Mitteilung der Familie Dornier Zum Tode von Silvius Dornier (1927-2022)

Das Foto zeigt Silvius Dornier am 27. August 2005 in New York anlässlich der Landung, die sein Sohn Iren Dornier mit dem historischen Wasserflugzeug Dornier Do-24 auf dem Hudson River absolvierte – auf den Tag genau 74 Jahre nachdem das legendäre Flugboot Dornier Do-X ebenfalls auf dem Hudson River in New York gelandet war.
Das Foto zeigt Silvius Dornier am 27. August 2005 in New York anlässlich der Landung, die sein Sohn Iren Dornier mit dem historischen Wasserflugzeug Dornier Do-24 auf dem Hudson River absolvierte – auf den Tag genau 74 Jahre nachdem das legendäre Flugboot Dornier Do-X ebenfalls auf dem Hudson River in New York gelandet war. (Bild: Dornier Stiftung für Luft- Raumfahrt, Friedrichshafen)

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Friedrichshafen – Der Luftfahrtunternehmer und Gründer der Dornier Stiftung für Luft- und Raumfahrt Silvius Dornier ist tot. Er wurde 95 Jahre alt und starb am 19. Juni 2022 in München im Kreise seiner Familie. Er hinterlässt sieben Kinder und 17 Enkelkinder.

Gemeinsam mit seinem Vater und seinen Geschwistern baute er die Dornier Werke nach dem Zweiten Weltkrieg wieder auf, sie machten Dornier erneut zu einem Unternehmen von Weltruf. 1985 übernahm Daimler-Benz die Mehrheit am Gesellschaftskapital des Dornier Konzerns. Silvius Dornier widmete sich sein Leben lang der Entwicklung von Hochtechnologien: Das Streben nach Innovationen über die Luftfahrt hinaus und die Arbeit als sozial engagierter Familienunternehmer in Deutschland zeichneten ihn aus.

Silvius Julius Dornier wurde am 12. April 1927 in Friedrichshafen am Bodensee als Sohn des Flugzeugkonstrukteurs Dr. Claude Dornier und seiner Frau Anna geb. Selinka, geboren.Er besuchte Schulen in Friedrichshafen und vorübergehend nach Ausbruch des Zweiten Weltkrieges auch ein Jahr das Gymnasium in Kempten im Allgäu.

Wieder zurückgekehrt nach Friedrichshafen wurde er parallel zum Schulbesuch, 1943, als Luftwaffenhelfer zu einer der örtlichen schweren Flakbatterien mit 8,8 und 10,5 cm Geschützen eingezogen. Dort erlebte er mit seinen Kameraden mehrere schwere Luftangriffe auf seine Heimatstadt.

Im Frühherbst 1944 folgte die Einberufung zum obligatorischen Reichsarbeitsdienst nach Hüfingen im Schwarzwald. Um nicht zur SS eingezogen zu werden meldete sich Silvius Dornier als Offiziersbewerber zur Luftwaffe. Der größte Teil seiner Kameraden fiel im Kampf, was ihn ein Leben lang sehr bewegte. Silvius Dornier wurde gegen Kriegsende östlich von Berlin eingesetzt.

Bei Kriegsende geriet Silvius Dornier an der Elbe in amerikanische Kriegsgefangenschaft, wurde aber von US-Einheiten einem großen britischen Krieggefangenenlager an der Ostsee in Schleswig-Holstein überstellt.

Nach der Entlassung aus der Gefangenschaft im Herbst 1945 bot ein altes Bauernhaus im Vorarlberg, das seit 1932 im Besitz seines Vaters war, ihm eine vorübergehende Bleibe. Die Gesundheit war durch eine Verletzung im Krieg und durch die Umstände in der Gefangenschaft allerdings so beeinträchtigt worden, dass jahrelang immer wieder ärztliche Behandlungen und Operationen erforderlich wurden.

Nach dem Abschluss eines Technischen Studiums an der Eidgenössischen Hochschule (ETH) 1954 als Dipl. Ing. ETH arbeitete Silvius Dornier kurzzeitig in der ETH Zürich als Assistent am Institut für Aerodynamik bei Professor Jakob Ackeret bis ihm sein Vater Dr. Claude Dornier die Mitarbeit beim Wiederaufbau des Flugzeugbaus vorschlug.

Silvius Dornier übersiedelte im Januar 1955 von der Schweiz nach Friedrichshafen, wohin ihm nach seiner Heirat im September desselben Jahres seine Frau Esther, geb. Haupt, folgte. Ebenfalls 1955 machte sein Vater, der sein Werk als Familiengesellschaft weitergeführt wissen wollte, ihn wie auch seine älteren Brüder formell zu Mitgesellschaftern der Dornier Werke GmbH, 1956 wurde er neben seinen älteren Brüdern zum Geschäftsführer bestellt.

