ZF behauptet sich trotz vieler externer Einflüsse

Die Leistungselektronik ist die Schaltzentrale eines Elektroantriebs: Ein ZF-Mitarbeiter in Schweinfurt montiert sie an das Antriebssystem.
Die Leistungselektronik ist die Schaltzentrale eines Elektroantriebs: Ein ZF-Mitarbeiter in Schweinfurt montiert sie an das Antriebssystem. (Bild: ZF)

WOCHENBLATT
WOCHENBLATT

Friedrichshafen (pr/le) – ZF hat sich im ersten Halbjahr 2022 in einem herausfordernden Umfeld behauptet. In den ersten sechs Monaten wurde ein Umsatz von 21,2 Milliarden Euro erzielt – eine Steigerung von zehn Prozent gegenüber dem Vorjahr. Für 2022 wird mit einem moderaten Wachstum gerechnet. Im zweiten Halbjahr könnten Belastungen durch mögliche Gaslieferstopps entstehen.

„Das erste Halbjahr war von vielen Unwägbarkeiten und externen Einflüssen geprägt, die wir als ZF-Team – auch basierend auf den Krisenerfahrungen der beiden vergangenen Jahre – gut gemeistert haben“, sagte Wolf-Henning Scheider, Vorsitzender des Vorstands der ZF Friedrichshafen AG, am Mittwoch bei der Vorlage der Halbjahreszahlen.

Fokus liegt auf Investitionen in Zukunftstechnologien

„Beeinflusst haben unser Geschäft der Krieg in der Ukraine, die pandemiebedingten Lockdowns in China, die eingeschränkte Verfügbarkeit von Halbleitern und die signifikante Inflation. Unser Fokus liegt darauf, die richtige Balance zwischen den Erwartungen unserer Kunden und unserem Ergebnisziel zu erreichen sowie kontinuierliche Investitionen in Zukunftstechnologien sicherzustellen.“

Fahrzeugproduktion zurückgegangen

Die weltweite Fahrzeugproduktion ist in diesem Zeitraum zurückgegangen; sie lag im Pkw-Segment um zwei Prozent und im Nutzfahrzeugsegment um 28 Prozent unter den Werten des Vorjahres.

Jahresziele fest im Blick

„In einem schwachen und volatilen Marktumfeld haben wir in unserer Performance Stabilität und Ausdauer bewiesen“, sagte ZF-Finanzvorstand Dr. Konstantin Sauer. „Auch wenn die Herausforderungen im zweiten Halbjahr nicht kleiner werden, sind wir zuversichtlich, durch Kostenbewusstsein, eine weiterhin konsequente Mitigation von Inflationseffekten und aktives Management unserer Bestände auf Kurs zu bleiben. Unsere finanziellen Jahresziele behalten wir fest im Blick.“

Mit moderatem Wachstum wird gerechnet

ZF wird angesichts der bisherigen Entwicklungen sowie der weiteren Aussichten für die nächsten Monate an seiner Prognose für das Gesamtjahr festhalten. Das Unternehmen rechnet für 2022 unverändert mit einem moderaten Wachstum des Konzernumsatzes auf ein Volumen von erstmals mehr als 40 Milliarden Euro.

Belastungen durch Gaslieferstopps möglich

Die Prognose bleibt unter Vorbehalt, da ZF mit anhaltend negativen Einflüssen durch die bekannten Themen (Inflation, Krieg in der Ukraine, eingeschränkte Verfügbarkeit von Halbleitern, erneute Wellen der Covid-19-Pandemie) rechnet. Im zweiten Halbjahr könnten zudem Belastungen durch mögliche Gaslieferstopps in Deutschland und Europa entstehen. Auf dieses Szenario bereitet sich das Unternehmen vor. „Dazu intensivieren wir auch die bereits laufenden Maßnahmen, um unseren Energieverbrauch konsequent weiter zu reduzieren und auf alternative Energieträger auszuweichen, wie es auch unsere Nachhaltigkeitsstrategie vorsieht“, betonte Vorstandsvorsitzender Scheider.

Neue Aufträge für E-Antriebe und Connectivity-Plattform

Umfassende neue Aufträge hat ZF für strategisch bedeutende Technologien, zum Beispiel elektrifizierte Antriebe erhalten. Das Auftragsvolumen in diesem Bereich beläuft sich für Pkw und Nutzfahrzeuge inzwischen auf 23 Milliarden Euro bis zum Jahr 2030. „ZF bietet heute ein komplettes und umfassendes Produktportfolio an Systemen und Komponenten für die E-Mobilität“, sagte Wolf-Henning Scheider.

Führungsrolle bei der Leistungselektronik ausbauen

Das Umsatzwachstum der Division Electrified Powertrain Technology von zwölf Prozent im ersten Halbjahr unterstreiche dies eindrucksvoll. „Mit den neuen Aufträgen können wir den Wandel von klassischen Getrieben hin zu rein elektrischen Antrieben bewältigen und den Wegfall der Technologien für Fahrzeuge mit Verbrennungsmotoren mehr als ausgleichen. Jetzt wollen wir unsere Führungsrolle, zum Beispiel bei der Leistungselektronik, weiter ausbauen.“

Großauftrag liegt vor

Ein Großauftrag eines internationalen Fahrzeugherstellers liegt auch für die erste Ausbaustufe der skalierbaren Connectivity-Plattform ZF ProConnect vor, die 2024 in Serie gehen wird. ZF ProConnect ermöglicht die Kommunikation von Fahrzeugen untereinander und mit Satelliten (Vehicle-to-X-Kommunikation) – alles durch die Verbindung zur Cloud. Darüber laufen Services wie Routenplanung, Systemdiagnosen aus der Ferne oder auch das Flottenmanagement.

Autonomes Fahren

Auf der Plattform sind digitale Geschäftsmodelle im softwaredefinierten Fahrzeug integriert; ebenso eröffnen sich Einsatzmöglichkeiten im gesamten Bereich des autonomen Fahrens, in dem eine zuverlässige und stabile Konnektivität unabdingbar ist. Daher wird ZF ProConnect auch in den autonomen Transportsystemen von ZF eingesetzt.