Verry british: „Lady Grey“ Zwischen Afternoon Tea und Kuchen als Vitaminbombe

Nicole und Uwe Köppe beim Afternoon Tea auf einem der gemütlichen Sofas im „Lady Grey“.
Nicole und Uwe Köppe beim Afternoon Tea auf einem der gemütlichen Sofas im „Lady Grey“. (Bild: Daniela Leberer)

Wer durch die Adlerstraße in Ravensburg schlendert wird merken, dass es etwas Neues gibt: Den Tearoom „Lady Grey“. Nicole und Uwe Köppe haben sich hier einen kleinen Traum erfüllt. Wer dem Alltagsstress entfliehen möchte und seinen Tee so, wie ihn die Queen einst liebte, genießen möchte, ist im liebevoll eingerichteten Teehaus genau richtig.

Liebhaber der englischen Teekultur und Menschen, die den britischen Lifestyle lieben, kommen hier auf zwei Etagen (28 Sitzplätze) voll auf ihre Kosten. Schon beim Eintritt spürt man eine gewisse Aura und hat das Gefühl, nicht im Herzen von Ravensburg, sondern irgendwo mitten in England zu sein.

Perfekter Kellner von der Insel

Im Hintergrund läuft im Radio BBC, ein waschechter Kellner aus Manchester begrüßt die Besucher verry british und über allem trohnt König Heinrich VIII mit einer Vielzahl seiner Frauen – natürlich an der Wand. Vielleicht sollte man lieber nicht gleich daran denken, dass er zwei davon hat hinrichten lassen… Die Oberherrschaft aber hat „Lady Jane Grey. Die Namensgeberin des Tearooms ging als die Neun-Tage-Königin in die Geschichte ein.

Formvollendet: Kellner Michael Donald mit einem Gast.
Formvollendet: Kellner Michael Donald mit einem Gast. (Bild: Daniela Leberer)

Für die Betreiber Nicole und Uwe Köppe ist England die zweite Heimat und vor allem der britische Teegenuss und alles, was dazugehört, hat es ihnen seit langem angetan. Im „little Britain“ in der Rosenstraße 6 betreibt das Ehepaar seit Jahren ein Geschäft mit britischen Lebensmitteln, Deko- und Geschenkartikel. „Wir wurden von unseren Stammkunden immer wieder darauf angesprochen, dass es so schade ist, dass in Ravensburg nirgends die britische Teekultur zelebriert werden kann, Anglophile sich beim gemütlichen Afternoon Tea austauschen können und dabei vielleicht ein paar News von der Insel erfahren. Jetzt haben wir uns ein Herz gefasst, etwas gewagt und sind froh darüber, dass die Besucher reinschauen und sich wohl fühlen,“ so Uwe Köppe.

Besonderes, dass es nicht überall gibt

Die ausgewählte Karte liest sich für einen Schwaben etwas ungewohnt: Beerengrütze, Cheddarscones mit Lachsforelle, Sandwiches mit karamelisierten Zwiebeln, Fuller’s Bier, Devils Food Cake, der schokoladenlastigste Kuchen Oberschwabens, Porridges und vieles mehr. Natürlich gibt es auch eine große Auswahl English Tea from Tregothnan (der wird auch im Hotel Savoy in London und in der Downing Street Nr. 10 ausgeschenkt), spezielle Biersorten und Gin. Wer ohne Kaffee nicht auskommt, kann sich aus drei Sorten – alle in Cornwall geröstet – eine Geschmacksrichtung aussuchen. Serviert wird in der French Press. Auch hier gilt das Motto: „Erst zelebrieren dann der Genuss.“

Da viele Engländer immer vom Afternoon Tea reden, was hat es denn damit so auf sich?

„Kleinigkeiten sollen den Hunger zwischen dem Mittag- und Abendessen stillen. Die richtige Zeit ist im Grunde zwischen 15 und 17 Uhr. Bei uns gibt es (nur auf Vorbestellung): Tee nach Wahl, Scones, Rodda’s clotted cream, Highfiled britische Erdbeermarmelade, eine Auswahl an Fingersandwiches, Macarones und Petite Fours, obendrauf noch ein Glas Sekt.“ Das hört sich ungewohnt, aber interessant an. Woher kommen denn die Produkte? „Unser Anspruch ist es, so authentisch wie möglich zu sein. Wir beziehen den größten Teil direkt aus Großbritannien. Anderes lassen wir nach besonderen Rezepten hier in der Region mit Originalzutaten herstellen.“

Die Kuchenauswahl wird nach speziellen Rezepten und typisch englischen Zutaten von „SusiCakes“ aus Ailingen gebacken.
Die Kuchenauswahl wird nach speziellen Rezepten und typisch englischen Zutaten von „SusiCakes“ aus Ailingen gebacken. (Bild: Daniela Leberer)

Da ich immer noch nicht weiß, was ich bestellen soll, entscheide ich mich für einen Mini-Rundumschlag für Einsteiger: Cheddarscones mit Lachsforelle und clotted cream, danach ein Stück Lemon Crisp aus der gut gefüllten Kuchentheke. „Nach dem Genuss des Kuchens haben sie übrigens einen Vitaminvorrat für mindestens 4 Wochen intus,“ so der Chef.

Mit viel Liebe zum Detail

Ich sitze im Obergeschoss direkt an der großen Glasfront und genieße den Blick auf die Adlerstraße. Dann wird eine liebevoll gefüllte Etagere serviert, den Tee gibt’s in hauchdünnen Porzellantassen, die Stoffservietten sind blütenweiß, die lauwarmen Scones (mürbe Gebäckstücke) schmecken nach mehr und die clotted cream (diese spezielle Butter hatte ich noch nie zuvor gegessen) ist eine Sünde wert. Mein Fazit: So eine Teatime zwischendurch hat was.

An König Heinrich VIII und seinen Gemahlinnen kommt im Obergeschoss keiner vorbei.
An König Heinrich VIII und seinen Gemahlinnen kommt im Obergeschoss keiner vorbei. (Bild: Daniela Leberer)

Während meines Besuchs im Teeroom sind immer wieder Leute hereingekommen und haben sich nach dem Cream Tea, dem berühmten Afternoon Tea und weiteren britischen Leckereien informiert und waren augenscheinlich glücklich, dass es das alles hier gibt. Ein Magnet ist Kellner Michael Donald. Er serviert formvollendet, unterhält die Gäste und weiß sicherlich so manche Neuigkeit aus dem englischen Königshaus…