Wildtiere sind unberechenbar

Achtung Wildwechsel: Die Geschwindigkeit sollte in Erwartung der Gefahr reduziert werden
Achtung Wildwechsel: Die Geschwindigkeit sollte in Erwartung der Gefahr reduziert werden (Bild: Pixabay)

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Viele einheimische Wildtierarten werden erst bei Dämmerung aktiv. Bei Dunkelheit sind sie nahezu unsichtbar, wenn sie die Straßen überqueren. Der Landestierschutzverband appelliert an Autofahrer: „Zum Schutz der Tiere und zu Ihrer eigenen Sicherheit: Fahren Sie vorsichtig und vorausschauend. Verringern Sie Ihre Geschwindigkeit und bleiben Sie bremsbereit.“ Schutzmaßnahmen wie Wildschutzzäune, Querungshilfen und Frühwarnsysteme können Leben retten.

Jährlich mehr als 270.000 Wildunfälle

Es wird Herbst und mit den kürzer werdenden Tagen häufen sich wieder die Wildunfälle. Die meisten Unfälle mit Wildtieren passieren nachts. Laut Untersuchungen der Versicherungswirtschaft (GDV) liegen dabei die unfallträchtigsten Zeiten in den frühen Morgenstunden zwischen 5 und 8 Uhr bzw. dann abends wieder zwischen 17 und 0 Uhr. Laut Statistischen Bundesamts kommt es bundesweit alljährlich zu mehr als 270.000 Wildunfällen, so der ADAC. Dabei verunglückten im vergangenen Jahr über 2500 Menschen. 20 Fahrzeuginsassen starben.

Vorsicht ist geboten

Gerade nachts in der Dämmerung oder wenn Regen und Nebel zusätzlich die Sicht verschlechtern, ist beim Autofahren ganz besondere Vorsicht geboten.
Vor allem in der offenen Landschaft oder in Waldgebieten, sollten Autofahrer sehr aufmerksam und konzentriert sein, da Wildtiere, die die Fahrbahn queren häufig erst sehr spät erkannt werden.

Vorausschauend fahren heißt Leben retten

Stefan Hitzler, Vorsitzender des Landestierschutzverbandes warnt deshalb mit Nachdruck: „Wildtiere sind in ihrem Verhalten unberechenbar. Oft sind sie durch das Scheinwerferlicht geblendet und bleiben wie angewurzelt stehen. Wer trotz schlechter Sichtbedingungen gedankenlos das Gaspedal durchtritt, kann eine Kollision dann nicht mehr vermeiden. Die alltäglichen Verkehrsmeldungen wie: „angefahrenes Wildschwein am Straßenrand“, „verletztes Tier auf der linken Spur“ oder „Gefahr durch einen toten Fuchs auf der Fahrbahn“ belegen dies nur zu deutlich.“

22.000 Rehe auf Baden-Württembergs Straßen getötet

Dem Deutschen Jagdverband zufolge wurden bei Autounfällen mit Wildtieren 2019/ 2020 auf deutschen Straßen trotz Coronakrise und weniger Verkehrsaufkommen fast 238.000 Wildtiere getötet. Die Zahlen bezogen sich dabei nur auf Großtiere wie Rotwild, Rehe und Wildschweine. Kleinere Tiere werden darin nicht erfasst.
In Baden-Württemberg starben demnach allein über 22.000 Rehe durch Verkehrsunfälle. Allein ca. 14 Prozent des in der offiziellen Jagdstrecke aufgelisteten Rehwilds wurde folglich auf der Straße „erlegt“. Oft sind die Tiere nicht sofort tot, sondern erleiden schwere Verletzungen. Fahren die Unfallverursacher dann auch noch unbeeindruckt weiter, verenden sie qualvoll am Straßenrand. Dieses Schicksal teilen sie mit einer nicht zählbaren Anzahl an kleineren Wildtieren wie Füchse, Hasen, Kaninchen, Mardern, Eichhörnchen, Igeln und Vögeln etc.. Die Dunkelziffer der durch den Straßenverkehr getöteten Wildtiere ist folglich noch um ein Vielfaches höher.

Unfälle vermeiden

Stefan Hitzler stellt klar: „Je langsamer man selbst unterwegs ist, desto besser kann man reagieren. Die erste Regel heißt also: Präventiv die eigene Fahrgeschwindigkeit den Sichtverhältnissen anpassen, bremsbereit sein und vorausschauend fahren. Da Wildtiere oft in Gruppen unterwegs sind, laufen meist mehrere Tiere kurz hintereinander über die Straße. Wichtig ist es deshalb nicht nur die Fahrbahn selbst, sondern auch beide Straßenränder im Blick zu behalten. Kreuzen ein oder mehrere Tiere den Weg, heißt es rechtzeitig abbremsen, ggf. Licht abblenden, notfalls auch hupen und erst wieder beschleunigen, wenn sich kein Tier mehr zeigt und man sicher an der Gefahrenstelle vorbei ist“. Kommt es trotzdem zu einer Kollision mit „Großwild“, sollte die Unfallstelle gesichert und sofort die Polizei bzw. der zuständige Jagdpächter benachrichtigt werden. Nur so ist es möglich sicherzustellen, dass schwer verletzte Tiere schnellstmöglich gefunden und erlöst werden.

(Quelle: Landestierschutzverband)