Zwei Kinder in Hanau vermutlich getötet – Fahndung läuft

Gegen 7.20 Uhr hatten Passanten die Polizei alarmiert, nachdem sie in der Hanauer Innenstadt vor einem Hochhaus einen schwer verletzten Jungen entdeckt hatten.
Gegen 7.20 Uhr hatten Passanten die Polizei alarmiert, nachdem sie in der Hanauer Innenstadt vor einem Hochhaus einen schwer verletzten Jungen entdeckt hatten. (Bild: Frank Rumpenhorst/dpa)

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Vor einem Hochhaus in Hanau finden Passanten einen schwer verletzten Jungen und rufen die Polizei. Auch in dem Wohngebäude machen die alarmierten Beamten eine fürchterliche Entdeckung.

Hanau (dpa) – In der Hanauer Innenstadt sind zwei Kinder vermutlich einem Gewaltverbrechen zum Opfer gefallen und gestorben. Nach Angaben einer Sprecherin der Staatsanwaltschaft Hanau vom Mittwoch gehen die Ermittler von einem Tötungsdelikt aus.

Es gebe Anhaltspunkte für einen familiären Hintergrund der Tat, nähere Angaben dazu machte die Sprecherin nicht. Die Ermittler fahndeten zunächst erfolglos nach einem Verdächtigen. Nähere Angaben zu dem Mann und in welchem Verhältnis er zu den toten Kindern – einem Mädchen und einem Jungen – stehen könnte, wurden zunächst nicht bekannt.

Obduktionen noch am Mittwoch

Passanten hatten am Mittwochmorgen um 7.25 Uhr die Polizei alarmiert, nachdem sie vor einem Hochhaus auf dem Boden den schwer verletzten Jungen entdeckt hatten. Beim Eintreffen der Beamten sei der Junge bereits nicht mehr ansprechbar gewesen, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit. Auf dem Balkon einer Wohnung im neunten Stock fanden die Beamten dann das leblose Mädchen. Der Notarzt habe nur noch den Tod des Kindes feststellen können. Der Junge wurde ins Hanauer Stadtkrankenhaus gebracht, wo er kurz darauf seinen schweren Verletzungen erlag. Die beiden Kinder sollten noch im Tagesverlauf obduziert werden, sagte die Sprecherin der Staatsanwaltschaft.

Nach ersten Hinweisen dürfte es sich um das siebenjährige Mädchen und den elfjährigen Jungen handeln, die in der Wohnung lebten, sagte die Sprecherin. Die Identität der Kinder stand aber noch nicht fest. «Die Ermittler von Staatsanwaltschaft und von Kriminalpolizei gehen von einem Tötungsdelikt aus und konzentrieren sich nun darauf, was sich am Morgen in dem Haus abgespielt hat», hieß es in der Mitteilung. Auch Nachbarn würden umfassend befragt und Spuren gesichert, so die Sprecherin. Mit Blick auf die noch laufenden Ermittlungen könnten weitere Erkenntnisse vermutlich erst am diesem Donnerstag (12. Mai) veröffentlicht werden, hieß es.

Polizei setzte Drohne ein

Polizisten sperrten die Straßen rund um das Haus mit Absperrbändern und Streifenwagen ab. Die Polizei ließ eine Drohne zum neunten Stock aufsteigen, um den Tatort aus möglichst vielen Perspektiven zu fotografieren. Vor dem Haus wurden Büsche auf der Suche nach Spuren entfernt. «Bei einer solchen Tat fahren wir das volle Programm», sagte ein Polizeisprecher.

Das in die Jahre gekommene Wohnhaus hat insgesamt elf Stockwerke, im Erdgeschoss sind ein Geschäft und ein Café untergebracht. Auch eine Arztpraxis befindet sich in dem Haus, das sich in der belebten Innenstadt und unweit des Marktplatzes der Stadt mit rund 100.000 Einwohnern im Rhein-Main-Gebiet befindet.

Anwohner standen auf dem Bürgersteig und blickten hoch zum Balkon, auf dem ein Ermittler in weißem Schutzanzug zu sehen war. «Man ist geschockt, vor allem wenn man selber Mutter ist», sagte eine 32-Jährige, die mit ihren zwei Kleinkindern unterwegs ist. In der Nähe sei vor gut zwei Jahren der rassistische Anschlag gewesen. Bei dem Terrorakt am 19. Februar 2020 hatte ein 43-jähriger Deutscher neun Hanauer Bürger aus rassistischen Motiven ermordet.