Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet.
CDU-Bundesvorsitzende und Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet. (Bild:: picture alliance / ASSOCIATED PRESS | Tobias Schwarz)

Die Machtfrage in der Union, wer Kanzlerkandidat werden soll, ist beendet. Nach tagelangem Tauziehen ging der CDU-Bundesvorsitzende und Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, Armin Laschet als Sieger hervor. Die Entscheidung fiel in der Nacht zum Dienstag, 20. April.  Bei der digitalen Sondersitzung des CDU-Vorstands votierten in geheimer Wahl 31 von 46 stimmberechtigten Vorstandsmitgliedern für den Parteivorsitzenden. Auf Söder entfielen neun Stimmen, es gab sechs Enthaltungen.

Reaktionen aus Oberschwaben

Recht unterschiedlich fielen die Reaktionen der Mandatsträger und Bundestagskandidaten im Raum Oberschwaben aus. Die CDU-Mandatsträgern beschwören nun die die Einheit der Union, die politischen Mitbewerber haben klare Erwartungshaltungen gegenüber Laschet und der Union.

MdL Thomas Dörflinger (CDU) will, dass Parteikollege Josef Rief wieder in den Bundestag einzieht.
MdL Thomas Dörflinger (CDU) will, dass Parteikollege Josef Rief wieder in den Bundestag einzieht. (Bild: PR)

MdL Thomas Dörflinger (CDU) ist froh, dass die Hängepartie um die Kandidatur ein Ende gefunden hat: „Gut, dass nun eine Entscheidung zum Spitzenkandidaten der Union vorliegt. Ein weiteres Hin und Her in der Kandidatenfrage wäre schlichtweg nicht mehr vermittelbar gewesen, gerade auch angesichts der enormen sachpolitischen Herausforderungen. Natürlich ist es wichtig, mit welchem Spitzenpersonal eine Partei in den Wahlkampf zieht. Noch wichtiger ist allerdings, für welche politischen Inhalte die Parteien stehen. Daher lohnt es sich vor der Wahl die Wahlprogramme genau anzuschauen. Ich werde mich jedenfalls auch im Bundestagswahlkampf engagieren, damit Josef Rief wieder in den Bundestag einzieht und die CDU auch den kommenden Bundeskanzler stellen wird“.

MdB Josef Rief (CDU)
MdB Josef Rief (CDU) (Bild: PR)

Wehmut klingt aus der Stellungnahme von MdB Josef Rief (CDU): „Hier im Süden gab es eindeutige Präferenzen für Markus Söder. Das war 1980 und 2002 bei Strauß und Stoiber genauso. Armin Laschet hatte am Ende einfach etwas mehr Unterstützer. Die Alternativen sind jetzt klar: Laschet, Baerbock oder Scholz mit den entsprechenden Parteien und Programmen dahinter. Ich freue mich auf diesen Wahlkampf und werde, wie ich schon angekündigt habe, begeistert ab August Wahlkampf machen. Lieber hätte ich ihn für Söder gemacht, nun aber selbstverständlich für Laschet. Da bin ich mit dem bayrischen Ministerpräsidenten einig, dass wir alles tun müssen, dass die Union wieder Regierungsverantwortung erringt. Wir müssen den Folgen, der bis zum Herbst hoffentlich überstandenen Pandemie und der Verantwortung auf allen politischen Feldern für die Menschen in Deutschland, Europa und der Welt gerecht werden.“

MdL Alfred Burger (CDU) fordert einen neuen Weg beim Auswahlverfahren.
MdL Klaus Burger (CDU) fordert einen neuen Weg beim Auswahlverfahren. (Bild: PR)

Nachdenkliche Worte findet MdL Klaus Burger (CDU): „Wir hatten die Wahl zwischen erfolgreichen Ministerpräsidenten, die beide bereit waren, Verantwortung für das Land zu übernehmen. Bei uns im Kreisverband gab es auch große Sympathien für Markus Söder. Ich denke, wir müssen für die Zukunft Wege finden und Verfahren entwickeln, wie wir die Parteibasis in Fragen der Spitzenkandidatur unserer Partei noch besser einbinden können.“

Herausforderer melden sich zu Wort

Prof. Anja Reinalter (Bündnis 90/Die Grünen) spricht sich für einen fairen Bundestagswahlkampf aus
Prof. Anja Reinalter (Bündnis 90/Die Grünen) spricht sich für einen fairen Bundestagswahlkampf aus. (Bild: PR)

Die Laupheimer Bundestagskandidatin Prof. Dr. Anja Reinalter (Bündnis 90/Die Grünen, macht klare Ansagen gegenüber Laschet und setzt Grüne Akzente: „Ich gratuliere Armin Laschet. Wir Grüne setzten auf einen fairen Wahlkampf um die Führung dieses Landes. Entscheidend ist für mich nicht die Person. Mir geht es um das Verständnis der drängendsten Probleme unserer Zeit und darum, die Herausforderungen zu meistern: Klima- und Artenvielfalt schützen und den Zusammenhalt unserer Gesellschaft stärken.“

Florian Hirt (FDP) sieht das „Weiter so“ bei der CDU als beendet an.
Florian Hirt (FDP) sieht das „Weiter so“ bei der CDU als beendet an. (Bild: PR)

Änderungen im Politikstil der Union fordert Florian Hirt, Bundestagskandidat der Freien Demokraten im Wahlkreis Biberach: „Es wird spannend sein, in welche Richtung Armin Laschet seine Partei letztendlich führen wird. Ob er der CDU den benötigten frischen Wind, den sie nach der langen Regierungszeit unter Bundeskanzlerin Merkel benötigt, tatsächlich bringen kann, wird sich zeigen. Klar ist, dass ein Kurs getreu dem Motto ‚Weiter so‘ wie unter Merkel, die anstehenden Aufgaben in unserem Land nicht lösen wird und damit nicht mehr tragbar wäre. Unser Land braucht einen neuen Kurs. Denn auf uns wartet ein Gestaltungsjahrzehnt. Wir von der FDP jedenfalls wollen Politik gestalten.“