Zu viele Stubentiger in den Tierheimen

Zu viele Stubentiger in den Tierheimen
Die Katzenschwemme bringt viel Leid für die Tiere: Der Deutsche Tierschutzbund appelliert daher an alle Katzenhalter, bei denen die Tiere (Kater und weibliche Katze) Freigang nach draußen haben, kastrieren zu lassen. (Bild: pixabay)

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Biberach/Friedrichshafen (wb/le) – Der Deutsche Tierschutzbund schlägt Alarm. Die Tierheime werden aktuell von einer Flut an Katzen überschwemmt. Darunter sind viele Jungtiere. Der Großteil der Katzen kommt als Fundtiere ins Tierheim. Auch die Tierheime Biberach und Friedrichshafen sind betroffen.

„Es gibt immer mehr Straßenkatzen, die entlaufen sind, zurückgelassen oder ausgesetzt wurden und sich unkontrolliert vermehren. Die Lage hat sich teilweise dramatisch zugespitzt und bringt Leid für die Katzen sowie große Herausforderungen für die Tierheime mit sich“, erklärt Dr. Moira Gerlach, Fachreferentin für Heimtiere beim Deutschen Tierschutzbund. Über die Gründe für die regionalen Katzenschwemmen kann man bisher nur spekulieren.

Viele Fundkatzen abgegeben

Christl Schuster vom Tierschutzverein im Landkreis Biberach: „Es ist schwierig, einen Grund dafür zu benennen. Da es sich bei uns vor allem um Fundtiere handelt und nicht um Abgabekatzen, sehen wir die Ursache nicht direkt bei Corona, vielleicht indirekt. 2020 war Urlaub nicht möglich, es gab viele Einschränkungen, deshalb haben sich Leute, denen Katzen zugelaufen sind, gerne darum gekümmert und sie aufgenommen.“

Großer Mehraufwand am See

„Bei uns im Tierheim Friedrichshafen haben wir vermehrt trächtigen und scheuen Kätzinnen eine Bleibe gegeben, die dann hier in Ruhe den Nachwuchs aufziehen konnten. Ebenso wurden viele Jungtiere gebracht, die nicht in der Lage waren, selbst zu fressen und somit zeitintensiv von den Tierpflegern umsorgt werden mussten,“ so Carola Fuchsloch, 1. Vorsitzende des Tierschutzvereins Friedrichshafen. Viele Samtpfoten hatten Katzenschnupfen und Durchfall. Das heißt für das Tierheim zusätzliche Kosten für tierärztliche Versorgung und einen Mehraufwand.

„Ein Kastrationsgebot für freilaufende Katzen ist unserer Meinung nach zwingend notwendig, um diese unkontrollierte Vermehrung langfristig einzudämmen.“

Intensive Pflege war gefordert

Im Tierheim Biberach wurden seit dem Sommer ebenfalls sehr viele Fundkatzen abgegeben, allein im September waren es 50 Katzen, darunter viele mutterlose Katzenwelpen. „Vorübergehend können wir die kleinen Katzen für wenige Stunden im Tierheim in Quarantäneboxen unterbringen, sie brauchen aber intensive Versorgung, da es sich oft um Flaschenkinder handelt. 

Welle der Unterstützung

Durch Aufrufe auf der Homepage und Facebook haben Schuster und ihr Team eine Welle der Unterstützung erfahren. Es haben sich katzenerfahrene Menschen gemeldet, die beim Aufpäppeln der Kleinen unterstützten. Zudem sind Spenden an Kittenfutter und Aufzuchtsmilch eingegangen. „Viele der Kleinen konnten wir schon in ein gutes Zuhause vermitteln.“

Das Tierheim Biberach sucht für seine Seniorkatzen dringend ein gutes Zuhause.
Das Tierheim Biberach sucht für seine Seniorkatzen dringend ein gutes Zuhause. (Bild: Pixabay)

Ältere Katzen suchen eine liebevolle Bleibe

Aktuell sucht das Tierheim Biberach dringend für die Seniorkatzen ein Zuhause. Wer Interesse hat, kann sich gerne telefonisch oder per Mail melden und einen Besuchstermin vereinbaren. Telefon: 07351 / 506700
E-Mail: [email protected]

Katzenhalter und Kommunen in der Pflicht

„Tiere einfach auszusetzen oder zurückzulassen ist kein Kavaliersdelikt“, macht Dr. Moira Gerlach deutlich. Sie appelliert an alle Katzenhalter, sich ihrer Verantwortung bewusst zu sein und eigene Tiere – egal ob Kater oder weibliche Katze – kastrieren zu lassen, wenn diese Freigang nach draußen haben. Außerdem sei es wichtig, Katzen zu kennzeichnen und bei FINDEFIX zu registrieren.

Auch die Kommunen sieht der Deutsche Tierschutzbund in der Pflicht: Diese müssten Katzenschutzverordnungen mit einer Pflicht zur Kastration von Freigängerkatzen und einer ergänzten Kennzeichnungs- und Registrierungspflicht einführen und durchsetzen. Nur so ließe sich die unkontrollierte Vermehrung vermeiden und die Katzen ihren Besitzern eindeutig zuordnen.