Bisher im Rahmen der Dornier Werke bearbeitete moderne technologische Sonderaufgaben außerhalb des klassischen Flugzeugbaus wurden auf Anregung von Silvius Dornier verselbstständigt. Silvius Dornier wurde von seinem Vater als Beauftragter der Gesellschafterversammlung und als einer ihrer Geschäftsführer mit dem weiteren Aufbau der neuen technologisch und systemtechnisch orientierten Gesellschaft beauftragt.

1962 entstand daraus die Tochtergesellschaft Dornier System GmbH, ein Unternehmen, welches Dornier zu einem Hochtechnologieunternehmen werden ließ. Mit den Bereichen Raumfahrt, Medizintechnik, Umwelttechnik, Elektrotechnik und zahlreichen weiteren Technologien. Diese Aufgabe übergab er später an seinen jüngeren Bruder Donatus Dornier.

Nach dem Tode des Unternehmensgründers Dr. Claude Dornier im Dezember 1969 waren familiäre Spannungen im Gesellschafterkreis aufgetreten. Nach der dann erfolgten Teilauseinandersetzung der Geschäftsanteile und nach dem tödlichen Verkehrsunfall seines Bruders Donatus schied Silvius Dornier aus der Geschäftsführung bei Dornier 1971 aus.

Später, 1977, in dem Jahr, als seine Frau Esther bei einem Unfall in den Tiroler Alpen umkam, übernahm er nochmals für einige Jahre als Geschäftsführer in der Dornier System GmbH vorübergehend Spezialaufgaben. Dieser Schritt gab ihm neuen Halt nach diesem persönlich erlittenen Schicksalsschlag.

1985 hatten sich mehrere Großunternehmen bemüht, den Dornier Konzern zu übernehmen. Schließlich kam es zu einer Vereinbarung, wobei die Mehrheit am Gesellschaftskapital der Firma Dornier von Daimler-Benz übernommen wurde und ein Teil der Familie als Gesellschafter ausschied.

Silvius Dornier blieb aber, zusammen mit seinem ältesten Bruder Claudius, der früher Sprecher der Geschäftsführung gewesen war, zunächst weiterhin Gesellschafter. Im Jahr 1989 gründete er zur Vornahme eigener unternehmerischer Ziele die Silvius Dornier Verwaltungsgesellschaft in München, genannt SDV – sein eigenes Single Family Office. Im Jahr 1995 trennte sich Silvius Dornier schließlich von seinen restlichen Dornier-Gesellschaftsanteilen, die er ebenfalls an Daimler-Benz veräußerte.

Nach der deutschen Wiedervereinigung übernahm Silvius Dornier von der Treuhand AG zwei ehemalige volkseigene landwirtschaftliche Betriebe in Mecklenburg-Vorpommern an der Ostsee und entwickelte sie auf der Basis biologischer Landwirtschaft zu einem anerkannten Musterbetrieb, dem Hofgut Brook (www.gut-brook.de). Ein in unmittelbarer Nähe gelegenes ehemaliges Herrenhaus der früheren Gutsbesitzer wurde 1999 erworben und zur modernen Hotelanlage Schlossgut Gross Schwansee entwickelt (www.schwansee.de/hotel.html).

Aus sozialer Verantwortung und Interesse für Bildung und Jugend gründete Silvius Dornier 1996 die Esther und Silvius Dornier Stiftung (www.dornierstiftung.de) zur Förderung begabter Schüler, die Stipendien vergibt.

Das Interesse für Land- und Forstwesen veranlassten Silvius Dornier 2003 zum Erwerb des größeren Forstbetriebs Adelegg im Allgäu, und später gemeinsam mit zwei anderen Partnern auch zum Erwerb von Ländereien in Rumänien, deren Management von der Silvius Dornier Verwaltungsgesellschaft beaufsichtigt wird. Aus dem Engagement im Bereich der Land- und Forstwirtschaft in Kombination mit einer Finanzportfolioverwaltung entstand schließlich die Do-Investment AG (www.do-investment.de) ein Unternehmen, welches eine umfassende, individuelle Vermögensbetreuung für Privatkunden anbietet.

Im Jahr 2005 gründete Silvius Dornier die Dornier Stiftung für Luft- und Raumfahrt, die dann in Friedrichshafen das Dornier Museum (www.dorniermuseum.de) errichtete, in welchem in historischem Kontext über die Arbeiten und die Geschichte der Dornier Flugzeugbauten berichtet wird.

Im Dornier Museum hat der Ingenieur und Unternehmer die bewegte Geschichte des Familienunternehmens manifestiert. Seit seinem Tod steht das Dornier Museum nun auch mit für die persönliche Geschichte von Silvius Dornier.

(Pressemitteilung: Silvius Dornier Holding)